Totgeglaubt
abzutrocknen. “Einen Deal.”
“Was für einen Deal?”
“Nichts, worüber du dir den Kopf zerbrechen musst.”
“Hat es etwas mit Allie zu tun?”, bohrte sie.
“Vielleicht.”
“Mir ist zu Ohren gekommen, dass du mit ihr schläfst. Stimmt das?”
“Hat McCormick dir das erzählt?”
“Natürlich nicht. Wir sprechen nicht mehr miteinander. Aber wenn es um Allie geht, ist er eine echte Glucke; so etwas würde er nie über sie erzählen. Madeline hat’s gehört.”
“Von wem?”
“Hat sie nicht verraten.”
Clay zuckte vor Schmerz zusammen, als er die Teller in den Schrank stellen wollte. Die Person, die diesen Klatsch verbreitet hatte, war wahrscheinlich dieselbe, die auf ihn geschossen hatte. Wer sonst außer Chief McCormick wusste, dass er mit Allie zusammen gewesen war?
“Es stimmt jedenfalls nicht”, sagte Clay. Er wusste, dass es für Allie besser wäre, wenn er das Ganze schlicht abstritt, und hoffte, dass sie es genauso leugnete.
Erneutes Schweigen. “Und jetzt lügst du
mich
an?”
Verdammt.
“Wir waren eine Nacht zusammen.”
“Verstehe.”
“Du bist diejenige, die das alles ins Rollen gebracht hat. Also beschwer dich jetzt nicht bei mir!”
“Ich habe nie gesagt, dass du mit ihr schlafen sollst!”
“Du hast damals jedenfalls sehr den Eindruck erweckt, als hättest du nichts dagegen, wenn es so weit käme. Aber es lohnt sich nicht mehr, darüber zu streiten. Wir sehen uns nicht mehr.”
“Okay, ich sehe ihren Vater auch nicht mehr. Ich kann ihm deine Nachricht also nicht überbringen.”
“Ruf ihn an”, sagte Clay. Er klappte die Türen des Küchenschranks zu und hängte das Handtuch an einen Haken an der Wand. “Du wirst doch sicher eine Möglichkeit haben, ihn zu kontaktieren. Sonst rufe ich ihn selber an.”
Wieder folgte eine längere Pause. “Clay, was geht da vor?”
Er zog den Abfalleimer unter der Spüle hervor. “Weiß der Chief, dass ich über euch beide Bescheid weiß?”
“Natürlich nicht!”
Das erklärte, warum sich McCormick herausgenommen hatte, Allie derart herunterzuputzen. “Vielleicht wird es Zeit, dass er es herausfindet.”
“Nein! Ich habe getan, was du von mir verlangt hast, Clay! Und jetzt lass ihn in Ruhe.”
Clay schnürte den Abfallbeutel zu und stellte ihn ab. Natürlich war es verlockend, McCormicks Fehltritt gegen ihn zu verwenden, aber er wusste, dass er das nicht tun konnte. Dem Polizeichef damit zu drohen, seine Affäre an die große Glocke zu hängen, würde McCormick nur noch mehr provozieren. Und es wäre sowieso nicht mehr als ein Bluff, denn Clay würde die Drohung niemals wahr machen. Schon allein aus Rücksicht auf die Menschen, denen er damit wehtun würde – allen voran Allie und Irene.
Aber so oder so: Er musste McCormick gar nicht erpressen. Er hatte dem Chief etwas anderes anzubieten. Etwas, auf das dieser so erpicht war, dass er im Gegenzug zu fast jedem Gefallen bereit wäre.
“Also: Rufst du ihn nun an, oder soll ich das tun?”, fragte er seine Mutter.
“Verrätst du mir, was du vorhast?”
Er schob den Müllbeutel mit dem Fuß zur Hintertür. “Ich bringe das Chaos, das ich angerichtet habe, wieder in Ordnung.”
Sie seufzte. “Okay, ich ruf ihn an.”
“Hast du die Möglichkeit, ihn privat zu erreichen?”
“Er hat eine Mailbox für mich eingerichtet. Normalerweise hört er sie regelmäßig ab und ruft mich zurück, sobald er kann. Ich weiß natürlich nicht, ob er das jetzt noch tut.”
“Wahrscheinlich hört er sie öfter ab denn je”, meinte Clay. “Sag ihm einfach, dass ich ihn hier erwarte.”
14. KAPITEL
C hief McCormick fuhr an den Straßenrand. Er stellte die Scheinwerfer aus und betrachtete Clay Montgomerys Farm. Er bezweifelte, dass es eine gute Idee gewesen war, hierherzukommen, vor allem so spät am Abend. Nach den morgendlichen Ereignissen bei der Hütte befürchtete er, die Auseinandersetzung könnte handgreiflich werden. Und dass Irene ihm Clays Nachricht überbracht hatte, beunruhigte ihn noch mehr. Irene hatte so selten von ihrem Sohn gesprochen, dass Dale sich erfolgreich hatte einreden können, Irene habe mit dem Verschwinden Barkers eigentlich nichts zu tun.
Bedeutete diese nächtliche Einladung etwa, dass Irene Clay von ihnen beiden erzählt hatte?
Allein der Gedanke brachte Dales Puls zum Rasen. Die Umstände waren schon schlimm genug. Noch mehr Ärger und Kummer konnte er nicht gebrauchen: Er vermisste Irene schmerzlich und musste ununterbrochen an sie
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