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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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bald wie möglich”, sagte er und legte auf.
    Evelyn trat nahe an ihn heran. “Sie tut mir leid”, murmelte sie. “Wie muss man sich fühlen, wenn der eigene Sohn ins Gefängnis abgeführt wird?”
    “Ich bin sicher, sie weiß seit Langem, dass ihr Sohn schuldig ist”, warf Joe ein und bestätigte damit Dales Eindruck, dass er schon die ganze Zeit die Ohren gespitzt hatte. “Stimmt doch, oder, Beth Ann?”
    Beth Ann schien nicht mehr ganz so scharf darauf zu sein, Clay hinter Gittern zu sehen, aber Joe übte ganz offensichtlich Druck auf sie aus, damit sie bei ihrer Geschichte blieb.
    “Richtig”, murmelte sie.
    “Er hat gesagt, dass sie es alle wüssten”, präzisierte Joe. “Alle Montgomerys. Das weiß ich von Beth Ann.”
    Beth Anns Zeugenaussage war offiziell als der entscheidende Wendepunkt in dem festgefahrenen Fall ausgegeben worden, aber Dale bezweifelte, dass sie die Wahrheit sagte. Clay mochte gefährlich sein, aber er war kein Idiot. Nie und nimmer hätte er Beth Ann all das erzählt, was sie angeblich von ihm erfahren hatte. Aber jetzt war es zu spät. Die ganze Stadt betete ihre Behauptungen bereits wie ein Evangelium herunter – endlich die Wahrheit! Und aus Beth Ann war über Nacht eine kleine Berühmtheit geworden. Sie würde zu einer Aussätzigen werden, wenn sie sich von ihrer Geschichte distanzierte.
    Sie war keine besonders glaubwürdige Zeugin, aber ihre Aussage passte perfekt ins Mosaik, zu den vielen kleinen Indizien und zu einzelnen Details aus anderen Aussagen. Die aktive Einmischung von Stillwaters einflussreichsten Einwohnern und der Austausch einiger kleiner Gefälligkeiten würden ihr Übriges tun, um eine Verurteilung zu erwirken.
    Dale wollte den Fall Barker einfach nur vom Tisch haben, ein für alle Mal. Und er glaubte, dies am einfachsten erreichen zu können, indem er den aussichtsreichsten Verdächtigen vor Gericht brachte. Im Idealfall würde Clay freigesprochen und niemals mehr in dieser Angelegenheit belästigt werden. Schlimmstenfalls würde er ins Gefängnis wandern. Wenn das passierte, würde Irene einen starken Mann in ihrem Leben brauchen. Und so eigennützig dieser Gedanke auch war – ganz konnte Dale ihn nicht verdrängen.
    Er bewegte sich lächelnd und händeschüttelnd durch den Menschenauflauf in seinem Büro und nahm dankend die vielen Glückwünsche entgegen. Die Leute verhielten sich so, als wäre der Prozess bereits mit einem Schuldspruch für Clay ausgegangen. Aber Dale wusste, dass Allie recht hatte. Sie hatten nicht viel in der Hand. Es würde ein Kräftemessen zwischen politischer Macht und Rechtsstaatlichkeit werden.
    “Endlich haben wir ihn … Das wurde auch höchste Zeit … Es ist doch nichts dabei, wenn man sich einer Sache wie dieser so sicher ist. Es geht schließlich darum, wie dieser Mann seine nächsten Jahre verbringt … Hauptsache, er kommt nicht ungeschoren davon.”
    In den meisten Fällen schaute Dale nicht einmal auf, um sich zu vergewissern, wer ihn da eigentlich ansprach. “Was für ein verdammter Schlamassel”, knurrte er. Dann spürte er die Hand seiner Frau auf seinem Arm.
    “Stimmt etwas nicht mit dir?”, fragte sie besorgt.
    “Nein, alles okay”, beruhigte er sie. Die Unterhaltung drehte sich gerade darum, dass der zuständige Richter der Onkel der Bürgermeisterin war und dass Hendricks’ Vater im Landratsamt saß – Umstände, die der Staatsanwaltschaft die Sache erleichtern könnten. Nachdem Dale Evelyn ein weiteres Mal versichert hatte, dass es ihm gut ginge, verabschiedete sie sich, um sich mit ihrem Lesezirkel zu treffen.
    Sobald sie den Raum verlassen hatte, entschuldigte sich auch Dale. Er stieg in seinen Dienstwagen, schloss die Tür und rief Irene an.
    “Irene, Liebling, es tut mir so leid”, sagte er.
    “Du hast mich nicht einmal vorgewarnt”, schluchzte sie.
    Ihre verweinte Stimme schnitt ihm ins Herz. “Du hast mir verboten, dich anzurufen. Ich habe nur versucht, deinen Wunsch zu respektieren.”
    “
Indem du meinen Sohn verhaftest?”
    Er fuhr sich mit der Hand über seine Bartstoppeln. Bei all der Aufregung hatte er vergessen, sich zu rasieren. “Ich wollte ihn nicht verhaften. Ich habe die ganze Zeit versucht, dich zu schützen, und ihn auch. Es ist nur so … seit Grace wieder hier ist, brummt es im Haus der Vincellis wie in einem Hornissennest …”
    “Komm mir nicht mit der Nummer”, fiel sie ihm ins Wort. “Das hat mit Grace nichts zu tun. Es hat etwas mit Allie zu tun. Du bestrafst

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