Totes Meer
versuchen es bei der kleinen Station in der Nähe von Virginia Beach, die von Wald umgeben ist. Sie sollte verlassen sein. Wenn wir dort kein Glück haben, kommen wir auf Mitchs und Lamars Vorschlag zurück und versuchen es bei der Ölplattform. Ist das in Ordnung?«
Alle stimmten zu. Dann begannen wir, die Expedition zu planen. Laut Chief Maxey würden wir mit dem Beiboot an Land gehen müssen, da das Wasser an der Station für die Spratling zu flach war. Nach kurzer Diskussion beschlossen wir, dass sechs Leute ausreichen würden, die Mannschaft für den Landgang zu bilden. Dann bliebe noch genug Platz im Beiboot, um Vorräte an Bord zu bringen. Chief Maxey und Tum waren die Einzigen an Bord, die das Beiboot steuern konnten, also wurde Tum ausgewählt, um an Land zu gehen. Mitch, Tony und Runkle meldeten sich freiwillig. Hooper erklärte sich widerwillig ebenfalls bereit.
»Wir brauchen noch einen«, stellte Chief Maxey fest. »Basil, wie wäre es mit Ihnen? Wollen Sie sich der Landmannschaft anschließen?«
Basil wirkte überrascht. »Ich? Warum?«
»Sie waren doch bei der Nationalgarde. Das könnte hilfreich sein.«
»Ja«, nickte Mitch. »Sie wissen doch, wie man mit Waffen umgeht, oder?«
»A-also«, stotterte Basil, »vielen Dank für Ihr Vertrauen, aber ich kann das nicht. Auf keinen Fall. Ich habe die letzten zwei Wochen in einer öffentlichen Toilette im Zoo von Baltimore verbracht. Ich habe es nur knapp geschafft, da lebend rauszukommen. Auf keinen Fall kehre ich in diese Scheiße zurück.«
»Feiges Huhn«, stichelte Hooper. »Feiger Hühnerscheißearsch.«
»Leck mich, Mann!«
Basil stürzte sich mit erhobenen Fäusten und verkrampftem Kiefer auf ihn. Runkle machte ihm Platz. Er schien ganz heiß darauf, die beiden kämpfen zu sehen, und leckte sich die Lippen. Tum und Chief Maxey traten zwischen die beiden. Basil versuchte, sich am Chief vorbeizuschieben, aber Maxey gab nicht nach.
»Komm schon, feige Sau«, rief Hooper. »Was hast du zu bieten? Gar nichts hast du. Zeig’s mir. Na los, komm schon. Zeig’s mir doch.«
Tum stieß Hooper gegen die Brust. Hooper holte aus, um ihn zu schlagen, doch Tum wich geschickt aus. Plötzlich hatte Mitch seine Pistole gezogen und richtete sie auf Hoopers Kopf.
»Geh weg von ihm.« Er bewegte auffordernd den Lauf der Pistole. »Sofort.«
Hooper riss die Augen auf, trat jedoch zurück. »Du richtest eine Waffe auf mich?«
»Sieht ganz so aus, oder?« Mitch wandte sich an den Chief. »Sehen Sie jetzt, warum es eine gute Idee war, nicht alle Waffen wegzusperren?«
Chief Maxey wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und drückte dann seine Zigarre aus. »Es interessiert mich einen Scheißdreck, wer hier Schuld hat oder nicht. Sie werden sich jetzt alle verdammt nochmal beruhigen, sonst stelle ich Sie unter Arrest. Das hier ist keine Demokratie, ich habe hier das Sagen. Was ist mit Ihnen los? Schlägereien? Sich mit Waffen bedrohen? Hätte ich gewusst, dass es so weit kommt, hätte ich Sie alle auf dem Pier zurückgelassen.«
»Es tut mir leid.«« Mitch steckte die Pistole weg. »Ich dachte nur, es wäre Ihnen nicht recht, wenn Ihr Erster Offizier zu Brei geschlagen wird.«
»Danke«, murmelte Tum.
»Mir tut es auch leid«, sagte Basil. »Aber ich werde nicht an Land gehen, und es ist mir egal, was man von mir denkt. Ich kann es nicht.«
»Warum?«, fragte Tony. »Was ist denn im Zoo mit dir passiert, Mann? Wir haben alle viel Scheiße durchgemacht. Wie ist deine Geschichte?«
Basil schauderte. »Das wollt ihr nicht wissen.«
»Doch«, widersprach Tony. »Ich will es wissen. Ich glaube, wir verdienen es, das zu wissen. Jeder in dieser verdammten Landmannschaft wird für das Leben aller anderen auf diesem Schiff seinen Hals riskieren. Ich denke, du schuldest uns eine Erklärung, warum du nicht das Gleiche tun kannst – insbesondere, da du ja auch von dem Landgang profitieren wirst.«
Basil antwortete nicht. Er ging hinüber zum Bullauge, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und starrte aufs Meer hinaus. Als er endlich sprach, mussten wir uns anstrengen, um ihn hören zu können.
»Ich habe den Zoo immer geliebt. Als ich ein Kind war, war das mein Lieblingsausflugsziel. Ich bin in Gren Burnie aufgewachsen. Jedes Wochenende habe ich meine Eltern angebettelt, mit mir in den Zoo zu gehen. Wir sind vielleicht vier Mal im Jahr hingegangen. Als ich erwachsen war, habe ich mir dann eine dieser lebenslangen Mitgliedschaften
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