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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Fußgänger drängten sich auf den Bürgersteigen, Frauen in hijab oder kompletter Burka, Männer mit schwarzen Hüten, Teenager in Levi’s 501.
    Genau wie in Quebec dachte ich, mit seinem permanenten Gerangel von Religionen, Sprachen und Kulturen. Französisch und Englisch. Die beiden Einsamkeiten. In Jerusalem gab es drei Konfliktparteien. Muslime neben Christen neben Juden, alle voneinander getrennt.
    Ich ließ das Fenster herunter.
    Die Luft war schwer von Gerüchen. Beton. Auspuffgase. Ahnungen von Blumen, Gewürzen, Müll, Bratfett.
    Ich lauschte den vertrauten Geräuschen einer nächtlichen Großstadt. Autohupen. Verkehrsrauschen auf einer Überführung. Die Klänge eines Klaviers aus einer offenen Tür. Es war die Melodie tausender urbaner Zentren.
    Ryan hatte uns Zimmer im American Colony gebucht, ein ehemaliges herrschaftliches Haus im türkischen Stil, das man zu einem Hotel umgebaut hatte. Es lag in Ost-Jerusalem. Er hatte sich gedacht: arabischer Sektor, keine Bomben.
    Friedman bog von der Nablus Road auf eine von Blumen und Palmen gesäumte, kreisförmige Auffahrt ein. Er fuhr an einem kleinen Antiquitätenladen vorbei und hielt dann vor einem mit wildem Wein bewachsenen Säulenvorbau.
    Friedman stieg aus und holte unser Gepäck.
    »Hunger?«
    Wir nickten beide.
    »Ich bin in der Bar.« Friedman knallte den Kofferraum zu. »Im Untergeschoss.«
    Ryan hatte gut gewählt. Das American Colony bedeutete Antiquitäten, Lüster, Wandteppiche und gehämmerte Bronze. Die Böden bestanden aus poliertem Stein. Fenster und Türen waren überwölbt, und der Grundriss des Gebäudes war auf einen mit prächtigem Blumenschmuck versehenen Innenhof in der Mitte ausgerichtet.
    Nichts fehlte bis auf den Pascha persönlich.
    Wir wurden erwartet. Der Check-in ging schnell.
    Während Ryan ein paar Fragen stellte, überflog ich die Namen, die in kleine marmorne Wandplatten eingraviert waren. Saul Bellow. John Steinbeck. Jimmy Carter. Winston Churchill. Jane Fonda. Giorgio Armani.
    Mein Zimmer hielt alles, was die Lobby versprach. Verspiegelter Kleiderschrank. Perserteppich. Im Bad glänzten goldgerahmte Spiegel und schwarz-weiße Fliesen.
    Am liebsten hätte ich geduscht und mich in das Himmelbett gelegt. Stattdessen bürstete ich mir Zähne und Haare und eilte nach unten.
    Ryan und Friedman saßen bereits an einem niedrigen Tisch in einer Nische. Jeder hatte eine Flasche Taybeh-Bier vor sich stehen.
    Ich bestellte Perrier und einen arabischen Salat. Ryan entschied sich für Spaghetti.
    »Das Hotel ist wunderschön«, sagte ich.
    »Das Gebäude wurde um 1860 herum von einem einflussreichen Araber erbaut. Seinen Namen habe ich vergessen. Zimmer eins war das seine. Die anderen Zimmer im Erdgeschoss waren die Sommerunterkünfte seiner Frauen, und im Winter zogen die Damen einen Stock höher. Der Kerl wollte unbedingt einen Sohn, aber keine tat ihm den Gefallen, also heiratete er ein viertes Mal und baute noch zwei Zimmer an. Auch die neue Frau enttäuschte ihn, und er starb.«
    Friedman trank ein Schluck von seinem Bier.
    »1873 schickte ein dollarschwerer Anwalt aus Chicago namens Horatio Spafford seine Frau und seine vier Töchter auf eine Europareise. Das Schiff sank, und nur Mama überlebte.« Noch ein Schluck.
    »Noch ein paar Jahre, und noch ein paar Töchter. Dann verloren die Spaffords einen Sohn. Sie waren tief religiös und Mitglieder irgendeiner kirchlichen Organisation, und deshalb beschlossen sie, im Heiligen Land Trost zu suchen. Sie kamen 1881 und zogen bei Freunden in der Altstadt ein. Die Gruppe wurde als American Colony bekannt und machte sich einen ziemlichen Namen mit wohltätiger Arbeit.
    Lange Rede, kurzer Sinn, es kamen immer mehr dazu, und bald wurde der Gruppe ihr Haus zu klein. Die Spaffords mieteten erst diesen Laden an und kauften ihn dann. Schon mal was von Peter Ustinov gehört?«
    Ryan und ich nickten.
    »1920 fing Peters Opa an, Gäste aus einem Hotel, das er in Jaffa besaß, hierher zu schicken. So wurde es zuerst das American Colony Hostel und später dann Hotel. Das Haus hat vier Kriege und vier Regimes überstanden.«
    »Das der Türken, der Briten, der Jordanier und der Israelis«, vermutete ich.
    »Genau. Aber Sie sind ja nicht wegen einer Geschichtsstunde hier. Warum ist diese Kröte Kaplan für Kanada so wichtig?«
    Ryan berichtete ihm von der Ferris-Ermittlung.
    »Ein ziemlicher Sprung von falschen Papieren zu einem Mord«, sagte Friedman.
    »Ein gigantischer«, entgegnete Ryan. »Aber

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