Totes Meer
Ort, wo die Zombies uns nicht erreichen konnten, genau wie ich es den Kindern versprochen hatte.
Überall am Wasser lagen Schiffe und Boote. Die Pride of Baltimove II, ein Nachbau eines Klippers aus der Ära um 1812. Die USS Constellation, das letzte Schiff aus dem Bürgerkrieg in ganz Amerika, das noch fuhr, 1854 gebaut und immer noch seetauglich. Beide kamen nicht infrage. Ich hatte keinen blassen Schimmer vom Segeln, aber ich wusste, dass man eine ganze Mannschaft brauchte, um sie überhaupt aus dem Hafen zu bewegen. Es gab noch ein Schiff der Küstenwache, die USCGC Spratling , auf dem regelmäßig Touristen herumgeführt wurden. Sie war momentan der Ersatz für die Cutter Taney, die vor ungefähr einem Jahr für Reparaturen und Restaurierungsarbeiten in eine Werft geschickt worden war. Davor waren
beide Küstenwachschiffe der Öffentlichkeit zugänglich gewesen. Doch auch die Spratling kam nicht infrage, genau wie die beiden anderen großen Schiffe. Aber es gab auch kleinere Boote: Fähren, Wassertaxis und Ausflugsboote. Verdammt, es gab sogar Tretboote, und wie man die fuhr, wusste sogar ich. Außerdem gab es in der Nähe noch einige Yachthäfen, in denen jede Menge Yachten, Fischerboote und Vergnügungsdampfer lagen.
Ich hatte keine Ahnung von der Seefahrt, aber wie schwer konnte das schon sein – besonders, wenn man unsere Alternativen bedachte? Wenn wir es in das Hafengebiet oder einen der Yachthäfen schafften, ohne getötet oder gefressen zu werden, und wenn wir dort ein kleines Boot stehlen konnten, dann wären wir längst auf See, bevor die gesamte Stadt abgebrannt war. Selbst wenn ich uns nur vom Dock abstoϐen konnte, würden wir zumindest weit genug in die Bucht hinaustreiben können, dass die Zombies uns nicht erreichen konnten. Vielleicht sogar aufs Meer hinaus. Sogar auf dem offenen Meer zu treiben war besser, als hierzubleiben.
Das Hafengebiet war nur ein paar Blocks entfernt. Nicht abzusehen, wie vielen Zombies und irren Schießwütigen wir bis dahin begegnen würden. Es würde hart werden, aber was hatten wir für eine Wahl?
Ich scheuchte die Kinder tiefer in den Schatten und kniete mich hin. Der Rauch wurde wieder ziemlich dicht, und als ich sprach, war meine Kehle trocken und rau.
»Hört zu«, krächzte ich. »Ich habe eine Idee, aber ihr müsst dicht bei mir bleiben und genau das tun, was ich sage. Wir werden versuchen, ein Boot -«
Tasha fiel mir ins Wort: »Was für ein Boot?« »Irgendein Boot. Im Hafen gibt es Hunderte davon. Wir müssen es nur bis dahin schaffen.«
»Wie?«
»Na ja, wir müssen laufen. Darum will ich ja -«
»Laufen?« Tasha sah mich entsetzt an. »Da draußen? In diesem Chaos? Sind Sie irre?«
»Ich weiß, dass es gefährlich ist, aber es gibt keinen anderen Weg. Jeder kämpft gegen jeden. Wenn wir schnell sind, bemerken uns die Zombies vielleicht gar nicht.«
»Ich habe keine Angst«, verkündete Malik – aber seine Augen sagten etwas anderes.
»Ich schon«, gab Tasha zu. »Ich will da nicht rausgehen, Mr. Reed. Bitte zwingen Sie uns nicht dazu.«
Ich drückte ihre Hand, in der Hoffnung, sie dadurch zu beruhigen. Stattdessen fing sie an zu weinen.
»Ich will nicht gehen. Sie werden uns kriegen. Genau wie alle anderen. Alle unsere Freunde. Momma...«
Schluchzend drückte Tasha sich an mich und schlang mir die Arme um den Hals. Malik begann zu schniefen, dann heulte auch er los. Ich zog sie in eine Umarmung. Ich hielt sie, während Tränen und Rotz mein bereits nasses Hemd aufweichten. Von der Straße drangen Schüsse und Schreie zu uns herüber,
gefolgt von einer Salve aus einer Maschinenpistole, ganz in unserer Nähe.
»Leute«, sagte ich sanft. »Ich weiß nicht, was wir sonst machen sollen. Die Stadt brennt. Versteht ihr denn nicht? Das Feuer hat uns fast eingeholt. Wir können nicht einfach hierbleiben, und wir können nicht gegen alle kämpfen. Mir fällt nichts anderes ein, als wegzulaufen. Das Wasser ist unsere einzige Chance. Ich verspreche euch – ich verspreche, dass ich nicht zulassen werde, dass diese Dinger uns erwischen. Eher sterbe ich.«
Tief in mir wusste ich, dass ich es ernst meinte. Ich bin kein Held. Noch vor ein paar Stunden hatte ich zugesehen, wie direkt vor meinem Haus eine Frau abgeschlachtet worden war, und ich hatte nicht einen Finger gerührt, um ihr zu helfen. Als ich gerade den Kinderzombie erschossen hatte, war das mehr eine Instinkthandlung gewesen, weniger der Wunsch, dem Opfer der Kreatur zu helfen. Doch während
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