Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
der Täter ihre Autoscheibe eingeschlagen hatte, hatte Allie kein Blut gefunden, und im Wald gab es keine erkennbaren Reifen- oder Fußabdrücke, keine Spur von ihrer Pistole und keine Textilfasern in den Büschen. Nichts.
    Allie schulterte ihre beiden Taschen und streifte noch einmal über die Lichtung. Dann kletterte sie auf die Anhöhe hinter der Hütte, um von oben den ganzen Tatort zu überblicken. Einige Uferabschnitte am Fluss waren so zugewuchert, dass sie nicht bis dorthin vordringen konnte. Aber falls der Täter irgendetwas – zum Beispiel ihre Waffe – in den Fluss geworfen hatte, dann könnte es etwas weiter flussabwärts an einem Felsen oder einer Wurzel hängen geblieben sein.
    Wenn sie einen exponierten Platz, eine Art Aussichtspunkt fand, dann könnte sie von dort mit ihrem starken Teleobjektiv Aufnahmen machen, die den weiteren Flussverlauf in einem Radius von einer Viertelmeile einfingen. Diese Fotos könnte sie dann auf ihrem Computer vergrößern und detailliert absuchen.
    Natürlich durfte sie die Erwartungen nicht zu hoch schrauben, versuchte sie sich zu bremsen, während sie nach einem geeigneten Platz Ausschau hielt. Aber sie war noch nicht bereit, aufzugeben. Wer immer ihre Pistole gestohlen und Clay zu töten versucht hatte, unterschätzte offenbar ihre Spezialausbildung und ihre jahrelange Erfahrung.
    Und diesem Jemand wollte sie es zeigen, schon um ihres verletzten Stolzes willen. Aber vor allem Clays wegen. Zwar sagte sie sich immer wieder, dass es dumm sei, sich um ihn zu sorgen, doch dann hörte sie wieder den Schuss in ihrer Erinnerung, und sofort lief ihr ein eiskalter Schauder über den Rücken.
    “Ich kriege den Kerl, der dafür verantwortlich ist”, schwor sie sich und hockte sich auf einen Felsvorsprung. Der Sichtwinkel war nicht ganz ideal, aber – sie linste durch den Sucher ihrer Kamera – er war auch nicht schlecht. Sie machte ein paar Fotos, dann stieg sie noch ein Stück weiter bergauf, wobei sie unaufhörlich nach den Mücken schlug, die im Frühsommer besonders gefräßig waren.
    Sie war gerade im Begriff, für ein paar weitere Aufnahmen auf einen Felsvorsprung zu klettern, als ihr etwas Rotes ins Auge stach. Zuerst schenkte sie ihm keinerlei Aufmerksamkeit; es erschien ihr schlicht zu unwahrscheinlich, dass der Täter sich so weit von der Straße und der Hütte entfernt hatte.
    Doch als sie genauer hinsah, erkannte sie, was es war.

15. KAPITEL
    “E ndlich! Mein Gott, Clay, geht es dir gut?”
    Als er die Stimme seiner jüngsten Schwester erkannte, klemmte sich Clay den Hörer ans andere Ohr, zog sich mit dem Fuß einen Küchenstuhl heran und setzte sich. Er hatte wieder Gewichte gestemmt, sich dabei jedoch auf seine Beine konzentriert und seinen verletzten Arm geschont. In letzter Zeit streifte er noch rastloser durchs Haus und suchte verzweifelt nach Ablenkung und Beschäftigung. Gewichtheben schien da noch das effektivste Mittel zu sein – vor allem während der letzten fünf Tage, in denen es ihm so schwergefallen war, das Versprechen zu halten, das er Chief McCormick gegeben hatte. Er hatte sich dagegen entschieden, Allie anzurufen und ihr zu sagen, dass sie sich nicht mehr sehen konnten. Es war besser, die Situation so zu belassen, wie sie jetzt war. Ihre Stimme zu hören, würde ihn nur wieder ins Wanken bringen.
    “Mir geht’s gut”, versicherte er Molly und knäulte das T-Shirt, das er gerade getragen hatte, zusammen, um sich damit über die Stirn zu wischen.
    “Ich habe gehört, dass du angeschossen worden bist!”
    Clay hatte den Verband, den er die ersten zwei Tage getragen hatte, schon abgenommen. Jetzt sah er, dass die Wunde bereits verschorft war.
    “Es ist nur ein Kratzer.”
    “Da hat Grace mir aber etwas ganz anderes erzählt.”
    “Willst du unserem aufgescheuchten Hühnchen glauben oder mir?”, fragte er mit einem müden Lächeln.
    “Unserem aufgescheuchten Hühnchen, denn Mom erzählt genau das Gleiche wie Grace.”
    Wahrscheinlich zwischen den Schluchzern über ihren verflossenen Liebhaber.
Clay wusste nicht, wer zurzeit unter größeren Verlustgefühlen litt, er oder seine Mutter. “Und Madeline ist noch besorgter als beide zusammen”, fügte Molly hinzu.
    “Mir geht’s gut. Du kannst dich selbst davon überzeugen, wenn du kommst. Du hast doch noch vor zu kommen, oder?”
    “Ich habe für nächste Woche einen Flug gebucht. Hat die Bezirkspolizei schon eine Vermutung, wer geschossen hat?”
    “Nein. Sie haben unsere örtliche

Weitere Kostenlose Bücher