Totgeglaubt
weitererzählte?
Obwohl Allie ziemlich sicher war, dass Jed wusste, dass sie auf ihn wartete, nahm er sich reichlich Zeit, aus dem Auto zu steigen. Bei ihrem letzten Gespräch hatte er ihr zwar untersagt, ihn noch einmal ohne Vorladung aufzusuchen, aber sie brauchte Antworten auf ihre Fragen. Jetzt sogar noch dringender als zuvor. Wenn sie herausfand, wer auf Clay geschossen hatte, dann könnte sie den Staatsanwalt vielleicht dazu bringen, das Verfahren einzustellen. Im Zweifel für den Angeklagten.
Als Jed endlich die Tür seines Wagens öffnete, blinzelte er in ihre Richtung. Vermutlich erinnerte er sich daran, dass er ihr untersagt hatte, wiederzukommen.
“Clay Montgomery ist heute Morgen verhaftet worden”, sagte Allie schnell. “Wegen Mordes an Reverend Barker.”
Jed schüttelte den Kopf – angewidert oder ungläubig, das konnte sie nicht sagen –, nahm seine Lunchbox aus dem Wagen und ging auf die Haustür zu.
“Ich habe hier etwas, das Ihnen gehört”, rief ihm Allie hinterher.
Als er sich zu ihr umdrehte, zog sie seine rote Kappe aus ihrer neuen Handtasche. “Kommt Ihnen die bekannt vor?”
“Wo haben Sie die her?”, fragte er und rieb sich dabei die ölige Hand an seinem Overall ab.
“Die lag bei der Anglerhütte meines Vaters.”
Sein Mund war ein einziger schmaler grimmiger Strich.
“Sie wissen, wo die liegt, oder?”, fragte sie.
“Nein.”
Sie tat so, als würde sie sich die Kappe näher anschauen. “Aber wie ist sie dann dorthin gekommen?”
Er klemmte sich die Lunchbox unter den Arm. “Keine Ahnung. Hab sie schon ein paar Tage nicht mehr gesehen.”
“Wo haben Sie sie zuletzt hingelegt?”
“Keine Ahnung.”
“In Ihren Wagen?”
“Kann sein.”
“Oder in Ihre Werkstatt?”
Er zuckte die Achseln.
“Jemand hat mein Auto aufgebrochen, meine Pistole daraus gestohlen und damit auf Clay geschossen”, erklärte sie. “
Bei der Hütte.”
Fowler schwieg.
“Ich nehme an, Sie wissen nicht, wer das getan haben könnte.”
“Die Vincellis sagen, dass Sie selbst auf ihn geschossen haben”, bemerkte er.
Allie hätte sich vor Überraschung fast verschluckt. “Warum hätte ich das tun sollen?”
“Ich nehme an, um eine falsche Spur zu legen, die Sache etwas verworrener zu machen.”
“Verworrener?”
“Um vorzutäuschen, dass es noch jemand anderen gibt, der zu verhindern versucht, dass die Wahrheit ans Licht kommt.”
Sie dachte an das Blut, das aus Clays Arm gequollen war. “Eine sehr schöne Gelegenheit, um jemanden aus dem Weg zu räumen, finden Sie nicht?”
“Es ist erstaunlich, wozu manche Leute bereit sind”, erwiderte er.
Für die Liebe? Hatte er sich deswegen schuldig bekannt?
Sie wollte gerade nachfragen, aber er hatte sie bereits auf seiner Einfahrt stehen lassen und war im Haus verschwunden.
McCormick hatte mit Irenes Anruf gerechnet. Er wusste, dass sie sich nicht zurücklehnen und die Verhaftung ihres Sohnes stillschweigend zur Kenntnis nehmen würde. Aber er hätte erwartet, dass sie die Nummer wählen würde, die er ihr gegeben hatte – anstatt ihn direkt auf dem Revier anzurufen. Als Hendricks ihm mitteilte, dass Irene Montgomery am Telefon war und ihn zu sprechen wünschte, bekam Dale fast einen Herzinfarkt. Die Bürgermeisterin, die Vincellis, Beth Ann und einige Leute, die schon vor Jahren Zeugenaussagen im Fall Barker gemacht hatten, waren um ihn herum versammelt und feierten Clays Verhaftung.
“Okay … äh … danke”, sagte Dale zu Hendricks, während sich alle Augen auf ihn hefteten, sogar die seiner Frau.
Der Polizeichef setzte eine geschäftsmäßige Miene auf und nahm den Hörer entgegen. “Chief McCormick.”
“Wie konntest du nur?”, klagte Irene.
Er ließ seinen Blick durch den überfüllten Raum schweifen und räusperte sich, um ein wenig Zeit zu gewinnen. “Ja, das ist richtig, Mrs. Montgomery. Es tut mir leid, aber es haben sich da einige Beweise gefunden …”
“Was für Beweise?” Irene schnappte nach Luft.
“Eine Zeugin, die …”
“Beth Ann?”, kreischte sie. “Sie ist eine gottverdammte Lügnerin, und das weißt du genau!”
Er bemühte sich, seine Stimme ruhig und fest klingen zu lassen. “Ich werde Ihnen gerne alles erklären. Doch jetzt passt es gerade schlecht. Ich habe etliche Leute hier in meinem Büro stehen, aber ich werde Sie gerne später zurückrufen.”
“Nein! Dale …”
“Es tut mir leid, ich kann’s momentan nicht ändern.”
Sie fing an zu weinen. “Wann?”
“So
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