Totes Meer
einfach immer geradeaus«, hatte er gesagt. »Hier draußen sollte es eigentlich keine anderen Schiffe geben, mit denen du kollidieren könntest. Und wenn ein Alarm losgeht, ruf uns.«
Der Chief und Tum waren hier, weil sie die Küste
kannten und die Seekarten lesen konnten. Die anderen waren dabei, weil sie Erfahrung in Militär oder Polizeidienst hatten und sich mit Waffen auskannten. Ich war nur dabei, weil Mitch darauf bestanden hatte, dass ich mitkam. Für mich war das okay. Die Fische bissen sowieso nicht, und Tasha und Malik waren mit ihren Schulaufgaben beschäftigt – für die sie sich nach ein paar Tagen dann doch begeistert hatten. Ich glaube, es gefiel ihnen, etwas zu tun zu haben, etwas, womit sie ihren Geist beschäftigen konnten, auch wenn es Schule war. Carol hatte irgendwo Papier und Stifte aufgetrieben und ein paar Lehrmaterialien entworfen, da wir keine Bücher an Bord hatten. Die Kinder mochten sie auf Anhieb, und Tasha schien sich besonders mit Alicia gut zu verstehen – wie auch Alicia mit Tasha. Am Abend zuvor hatte Joan gemeint, das Mädchen scheine sich immer nur dann zu öffnen, wenn sie mit den Kindern zusammen war. Nach drei Tagen auf See schien für uns alles rund zu laufen. Eine dysfunktionale kleine Familie.
Runkle nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche. »Bevor alles in der Scheiße versunken ist, hat die Katastrophenschutzbehörde in South Point eine Hilfsstation eingerichtet. Ich erinnere mich, darüber was im Radio gehört zu haben. Sie sollten Nahrungsmittel, Wasser und medizinische Versorgung bereitstellen. South Point ist ziemlich ländlich, also vielleicht noch nicht überrannt worden. Könnten wir es da probieren?«
Chief Maxey schüttelte den Kopf. Ich müsste also
fast ganz um Assateague Island herumfahren. Und das brächte uns in die Nähe von Ocean City, das zu dieser Jahreszeit voller Touristen gewesen sein dürfte. Zu viele mögliche Zombies, besonders, wenn man bedenkt, wie weit sie wandern. Außerdem sind da noch die Wildpferde aus Assateague, und wenn die infiziert sind, haben wir Zombies auf zwei Seiten. Die Pferde sind daran gewöhnt, die Bucht zu durchqueren – da ist es wahrscheinlich, dass sie es nach ihrem Tod auch noch tun. Das würde ich nicht riskieren.«
»Aber Pferde sind doch immun gegen Hamelns Rache«, wandte ich ein. »Das habe ich in den Nachrichten gesehen, bevor der Strom weg war. Schafe haben es gekriegt, aber Schweine nicht. Pferde waren immun, Rinder nicht.«
»Kann schon sein«, meinte der Chief. »Aber die Seuche muss sich angepasst haben, denn ich habe in der Innenstadt ein totes Pferd herumlaufen sehen, eins von den Polizeipferden, und es jagte einen lebenden Hund.«
»Sind Sie sicher, dass es ein Zombie war?« »Seine gebrochenen Rippen ragten aus dem Fleisch, und sein Schwanz war an der Wurzel ausgerissen worden.«
»Es gibt noch was zu bedenken«, meldete sich Tum zu Wort. »Egal, wo wir anlegen, selbst wenn es da nur wenige Zombies gibt, wir sollten auf jeden Fall Handschuhe und irgendwelche Atemschutzmasken tragen. Vielleicht können wir uns was basteln. In einem der Schaukästen gibt es Gazetücher. Daraus könnte man Masken machen.«
Basil, der nur halb zugehört hatte, schreckte hoch. »Warum sollten wir das müssen?«
»Krankheiten«, erwiderte Turn. »Überlegen Sie mal. Selbst wenn die Armee oder sonst jemand alle Zombies getötet hat, waren sie bestimmt nicht in der Lage, die Leichen alle zu verbrennen. Es sind einfach zu viele. Am Anfang haben die Feuergruben noch funktioniert, aber als die Situation außer Kontrolle geraten ist, haben auch die versagt. Jetzt liegen – oder wandern – demnach Tausende, wenn nicht Millionen Leichen herum. Leichen übertragen Krankheiten. Jeder Zombie ist ein wandelnder Seuchenherd.«
»Guter Punkt«, sagte ich. »Aber wenn es so wäre, warum ist dann noch niemand von uns krank geworden? Wir haben so lange überlebt. Hätten wir uns inzwischen nicht mit irgendeiner Krankheit anstecken müssen, die sie verbreiten?«
»Nicht zwangsläufig. Ich weiß es nicht genau, weil ich nicht dabei war, als Sie draußen an Deck Ihre Geschichten ausgetauscht haben. Aber ich wette, fast alle von uns haben dadurch überlebt, dass sie sich irgendwo verkrochen haben und den Zombies aus dem Weg gegangen sind, wann immer es möglich war. Erst das Feuer hat uns aus unseren Verstecken getrieben, und wir hatten nur begrenzten Kontakt mit den Toten, bevor wir an Bord der Spratling kamen.«
Basil war
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