Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
nicht der leichteste Lichtschimmer heraus. Sie würden doch wohl kaum im Stockdunkeln graben.
    Das Haus …
    Mit einem Schlag war ihr klar, dass der Lichtschein, den sie vorhin gesehen hatte, keine Spiegelung des Mondes gewesen war. Sie war schon auf dem Weg zurück zum Haus, als ihr plötzlich eine Idee kam. Sie würde Joe und seinem Freund noch eine kleine Überraschung bescheren und ihre Autoreifen zerstechen – als Andenken an Clays aufgeschlitzte Reifen. Und selbst wenn Joe nicht der Täter von der Anglerhütte war, eine kleine Abreibung konnte ihm nicht schaden. Außerdem würden er und sein Komplize, wenn sie sich ertappt fühlten, nicht einfach verschwinden und später ihre Anwesenheit leugnen können.
    Allie ging zur Scheune zurück, nahm die Taschenlampe und das Messer aus ihrem Beutel und tauchte ins Dunkel des Gebäudes ein.
    Irgendetwas Kleines huschte hinter ihr durchs Tor. Der Verdacht, es könnte eine Maus gewesen sein, brachte sie fast aus der Fassung.
    “Alles okay”, murmelte sie, um nicht laut aufzuschreien. “Ganz ruhig.”
    Sie knipste die Taschenlampe an und leuchtete die Autos an, die neben Clays altem Jaguar standen. Doch was sie dort sah, erstaunte sie so, dass sie ein paar Sekunden brauchte, um es zu verarbeiten. Keine Spur von Joes Pick-up. Das, was sie da vor sich hatte, war Irene Montgomerys blauer Honda – der für sich alleine keine so große Überraschung gewesen wäre, hätte nicht der Streifenwagen ihres Vaters direkt daneben gestanden. Sie sah den mit kleinen Kinderschuhen dekorierten Anhänger vom Innenspiegel baumeln, den Whitney ihm im Kindergarten gebastelt hatte.
    Warum? Warum waren sie beide hier? Wenn sie sich aus irgendeinem seriösen Grund hier befanden, hätten sie doch ihre Autos nicht zu verstecken brauchen …
    Plötzlich erinnerte sich Allie wieder an Irenes ängstliche Miene, als sie sie gefragt hatte, ob Jed sie jemals mit einem anderen Mann gesehen haben könnte. Übelkeit ballte sich in ihrer Magengrube zusammen. “Nein”, flüsterte sie. “Nein.”
    Ein paar Sekunden lang konnte sie nichts anderes tun, als ihrem Herzschlag zu lauschen, dann setzten sich ihre Beine mechanisch in Bewegung. Dabei wollte sie gar nicht zum Haus zurück. Sie hatte zu viel Angst vor dem, was sie dort entdecken könnte. Jetzt wusste sie, wem der leuchtend rote Lippenstift gehörte, den sie im Auto ihres Vaters gefunden hatte. Irene trug diese Farbe fast täglich.
    Aber irgendetwas
musste
sie unternehmen. Joe war bereits auf dem Weg hierher. Falls der Anblick ihres Autos auf der Auffahrt nicht ausreichte, um ihn vom Schnüffeln abzuhalten …
    “Oh, Gott”, stöhnte sie und schlüpfte vorsichtig aus der Scheune. Sie musste ihren Vater und Irene hier wegschaffen. Wenn man sie entdeckte, war der Ruf ihres Vaters ruiniert, ihre Mutter öffentlich gedemütigt und ihr Leben zerstört. Und der Tribut, den diese rachsüchtige Stadt den Montgomerys dafür abverlangen würde, wäre eine lebenslange Haftstrafe für Clay, da würde auch die brillanteste Verteidigung nichts helfen.
    Wie konnte ihr Vater so etwas tun?
    Mit einem dicken Kloß im Hals spähte Allie nach der Stelle zwischen Hühnerstall und Schuppen, lauschte nach Geräuschen und versuchte, irgendwelche Bewegungen auszumachen. Nichts zu hören. Also verriegelte sie sorgfältig die Scheunentür hinter sich, um Joe das Eindringen so weit wie möglich zu erschweren, und schlich zum Haus hinüber.
    Irene … und ihr Vater.
    Sie schüttelte ihren Kopf, als könnte sie den schmerzlichen Gedanken auf diese Weise loswerden. Dann arbeitete sie sich so leise wie möglich vor. Wenn sie jetzt nicht aufpasste, lenkte sie Joes Aufmerksamkeit auf das Haus, obwohl sie ihn jetzt natürlich lieber mit der Brechstange an der Scheunentür beschäftigt wüsste. Das bedeutete jedoch, dass sie auf eigene Faust ins Haus eindringen, Dale und Irene warnen und ihnen helfen musste, das Haus unauffällig zu verlassen und sich irgendwo zu verstecken. Doch wenn Kirk nicht bald käme, würde Joe das Schloss in der Scheune aufbrechen, die Autos entdecken und seine Suche nach der Leiche zu einer Suche nach den Lebenden machen.
    Sie zog ein Brecheisen aus ihrer Tasche, zwängte es in den Spalt zwischen Hintertür und Türrahmen, warf einen letzten besorgten Blick über die Schulter und stemmte die Tür auf.
    Der Lärm, den sie machte, ließ sie erstarren. Das Splittern des Holzes war so laut, dass sie damit rechnete, Joe und ihren Vater gleichzeitig aufkreuzen

Weitere Kostenlose Bücher