Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
denken, obwohl es ihn in gewisser Weise auch erleichterte, dass die Heimlichtuerei endlich ein Ende hatte. Darüber hinaus saß ihm die Bürgermeisterin im Nacken. Sie erwartete, dass er den Schuldigen im Fall Barker endlich festnahm. Und laut Evelyn, die ihn vorhin angerufen hatte, waren obendrein Allie und Whitney ausgezogen.
    Aber er musste Position beziehen. Er konnte nicht dulden, dass sich seine Tochter mit Clay Montgomery einließ. Was für eine Art Ehemann würde Clay abgeben? Bestenfalls konnte man ihn reserviert und distanziert nennen. Und wenn er ins Gefängnis wanderte, ob schuldig oder nicht, was würde dann aus Allie und Whitney werden? Außerdem wäre er vor dem Hintergrund seiner Affäre mit Irene ein Narr, wenn er zuließe, dass sich ihre beiden Familien noch von anderer Seite näherkamen. In einer solchen familiären Verbandelung musste die Wahrheit ja fast zwangsläufig ans Licht kommen. Und das wollte er um jeden Preis vermeiden. Zwar war er verrückt nach Irene und sehnte sich nach ihr, aber er liebte sie nicht, jedenfalls nicht so wie seine Frau.
    Er legte den Vorwärtsgang ein, fuhr langsam die gekieste Einfahrt hinauf und fragte sich, wie er es mit seiner Frau so weit hatte kommen lassen können. Er hatte nie geplant, eine Affäre zu beginnen. Er hatte sich einfach in Irene verliebt und war mit der Zeit immer vernarrter in sie geworden. Und alles nur, weil er sie so oft im “Two Sisters” beim Lunch gesehen hatte.
    Dale dachte daran, wie sie sich zunächst Blicke und dann das eine oder andere verführerische Lächeln zugeworfen hatten. Dann waren sie immer öfter – wie durch Zufall – gleichzeitig mit dem Essen fertig, sodass sie das Diner zusammen verlassen konnten. Doch selbst nachdem Irene ihm ihre Telefonnummer zugeschoben hatte, hatte er sich erst nach zwei Wochen getraut, sie anzurufen. Ein Teil von ihm, sein ehrliches Ich, hatte sich dagegen gewehrt. Letztlich hatte er dann nicht widerstehen können – trotz Irenes wahrscheinlicher Verwicklung in den Fall Barker.
    Aber damals schien die ganze Sache ziemlich in den Hintergrund getreten zu sein. Die Ermittlungen waren schon Jahre zuvor eingestellt worden, und Dale hätte sich niemals träumen lassen, dass sie noch einmal einen solchen Auftrieb bekommen würden. Außerdem hatte er den Fall Barker immer mehr verdrängt, je besser er Irene kennenlernte. Ihm war klar, dass die Frau, mit der er sich traf, niemals vorsätzlich jemandem wehtun könnte.
    Das bedeutete jedoch nicht, dass sie Clay im Zweifelsfall nicht vielleicht deckte.
    In der Vergangenheit hatte Dale diese Möglichkeit einfach abgetan, aber das konnte er jetzt nicht mehr. Die Bürgermeisterin saß ihm zu sehr im Nacken.
    Sein Handy klingelte. In der Hoffnung, dass es Irene war, nahm er es vom Sitz. Eigentlich sollte sie ihn nicht auf diesem Telefon anrufen, aber wann immer es klingelte, konnte er nicht anders, als zu wünschen, dass …
    Die Nummer im Display zeigte an, dass es seine Frau war.
    Sollte er abnehmen oder nicht? Er betrog sie nicht mehr, aber trotzdem hatte er das Gefühl, dass sich eine unangenehme Überraschung anbahnte.
    Vielleicht lag es an der schrecklichen Szene mit Allie …
    Er drückte die Sprechtaste. “Hallo?”
    “Dale?”
    “Was ist?”
    “Es ist schon spät. Wo bist du? Warum hast du nicht angerufen?”
    “Ich war beschäftigt.”
    “Womit?”
    “Papierkram.”
    “Normalerweise sagst du mir Bescheid, ob du es bis zum Abendessen schaffst oder nicht.”
    “Tut mir leid. Ich war … abgelenkt.” Seit Irene ihre Beziehung beendet hatte, hatte seine Vorsicht Evelyn gegenüber nachgelassen. Vor allem deshalb, weil er sich sowieso nur wie ein ohnmächtiges Rädchen in dem großen Räderwerk vorkam, in dem sich der vermeintliche Mord und seine Affäre miteinander verzahnten. Was würde Irene davon abhalten, auszupacken, wenn er Clay wegen Mordverdachts verhaften ließ? Sie hätte dann nämlich nichts mehr zu verlieren und würde sich vermutlich rächen wollen. Zwar hatten sie beide in einer Art stillschweigendem Einvernehmen nie groß über ihre jeweiligen Familien gesprochen, doch Dale wusste genau, wie sehr Irene ihren Sohn liebte.
    “Ich habe gerade auf dem Revier angerufen”, sagte Evelyn. “Dort haben sie mir gesagt, dass du vor zwanzig Minuten losgefahren bist. Du müsstest eigentlich längst hier sein.”
    “Ich fahre Streife. Ich bin bald da.”
    “Du hast doch gerade gesagt, dass du Papierkram erledigst.”
    “Ja, das habe ich

Weitere Kostenlose Bücher