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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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viel zu klein für Getz. Und blond.
    Ruth Anne Bloom?
    Ich spürte Schweiß auf meinem Gesicht. Kalte Hitze in der Brust. Hatte diese Frau Blotnik umgebracht? Würde sie auch mich umbringen?
    Ein Gedanke schoss mir ins Hirn.
    Zeit schinden!
    »Wer sind Sie?«
    »Ich stelle die Fragen.« Die Frau antworte englisch auf mein Englisch.
    Es war nicht Ruth Anne Bloom. Blooms Englisch hatte einen starken Akzent.
    Ich schwieg.
    »Antworten Sie. Sonst machen Sie ’nen Ausflug ins Land der Schmerzen.« Hart. Aber erregt. Unsicher.
    »Wer ich bin, ist unwichtig.«
    »Ich entscheide, was wichtig ist.« Lauter. Mit drohendem Unterton.
    »Dr. Blotnik ist tot.«
    »Und Sie fangen sich genauso schnell ’ne Kugel ein.«
    Bullenslang? Gehörte die Frau zur Truppe? Oder war sie nur eine der Millionen, die zu viel fernsahen?
    Bevor ich etwas sagen konnte, sprach sie wieder.
    »Moment mal. Ich kenne diesen Akzent. Ich kenne Sie.«
    Und auch ich hatte ihre Stimme schon gehört. Aber wann? Wo? Waren wir uns hier über den Weg gelaufen? Im Hotel? Im Museum? In der Polizeizentrale? Ich hatte in Israel nicht viele Frauen kennen gelernt.
    Plötzlicher Gedanke. Der Anrufer bei Jake hatte von einer Frau gesprochen, die die Hevrat Kadisha belästigte.
    Eine ganze Reihe der »belästigenden« Anrufe waren von einer Frau getätigt worden.
    Konnte das diese Frau sein? Hatte sie ihre eigenen Pläne mit Max? Hatte sie die Knochen aus dem Leichentuch gestohlen?
    Ich hatte keine Ahnung von ihren Motiven. Sie sprach Englisch, Hebräisch und Arabisch. War sie Christin? Jüdin? Muslimin?
    »Konfiszieren Sie Knochen im Namen des Herrn?«, fragte ich aufs Geratewohl.
    Keine Antwort.
    »Die Frage ist nur, was für einer ist das?«
    »Ach, bitte.«
    Feuchtes Schniefen. Die Frau fuhr sich mit der freien Hand ans Gesicht.
    Ich wusste nicht so recht, wie ich weitermachen sollte.
    »Ich weiß über die Masada-Knochen Bescheid.«
    »Sie wissen einen Dreck.« Schniefen. »Stehen Sie auf.«
    Ich gehorchte.
    »Hände auf den Kopf.«
    Ich hob die Hände und verschränkte die Finger auf dem Schädeldach. Alle meine Sinne waren aufs Äußerste gespannt. Ich probierte eine neue Fragerichtung.
    »Warum haben Sie Blotnik getötet?«
    »Kollateralschaden.«
    Ferris? Warum nicht?
    »Warum haben Sie Ferris erschossen?«
    Die Frau erstarrte. »Ich habe keine Zeit für so was.«
    Ich merkte, dass ich einen Nerv getroffen hatte, und bohrte weiter.
    »Zwei Kugeln in den Schädel. Ziemlich kaltblütig.«
    »Halten Sie den Mund!« Die Frau schniefte wieder und räusperte sich.
    »Sie hätten sehen sollen, was die Katzen mit ihm angestellt haben.«
    »Stinkende, kleine Mistdinger.«
    Wenn sich der Nebel lichtet, passiert das oft sehr schnell.
    Ich kann nicht sagen, was meine Sinne alles registrierten. Ihre Sprechweise. Die triefende Nase. Die blonden Haare. Die Dreisprachigkeit. Die Tatsache, dass diese Frau mich kannte. Die Katzen kannte.
    Plötzlich fügten sich scheinbar unzusammenhängende Details zu einem Bild.
    Der schlechte Polizeislang.
    Eine Wiederholung von Law & Order. Briscoe sagte eben einem Verdächtigen, er wisse einen Dreck.
    Eine Frau hatte Hersh Kaplan angeheuert, um Avram Ferris zu töten.
    Kaplan meinte, sie klang, als würde sie koksen.
    Das Schniefen und Räuspern.
    »Ich habe Probleme mit den Nebenhöhlen.«
    Kaplan wurde aus dem Lagerhaus in Mirabel in der Woche angerufen, als der Chef mit Miriam Urlaub machte.
    »Also hat jemand von Ferris’ Büro aus bei Kaplan zu Hause angerufen, während Ferris in Florida war. Aber Kaplan hatte nicht im Lagerhaus angerufen, weder von zu Hause noch aus seinem Laden, was es unwahrscheinlich macht, dass Purviance Kaplan anrief als Reaktion auf eine Nachricht, die er für Ferris hinterlassen hatte. Wer zum Teufel war dann der Anrufer? Und warum hat er angerufen?«
    Ferris wurde mit einer Jericho neun Millimeter Halbautomatik erschossen. Diese Waffe wurde als gestohlen gemeldet von einem Mann namens Ozols. In Saint-Léonard.
    »Das heißt ›Eiche‹ auf Lettisch. Eine internationale Baumkundlerversammlung, hier in Saint-Léonard.«
    Ozols. Eiche. Der lettische Name, den ich auf einem Klingelschild in Saint-Léonard gesehen hatte.
    Auf dem Klingelschild von Courtney Purviances Gebäude.
    »Hier ist noch eine interessante Neuigkeit. Courtney Purviance ist unauffindbar.«
    Aus meinem Unterbewusstsein erblühte eine gestochen scharfe Farbaufnahme.
    Courtney Purviance hatte Avram Ferris ermordet. Sie war nicht entführt worden.

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