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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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leise. “Müssen alle weiblichen Polizisten sich ständig etwas beweisen? Oder nur die, die weniger als fünfundvierzig Kilo wiegen?”
    “Ich wiege achtundvierzig Kilo”, korrigierte sie. “Und außerdem: Wissen Sie denn nicht, dass die besten Dinge in kleinen Packungen stecken?”
    “Ich überzeuge mich gerade davon”, sagte er und starrte auf ihren Mund.
    Allies Herz schlug ihr bis zum Hals. Plötzlich kam es ihr so vor, als hätte sämtlicher Sauerstoff den Raum verlassen.
    Schließlich war er es, der zuerst etwas sagte: “Was ist mit Ihrer Ehe passiert?”
    Ihr Blick verfinsterte sich. “Ich dachte,
ich
würde hier die unangenehmen Fragen stellen.”
    Er grinste. “In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt.”
    “Und in welchem Zustand befinden wir uns hier?”
    Sein Blick wanderte zu ihren Lippen zurück. “Das können Sie sich aussuchen.”
    Sie musste schlucken.
Ganz sicher war das hier kein Krieg
… “Er litt unter schweren Stimmungsschwankungen, hatte sehr wenig Geduld und vollkommen andere Prioritäten als ich.”
    Clay schien den Gesprächsfaden verloren zu haben.
    “Mein Ex”, half sie ihm auf die Sprünge.
    “Was hatte er für Prioritäten?”
    “Geld und Freiheit.”
    “Und Sie?”
    “Kinder.”
    “Neulich haben Sie mir erzählt, dass er keine Kinder wollte.”
    “Das stimmt. Er hasste es, durch irgendetwas gebremst zu werden, und er hasste die finanziellen Einschränkungen und die Verantwortung. Aber am meisten hasste er es, mich mit jemandem teilen zu müssen.”
    “Hat er Ihnen vor Ihrer Hochzeit gesagt, dass er keine Kinder möchte?”
    “Nein, aber immerhin hat er es erwähnt, bevor ich schwanger wurde. Wir haben uns permanent darüber gestritten und haben uns dann, als Kompromiss, auf ein Kind geeinigt.”
    “Und dann?”
    “Er hat sich kaum um Whitney gekümmert und wurde eifersüchtig, sobald sie meine Aufmerksamkeit beansprucht hat.”
    “Wie sind Sie überhaupt an einen solchen Mann geraten?”
    Allie freute sich insgeheim über diese Frage, denn sie zeigte ihr, dass Clay Sam ebenso unbegreiflich fand wie sie selbst. “Wir haben uns auf dem College kennengelernt. Er ist ein strahlender Typ. Ehrgeizig und gesellig. Und äußerst besitzergreifend und eigennützig. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich es mit einem Ehemann nicht aushalte, der nicht mal in Ausnahmefällen bereit ist, auf unser gemeinsames Kind aufzupassen. Ich fühlte mich immer mehr hin- und hergerissen zwischen den beiden. Und dann kam ich eines Tages nach Hause und stellte fest, dass Sam Whitney aus dem Kindergarten abgeholt hatte, weil die Babysitterin wegen eines familiären Notfalls verhindert war. Sam hatte versucht, mich anzurufen, doch ich war in einem wichtigen Fall unterwegs und nicht erreichbar. Also brachte er unsere Tochter nach Hause, sperrte sie in ihr Zimmer und ließ sie mehrere Stunden weinen.”
    “Spätestens an dem Punkt hätte ich dafür gesorgt, dass er sein Verhalten sehr bereut.”
    Sie lachte bitter: “Ich war diejenige, die bereute – nämlich dass ich ihn überhaupt geheiratet hatte. Seine Gleichgültigkeit Whitney gegenüber war für mich unentschuldbar, durch nichts zu rechtfertigen.”
    “Das klingt fast so, als hätte er weder Sie noch Ihre Tochter verdient.”
    “Tja. Jetzt lebt er mit einer anderen Frau zusammen, und das ist wahrscheinlich das Beste.”
    “Und Sie? Sind Sie jetzt, wo Sie alleine leben, glücklicher?”
    “Ich würde um keinen Preis zu ihm zurückkehren, wenn es das ist, was Sie meinen.” Mit ihrer freien Hand rieb sie über die Gänsehaut auf ihrem Arm. Trotz des Feuers war es in der Hütte inzwischen ziemlich kühl.
    Clay beugte sich vor und breitete die Decke, die am Fußende des Bettes lag, über sie.
    “Danke”, sagte sie.
    Er grinste. “Behaupten Sie später nicht, ich hätte nie etwas für Sie getan.”
    “Werde ich nicht.” Sie trank ihr Glas aus und stellte es auf das Bücherregal. “Kann ich jetzt
Ihnen
ein paar Fragen stellen?”
    “Muss ich noch mehr Wein trinken, um das Verhör zu überstehen?”
    “Vielleicht.”
    “Womit fangen wir an?”
    Sie lächelte entschuldigend: “Mit Ihrem Vater.”
    Er zog eine Grimasse: “Na, großartig.”
    “Möchten Sie noch ein Glas Wein?”, fragte sie und setzte sich auf.
    “Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich selbst sturzbetrunken nicht freiwillig über ihn reden würde. Also können wir’s ebenso gut gleich hinter uns bringen.”
    Sie veränderte ihre Position auf dem Bett,

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