Totes Meer
Begegnung nicht verbessert. Er hielt mich für einen Onkel Tom, also für einen Verräter an der Sache der Schwarzen, und hatte inzwischen auch erfahren, dass ich schwul war – zwei Punkte, die gegen mich sprachen. Ich hingegen hielt ihn für ein faules, ungebildetes Drecksarschloch.
»Das würde ich gern sehen«, meinte Mitch.
»Flippt nicht gleich aus«, murmelte Hooper, »ich hab doch nur rumgealbert.«
»Eine Hubinsel ist eine Art schwimmende Plattform«, erklärte Tum, der Hooper ignorierte. »Im Grunde ist eine Hubinsel einfach ein großes Schiff mit einer Bohrvorrichtung und Wohnräumen. Die Ölfirmen fahren damit an die Stellen, wo sie bohren müssen, und lassen dann Säulen aus, durch die die Plattform angehoben und gleichzeitig am Grund verankert wird. Sie ist ein wenig kleiner als eine normale Bohrinsel. Sie haben Stabilisationsmotoren und das ganze Zeug. Wie dem auch sei, ja, da draußen gibt es welche. Nicht nur im Golf. Die Ölfirmen starten immer wieder Testbohrungen, einfach um zu sehen, was sich da unter dem Meeresboden befindet.«
Mitch sprach aus, was ich dachte: »Warum können wir dann nicht einfach zu dieser Bohrinsel fahren?«
»Da gäbe es immer noch Zombies«, erklärte Chief Maxey. »Selbst auf einer kleinen Plattform gibt es eine
Besatzung. Die Leute von der Ölfirma, die Mechaniker, Bohrexperten, Arbeiter, Putzleute, Köche und Deckhelfer. Falls sie die Mannschaft nicht evakuiert haben, bevor auf dem Festland alles zusammengebrochen ist, sind sie immer noch dort.«
»Schon«, meinte Mitch gedehnt. »Aber sie wären nicht unbedingt Zombies. Wenn sie keine Verbindung zum Festland hatten, können sie sich auch nicht mit Hamelns Rache infiziert haben. Man muss ihr ausgesetzt sein – gebissen werden oder mit infiziertem Blut in Berührung kommen -, um sich in einen von denen zu verwandeln, oder nicht? Das Einzige, was sie erreichen könnte, wären Vögel und Fische, und die sind keine Überträger. Diese Mannschaft könnte noch am Leben sein. Sie könnten uns helfen.«
»Er hat nicht Unrecht, Chief«, meinte Tum. »Im Golf ist es ziemlich verbreitet, dass Krabbenkutter und Ähnliches an den Plattformen anlegen und ihren Fang gegen Diesel eintauschen. Das sollte logischerweise auch für die Plattformen im Atlantik gelten. Wir könnten Vorräte eintauschen. Wahrscheinlich würden sie uns willkommen heißen, ganz besonders jetzt.«
»Aber wir haben nichts, was wir tauschen könnten.«
»Wir haben eine Transportmöglichkeit«, hielt Tum dagegen. »Ich bezweifle stark, dass die Ölfirma in absehbarer Zeit einen Helikopter schickt, um sie von der Hubinsel zu holen. Aber wir können das. Wir sind ihr Ticket, um von der Plattform runterzukommen.«
»Okay«, meinte der Chief. »Aber was ist, wenn sie
gar nicht wollen? Was, wenn sie bleiben wollen? Was dann? Was können wir ihnen sonst noch anbieten?«
»Die Frauen«, schlug Runkle vor. In seiner Stimme lag nicht einmal ein Anflug von Humor. Der Kerl meinte es ernst.
Ungläubig starrten wir ihn an.
»Vergiss es«, sagte Hooper schließlich. »Die Frauen gehören uns. Wir werden sie nicht eintauschen. Die brauchen wir zu Brutzwecken.«
»Was zur Hölle ist mit euch beiden los?« Mitch schlug mit voller Wucht auf die Seekarte. »Hört ihr euch eigentlich selber reden? Ihr redet hier verdammt nochmal über Sklaverei – als wären die Frauen an Bord etwas, was man verschachern kann oder nichts anderes als ein Harem.«
»Ach, sind sie das nicht?« Hooper grinste so breit, dass man seine Zahnlücken sehen konnte.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Ich ließ sie hängen. Was mir verdammt schwerfiel. Ich bemerkte, dass Mitch sich ebenfalls anspannte. Er zitterte vor Wut, und sein Gesicht war rot angelaufen. Chief Maxey schaltete sich ein und löste die Spannung.
»Hört auf, alle. Officer Runkle. Mr. Hooper. Auch wenn Ihr Beitrag auf diesem Schiff wertvoll ist und dringend benötigt wird, werde ich einen solchen Unsinn nicht dulden. Ich will nie wieder hören, dass einer von Ihnen so etwas sagt. Nicht, solange Sie sich auf meinem Schiff befinden. Ist das klar?«
Hooper zuckte mit den Schultern. »Wie Sie wollen, Mann. Ich hab nur Spaß gemacht.«
»Das machen Sie ein wenig zu oft«, sagte Tum.
»Runkle?« Chief Maxey starrte ihn eindringlich an. »Haben Sie mich verstanden?«
Runkle nickte, sagte aber nichts.
»Also, wie lautet der Plan, Chief?« Tum wandte sich wieder der Karte zu. »Wir müssen eine Entscheidung fällen.«
»Wir
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