Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
Sie stand in der Tür und zielte mit einer Waffe auf mich.
    Natürlich. Purviance kannte das Lagerhaus und seinen Inhalt. Wusste wahrscheinlich auch über Max Bescheid. Regelmäßige Reisen nach Israel gehörten zu ihrem Job. Hierher zu fliegen, war Routine für sie.
    Aber warum Ferris umbringen? Blotnik?
    Religiöse Überzeugungen? Gier? Irgendeine verquere persönliche Rache?
    Würde sie mich mit derselben Kaltblütigkeit umbringen?
    Zuerst spürte ich Angst, dann Wut, dann eine fast tranceartige Ruhe. Ich musste versuchen, mich mit Reden aus dieser Lage zu befreien. An der Waffe kam ich nicht vorbei.
    »Was ist passiert, Courtney? Wollte Ferris Ihnen nicht genug vom Kuchen abgeben?«
    Die Waffe kippte kurz nach unten, dann zielte die Mündung wieder auf mich.
    »Oder wollten Sie einfach noch mehr?«
    »Schnauze!«
    »Mussten Sie hier noch eine Waffe stehlen?«
    Wieder zuckte Courtney leicht.
    »Oder ist es in Israel einfacher, so ein Ding zu kaufen?«
    »Ich warne Sie.«
    »Der arme alte Mr. Ozols. So was tut man doch einem Nachbarn nicht an.«
    »Warum sind Sie hier? Warum mussten Sie sich in diese Geschichte einmischen?«
    Ich sah, dass Purviances Finger über den Abzug strich. Sie war nervös. Ich versuchte es mit einem Bluff.
    »Ich gehöre zur SQ.«
    »Kommen Sie.« Sie winkte mich mit der Waffe zu sich. »Aber langsam.«
    Ich machte zwei Schritte nach vorne. Purviance wich zurück, um den Abstand beizubehalten.
    Im trüben grünen Schein musterten wir uns gegenseitig.
    »Ja. Sie waren doch mit diesem Schnüffler bei mir.«
    »Die Bullen haben Sie wegen dem Ferris-Mord auf dem Kieker.« Ich stieg auf Purviances Hollywood-Polizistenslang um.
    »Und Sie gehören zu denen.« Sarkastisch.
    »Ich kann die Handschellen schon klicken hören.«
    »Wirklich?« Ein Schniefen. »Weil draußen ein ganzes SEK wartet, und wenn Sie nicht bald anrufen, wird das Museum gestürmt?«
    Sie hatte meinen Bluff durchschaut. Okay. Ich blieb auf der Slang-Schiene, probierte aber eine neue Richtung.
    »Wissense was? Eigentlich sind Sie doch die Angeschissene. Ferris hat Ware verhökert, die er nicht hätte verhökern dürfen. Scheiß auf Gott. Scheiß auf die Geschichte. Wichtig ist nur die Kohle.«
    Purviance leckte sich die Lippen, sagte aber nichts.
    »Sie haben’s geschnallt, nicht? Haben ihm gesagt, er soll die Knochen nicht verschleudern. Wenigstens nicht, ohne Ihnen was abzugeben. Er hat Sie abblitzen lassen.«
    Auf Purviances Gesicht zeigte sich ihr innerer Konflikt. Sie war verletzt und wütend. Und verdammt nervös. Eine gefährliche Kombination.
    »Wer sind wir denn, dass wir beim Chef ’ne Lippe riskieren dürften. Wir sind doch nur die Sekretärin. Das Dienstmädchen. Die Tussi, die seine Hemden bügelt. Der Wichser hat sie wahrscheinlich behandelt wie ’ne Putzfrau.«
    »So war es nicht.«
    Ich machte unbeirrt weiter.
    »Dieser Ferris war ein eiskalter Scheißkerl.«
    »Avram war ein guter Mensch.«
    »Ja ja. Und Hitler war eine Hundefreund.«
    »Avram hat mich geliebt.« Es platzte einfach aus ihr heraus.
    Plötzlich wurde mir noch etwas klar.
    Purviance lebte allein. All diese Anrufe aus dem Lagerhaus in Mirabel bei ihr zu Hause. Ferris und Purviance waren nicht nur Arbeitskollegen. Sie waren ein Liebespaar.
    »Er hat’s doch drauf angelegt. Der Mistkerl hat ein Spielchen mit Ihnen gespielt. Hat Ihnen wahrscheinlich das alte Märchen aufgetischt, dass er seine Alte verlassen will.«
    »Avram hat mich geliebt.« Sie wiederholte es wörtlich. »Er wusste, dass ich zehnmal so intelligent bin wie diese Kuh von einer Ehefrau.«
    »Hat er sich deshalb mit der alten Miriam in den Süden verdrückt? Sie sind doch nicht blöd. Sie hatten doch längst geschnallt, dass er sie nie verlassen wird.«
    »Sie hat ihn nicht geliebt.« Verbittert. »Er war nur zu schwach, um reinen Tisch zu machen.«
    »Niete Nummer eins. Miriam liegt faul in der Sonne, während Sie in Ihrer Jungfernbude festhängen. Er vögelt zwar gern mit Ihnen, aber wer muss dableiben und aufs Telefon aufpassen? Und dann nimmt dieser billige Hurensohn Sie nicht mal bei dem Skelett mit ins Boot.«
    Purviance wischte sich mit dem Rücken ihrer Waffenhand die Nase.
    »Dann, Niete Nummer zwei. Kaplan verarscht Sie. Zuerst der Geliebte, dann der Killer. Sie hatten ’ne echte Pechsträhne.«
    Purviance riss die Waffe hoch, so dass die Mündung jetzt direkt auf mein Gesicht zielte. Langsam. Nicht zu sehr provozieren.
    »Ferris war Ihnen was schuldig. Kaplan war Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher