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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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einmal weniger erfreut drein. “Was soll das heißen?”
    “Was ist mit ihrer kleinen Tochter?”
    Sie zog den Stoff ihres kurzen durchsichtigen Nachthemdchens noch straffer um ihren Körper. “Das ist es also, was sie hat und ich nicht? Ein Kind? Was ist auf einmal los mit dir und Kindern?”
    Er stand auf und ging in Richtung Tür. “Ich muss los.”
    Sie folgte ihm. “Ich schenke dir ein Kind, Clay. Das habe ich dir schon einmal gesagt. Ich gebe dir alles, was du willst.”
    Er blieb nicht einmal stehen. “Niemand kann mir das geben, was ich will”, sagte er und ging hinaus.
    Allie hielt genau in dem Moment vor Beth Anns Wohnwagen, als Clay zur Tür herauskam. Sie hatte versucht, sich darauf vorzubereiten, ihn hier anzutreffen. Aber schon der Anblick seines Pick-ups auf der Auffahrt versetzte ihr einen Schlag in die Magengrube. Und ihn dann auch noch leibhaftig in der Tür stehen zu sehen, zusammen mit Beth Ann, die einen hauchdünnen Fummel trug, brachte sie fast um den Verstand.
    “Was für ein Idiot”, murmelte sie und presste ihre Stirn gegen das Steuer.
    “Was ist, Mommy?”, fragte Whitney vom Rücksitz.
    “Nichts”, antwortete sie. Clay hatte ihr keine Versprechungen gemacht. Sie hätte nichts anderes erwarten dürfen. Es war nur so, dass sie selbst sich absolut nicht vorstellen konnte, einen anderen Mann an sich heranzulassen – nicht nach all dem, was zwischen ihnen passiert war.
    Überrascht und verwirrt kam Clay auf ihren Wagen zu. Allie wusste, sie hätte das Fenster hinunterkurbeln und ihm sagen sollen, was sie ihm sagen wollte. Sie hätte es schnell hinter sich bringen und ihre Beziehung dann ein für alle Mal beenden sollen. Aber sie konnte nicht. Mit dem dicken Kloß in ihrem Hals würde sie kaum ein Wort herausbringen, und sie wollte nicht, dass er merkte, wie sehr er sie verletzt hatte.
    Also schluckte sie die Tränen hinunter, gab Gas und ließ ihn am Straßenrand stehen.

16. KAPITEL
    C lay musste ein Dutzend Mal anrufen, bevor Allie endlich abnahm.
    “Hallo?”
    “Ich bin’s”, sagte er.
    “Ich weiß.”
    Natürlich wusste sie es. Sonst wäre sie schon viel früher ans Telefon gegangen. Es war fast drei Uhr morgens. “Ich würde dich gern sehen. Kann ich vorbeikommen?”
    “Nein.”
    Er sagte nichts. Er wusste, dass sie den falschen Schluss gezogen hatte, als sie ihn bei Beth Ann gesehen hatte. Aber er versuchte nicht, sich zu rechtfertigen. Schließlich war er tatsächlich hingefahren, um sich mit Beth Ann abzulenken. Er hatte es letztlich nur nicht gekonnt. Und außerdem – was machte es jetzt noch für einen Unterschied? Wenn ein solcher Verdacht – so ungerechtfertigt er war – Allie helfen würde, über ihn hinwegzukommen, umso besser.
    “Woher wusstest du, dass ich bei Beth Ann war?”, fragte er.
    “Ich wusste es nicht.” Sie zögerte. “Ich habe nach dir gesucht. Überall. Es war … einfach der letzte Ort, wo ich dich noch vermuten konnte.”
    Er fuhr sich langsam mit dem Finger über eine seiner Augenbrauen. “Und warum hast du mich gesucht?”
    Sie schwieg und er spürte ihr Widerstreben, weiterzusprechen. Aber dann überwand sie sich doch: “Sie kommen morgen und holen dich.”
    “
Sie?”
    “Mein Vater, wahrscheinlich mit ein paar anderen Beamten.”
    “Haben sie einen neuen Durchsuchungsbefehl?”
    “Einen Haftbefehl.”
    Clay hatte immer damit gerechnet, dass es so weit kommen könnte. Aber ausgerechnet jetzt? Soviel er wusste, hatte die Polizei nicht mehr Beweise als die ganzen vergangenen Jahre.
    “Was hat sich geändert?”, wollte er wissen.
    Allie seufzte. “Das politische Klima. In einer anderen Stadt hätten sie nicht die geringste Chance, einen Schuldspruch zu erreichen.”
    “Aber in Stillwater schon?”
    “Wo willst du unparteiische Geschworene herkriegen? Hier ist doch jeder fest davon überzeugt, dass du schuldig bist.”
    Clay ließ seinen Blick durch die Küche schweifen, den Raum, in dem die Ereignisse jener fatalen Nacht kulminiert waren. Und er hörte erneut die wütende Stimme und die unverblümten Lügen seines Stiefvaters und die Schreie seiner Mutter. Er sah Grace mit kalkweißem Gesicht lautlos weinend in der Ecke kauern. Tränen tropften an ihrem Kinn herunter. Molly hatte sich an sie gepresst. Dann spürte er die kräftigen Hiebe, die sein Stiefvater ihm verpasste, als er mit verzweifelter Entschlossenheit dazwischengegangen war, um seine Mutter zu beschützen. Er hatte in den wenigen Minuten genau gewusst, dass er

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