Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totes Meer

Titel: Totes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Keene
Vom Netzwerk:
Trümmer in den Himmel. Irgendjemand in dem brennenden Gebäude, wahrscheinlich der Schütze, schrie.
    Auf der Straße jagte gerade ein Rudel untoter Hunde eine Frau und ihr Baby. Ein Zombie-Pitbull schnappte sich das Kind aus den Armen der flüchtenden Mutter und riss es in Stücke. Einen Moment später traf eine verirrte Kugel die Mutter. Zumindest hoffte ich, dass sie verirrt war. Vielleicht hatte der Schütze auf die Hunde gezielt und stattdessen sie getroffen. Oder vielleicht hatte er doch auf sie gezielt. Ein Gnadenschuss. In dem ganzen Chaos gab es viele Zombietiere. Hauptsächlich Ratten und Hunde, aber ich sah auch ein paar tote Katzen sowie etwas, das ich für einen Leguan hielt. Die Hundezombies bewegten sich schneller als ihre menschlichen Gegenstücke, und ich fragte mich, warum das so war. Vielleicht, weil sie vier Beine hatten statt zwei, oder vielleicht waren sie noch nicht so lange tot.
    Ein Mann stolperte an uns vorbei, nahe genug, dass ich den Arm ausstrecken und ihn hätte berühren können,
wenn ich gewollt hätte. Er war noch nicht tot, aber kurz davor. Er hatte die Hände auf den blutenden Bauch gedrückt und versuchte, seine Gedärme festzuhalten. Das Pflaster hinter ihm war mit dicken Blutstropfen besprenkelt. Ein Kinderzombie in blutverschmierten Kleidungsfetzen ging hinter ihm her und kaute auf etwas, das wie ein Stück Darm aussah. Der Mann schien seinen Verfolger gar nicht zu bemerken, und der Zombie hatte es nicht eilig. Ich schoss ihn in den Hinterkopf, als er an uns vorbeiging. Der Mann blieb nicht einmal stehen. Er ging einfach weiter. Ich zog mich wieder in den Schatten zurück und hatte Angst, dass meine gute Tat verraten haben könnte, wo wir uns versteckten.
    Doch es spielte keine Rolle, denn im nächsten Moment wurde alles noch schlimmer.
    Zivilisten in einem gestohlenen Kettenfahrzeug fuhren durch die Menge und zerquetschten sowohl die Lebenden als auch die Toten unter dem Gefährt. Ein Teenager-Zombie in einem Slipknoi- T-Shirt versuchte, auf das Fahrzeug zu klettern, doch einer der Männer trat ihn mit dem Stiefel voll ins Gesicht, so dass er wieder abstürzte. Ein anderer Mann eröffnete das Feuer aus dem aufmontierten Maschinengewehr. Leichen – lebende und tote – zuckten und tanzten, als die Schüsse sie zerfetzten. Ich keuchte. Diesen Typen war es völlig egal, wen oder was sie erschossen. Sie waren genauso schlimm wie die Zombies – vielleicht schlimmer. Die Toten konnten keine Waffen benutzen. Weiter eine Schneise ziehend, rollte das Fahrzeug
davon. Die Menschen, die sie gerade getötet hatten, blieben tot. Die hatten Glück.
    Wieder lief ein Mann an uns vorbei. Er trug ein Gewehr.
    »Hey«, rief ich, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.
    »Verpisst euch besser von hier«, keuchte er und rannte weiter.
    Ich wollte ihm sagen, dass wir keine Ahnung hatten, wohin wir gehen sollten. Dachte, dass er vielleicht einen sicheren Ort kennen könnte. Aber er bog um eine Ecke und verschwand.
    Der Grünstreifen in der Mitte der Straße war sorgfältig mit Bäumen, Blumen und Büschen bepflanzt. Plötzlich gingen die Baumkronen in Flammen auf, genährt von dem Feuer im Antiquitätenladen. Weitere verirrte Kugeln zerrissen das Pflaster. Irgendwas zertrümmerte eine Windschutzscheibe in unserer Nähe, und Zementbrocken flogen durch die Luft. Der Gestank wurde schlimmer: Verwesung, Pulverdampf, brennendes Benzin und Fleisch. Die Schreie wurden lauter.
    »Was sollen wir jetzt machen?«, fragte Malik. Er klang nicht mehr mutig. Er klang wie ein verängstigter kleiner Junge, der kurz davor war, in Tränen auszubrechen.
    Da erst kam mir die Idee, in den Hafen zu flüchten. Ich hätte mich schlagen können, dass ich nicht früher daran gedacht hatte, da wir sowieso in diese Richtung geflohen waren. Fells Point grenzte an den
Binnenhafen. Das Hafengebiet war die Haupttouristenattraktion von Baltimore. Dort lagen das National Aquarium, das große Hard Rock Cafe, das mehrstöckige Barnes and Noble Kaufhaus, Port Discovery, das World Trade Center, Fort McHenry, das Maryland Science Center, der Pier Six Konzertpavillon (letztes Jahr hatte ich dort Erik B & Rakim und ein paar andere Old-School-Hip-Hop-Acts gesehen), tonnenweise Läden, Restaurants und Bars, und man war schnell bei den Hotels, dem Stadion und dem Convention Center. Aber das Hafengebiet war eben auch genau das, was der Name beinhaltete – ein verdammter Hafen. Er ging auf die Chesapeake Bay hinaus. Das offene Meer – ein

Weitere Kostenlose Bücher