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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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und tief und fest geschlafen zu haben. Aber es gab keinen Zeugen dafür, und Clay hatte seine Zweifel an Joes Version.
    “Ich habe gehört, du bist letzte Nacht angeschossen worden”, sagte Irene.
    “Ja, stimmt.” Clay trug einen behelfsmäßigen Verband, den er sich selbst angelegt hatte. Allerdings würde er ihn sicher nicht lange umbehalten, denn die Mullbinde störte ihn, und außerdem verheilte die Wunde ja bereits.
    “Und du hast keine Sekunde daran gedacht, dass deine Mutter sich vielleicht Sorgen machen könnte?”
    Er tauchte die Pfanne, in der er sich Maisgrütze gebraten hatte, ins Spülwasser. “Wer hat dir davon erzählt? Grace?”
    “Nein. Ich habe sie ebenso wenig erreicht wie dich. Madeline hat es in einem Geschäft aufgeschnappt. Kannst du dir vorstellen, wie sie sich gefühlt haben muss, als sie von einem Fremden erfahren hat, dass ihr Bruder angeschossen wurde? Wir waren beide ganz krank vor Sorge.”
    “Das tut mir leid.” Er hatte zu viele Dinge im Kopf gehabt und außerdem nicht gedacht, dass sich der Vorfall so schnell herumsprechen würde. “Aber es geht mir gut.” Mit Allie zu schlafen, war das eigentliche Ereignis, das Eindruck bei ihm hinterlassen hatte.
    “Was ist denn passiert?”
    “Jemand hat aus dem Gebüsch auf mich geschossen.”
    Sie schnappte nach Luft. “Wer?”
    “Ich weiß nicht. Aber wie gesagt: Es geht mir gut. Es war ein glatter Armdurchschuss, nichts weiter.”
    “Warst du schon beim Arzt?”
    Er schrubbte die Pfanne mit der Spülbürste. “Nicht nötig.”
    “Du willst mit einer Schusswunde nicht zum Arzt gehen?”
    “Ich habe doch gerade gesagt, dass es mir gut geht.”
    “Wo ist es denn überhaupt passiert? Auf der Farm?”
    “In der Anglerhütte von Chief McCormick.”
    Sie schwieg – und er hielt mit seiner Arbeit inne.
    Schließlich sagte er: “Da warst du auch schon, oder?”
    “Was glaubst du?”
    Er schrubbte weiter. “Ich glaube, du kannst froh sein, die Affäre mit McCormick zur rechten Zeit beendet zu haben.”
    “Warum?”
    “Allie ist rausgefahren, um dort nach Hinweisen auf einen Seitensprung ihres Vaters zu suchen.”
    “Hast du es ihr erzählt?”
    “Natürlich nicht. Aber sie ahnt es.”
    “Warum?”
    “Hat er den Bärchen-Kaffeebecher von dir?” Clay spülte die Pfanne ab und stellte sie auf das Abtropfbrett.
    Wieder herrschte ein unbehagliches Schweigen. “Ja …”
    Clay ließ das Wasser aus dem Spülbecken laufen. “Da hast du’s …”
    “Und? Hat sie gefunden, wonach sie gesucht hat?”
    Hätte Clay vorher Zweifel daran gehabt, so hätte ihn spätestens die Angst in der Stimme seiner Mutter endgültig davon überzeugt, dass sie mehr als nur einmal in der Hütte gewesen war. “Nein. Aber sieh zu, dass du nie wieder dorthin fährst.”
    “Wir haben uns getrennt, das habe ich dir doch gesagt.”
    “Es schadet wohl nichts, wenn ich es einmal zu oft wiederhole.”
    “Wer könnte dir denn etwas antun wollen?”, fragte sie.
    Clay spülte den Schwamm mit klarem Wasser, drückte ihn aus und wischte über die Arbeitsplatten. “Die Liste der potenziellen Kandidaten ist nicht so kurz, wie wir beide uns das wünschen würden.”
    “Aber … warum ausgerechnet jetzt?”
    “Allie meint, dass jemand befürchtet, ich könnte der gerechten Strafe entgehen.”
    “Dann muss es Joe sein”, warf sie ein. “Der Kerl ist schrecklich. Einfach schrecklich.”
    Seit Grace nach Stillwater zurückgekehrt war, hatte sich Joe ganz besonders widerwärtig aufgeführt. Irgendetwas an Grace erweckte seine niedersten Instinkte zum Leben. Er begehrte und hasste sie gleichzeitig. Und jetzt, wo Allie ebenfalls wieder in Stillwater war und nicht, wie Joe es von ihr erwartete, aufseiten der Vincellis stand, fühlte er sich bis aufs Blut gereizt.
    Joe … Clay schüttelte den Kopf. Er hatte zwar kein Alibi für letzte Nacht, aber warum hätte er Allie mit diesem Zettel drohen sollen? Gerade Joe war doch daran gelegen, dass sie die Vergangenheit
nicht
ruhen ließ und den Fall wieder aufgriff.
    “Ich glaube nicht, dass es Joe war”, meinte Clay. Er hätte ihn sich sonst schon längst vorgeknöpft.
    “Wer dann?”
    “Ich weiß es nicht, aber ich muss unbedingt mit Chief McCormick sprechen. Unter vier Augen. Kannst du ihm ausrichten, dass er heute Abend bei mir vorbeischauen soll?”
    “Wie bitte?”, fragte sie.
    “Du hast mich sehr gut verstanden.”
    “Was willst du denn von ihm?”
    Clay griff sich ein Handtuch und begann, das Geschirr

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