Totes Meer
Kiefer. Der Tote taumelte rückwärts. Ich packte den Gewehrlauf mit beiden Händen und schlug auf die Beine der Kreatur ein, wobei ich ihr beide Kniescheiben brach. Als sie zusammensackte, schlug ich ihr gegen den Kopf. Das Gesicht des Zombies implodierte hinter der Maske. Schwarzer Schleim, offenbar geronnenes Blut, quoll aus den Mund- und Augenlöchern wie nasser Schlamm. Zuckend lag der Tote auf dem Pflaster.
»Hau nochmal drauf«, rief Malik. »Verpass dem Arschloch eine.«
Ich gehorchte. Ich schlug dem Zombie gegen die Schläfe, und seine Maske riss ab. Sein Gesicht sah aus wie eine Schüssel gekochter Spaghetti. Schwarzer Moder wuchs auf seiner Haut. Ich rammte das Gewehr noch einmal nach unten, dann brach sein Schädel. Der Zombie hörte auf zu zucken und lag still. Ich beugte mich vor, hob den Eishockeyschläger auf und wischte Dreck und Schleim vom Griff.
»Hier.« Ichwarfden Schläger zu Malik. »Meinst du, du kannst damit etwas anfangen?«
»Scheiße, ja, und wie.« Er grinste wie ein Kind, das gerade seine Weihnachtsgeschenke ausgepackt hat. Dann ließ er den Schläger kreisen und ahmte das Geräusch eines Lichtschwerts nach.
»Lass es, Malik«, sagte Tasha. »Du wirst mich noch mit Blut vollspritzen.«
»Werde ich nicht. Ich weiß, was ich tue. Dem nächsten Zombie, dem wir begegnen, werde ich den Schädel einschlagen, genau wie Lamar es gemacht hat.«
»Jetzt redest du Klartext«, sagte ich. »Aber bitte triff weder mich noch deine Schwester damit.«
»Sie hätten ihn mir geben sollen«, meinte Tasha. »Er ist zu klein, um irgendwas zu treffen.«
Malik starrte sie böse an. »Das sagst du.«
»Es ist nicht fair.«
»Wir finden etwas für dich«, versprach ich Tasha. »Keine Sorge.«
Nachdem ich den Griff des Gewehrs von Blutmatsch befreit hatte, um versehentliches Infizieren zu vermeiden, gingen wir weiter. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und sehnte mich nach einem kalten Bier oder wenigstens Wasser. Die Sommerhitze in Kombination mit der Hitze des Feuers machten die Temperaturen unerträglich. Hinzu kam, dass wir die ganze Zeit rannten, dann kämpften, dann wieder rannten – ich war erledigt. Schweiß tropfte von meiner Nase und fiel auf meine bereits durchnässten Klamotten.
Wir stießen auf weitere Überlebende, als wir uns Fells Point näherten, einer Gegend, die an den Wochenenden hauptsächlich von reichen weißen Collegestudenten aus den Vororten belagert wurde, die zum Saufen hierherkamen. Hier gab es jede Mange Bars, Musikläden und Vintageboutiquen – solche
Sachen eben. (Sie nannten es Vintageklamotten und zahlten jede Menge Kohle dafür. Dabei bekam man die gleiche Hose im Billigladen für einen Dollar.) Jeden Abend torkelten hier betrunkene Möchtegern-Eminems durch die Gegend, die einander anpöbelten, ihre Freundinnen oder sogar harmlose Passanten begrapschten, in die Gassen pinkelten und die Bürgersteige vollkotzten.
Jetzt war Fells Point ein Schlachtfeld. Wir waren durch eine sehr enge Seitengasse gekommen, eine von den alten mit bröckelnden Ziegeltorbögen. Wir hörten die Schüsse und die Schreie, aber sie wurden durch die Gebäude auf beiden Seiten gedämpft. Erst als wir das Ende der Gasse erreichten, sahen wir, was ablief. Auf dem Marktplatz fand eine Schlacht statt – Mensch gegen Zombie und sogar Mensch gegen Mensch. Es war schwierig, alles im Auge zu behalten. Ich streckte den Arm aus und bedeutete den Kindern, hinter mir zu bleiben. Dann starrte ich ungläubig auf die Szene.
Die Straßen waren mit Körperteilen und reglosen Leichen übersäht, und in den Rinnsteinen floss das Blut. Schüsse hallten von den Gebäuden wider, die Luft war voller Rauch. Es war ein Albtraum. Der Gestank, die Schreie – die Kaugeräusche. Selbst über den Lärm der Explosionen hinweg konnte man hören, wie die Zombies fraßen.
Ich sah ein Auto, das auf dem Dach lag, seine Räder ragten in die Luft wie die Pfoten eines toten Tieres. Es musste kurz vor unserer Ankunft umgekippt
sein, denn es waren noch Leute darin. Sie schrien, als die Zombies sie durch die zerschmetterten Fenster zogen und sich über sie hermachten, ihr Fleisch mit Zähnen und Händen zerrissen. Eine Leiche schlurfte an einem brennenden Antiquitätenladen vorbei. Sie hatte keine Arme mehr. Irgendjemand im Laden schoss. Das Schaufenster explodierte, und der Zombie brach auf dem Bürgersteig zusammen. Dann fiel mit einem lauten Dröhnen das Dach des Ladens in sich zusammen und schleuderte glühende
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