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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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den zweiten wollte ich nicht auch noch riskieren.
    Ich drehte mich um.
    »Meinst du, Friedman könnte die Knochen über Nacht in der Polizeizentrale deponieren?«
    »Mit Sicherheit.«
    Ich hielt ihm meinen Rucksack hin. Ryan nahm ihn.
    Seife und Shampoo. Rouge und Maskara. Eine halbe Stunde später sah ich, bei weichem Licht und aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet, einigermaßen gut aus.
    Fink’s hatte insgesamt sechs Tische zu bieten. Und unzähligen Nippes. Das Dekor war zwar alt, aber das Gulasch hervorragend.
    Und Mouli setzte sich tatsächlich mit seinem Stapel Sammelalben an unseren Tisch. Golda Meir. Kirk Douglas. John Steinbeck. Shirley McLaine. Seine Berühmtheiten-Sammlung lief sogar der des American Colony den Rang ab.
    Im Taxi fragte Ryan dann: »Und was geht meinem Mädel im Augenblick so durchs Köpfchen?«
    Keine Rauchenden Colts mehr, sondern Galway.
    »Mouli braucht neue Vorhänge. Und was geht dir so durchs Köpfchen?«
    Ryan zeigte ein Lächeln, so breit wie die Galway Bay.
    »Ach, das nun wieder«, sagte ich.
    »Genau das.«
    Meine Befürchtungen wegen einer unruhigen Nacht allein im Dunkeln erwiesen sich als unbegründet.

26
    Ich verschlief den Gebetsruf des Muezzins. Ich verschlief die morgendliche Stoßzeit, die unter meinem Fenster vorbeirauschte. Ich verschlief auch, dass Ryan in sein Zimmer ging.
    Ich wachte auf, als meine Jeans »A Hard Day’s Night« spielten.
    Da stimmte irgendwas nicht.
    »I should be sleeping like a log …«
    Die Musik brach ab.
    Komischer Traum. Ich lag da und dachte an das postprandiale Techtelmechtel des letzten Abends. Mir fiel eine weitere Zeile des Songs ein.
    »You know I feel alright …«
    Wieder fing die blecherne Musik zu plärren an.
    Jakes Handy!
    Ich sprang aus dem Bett, zog das Handy aus der Tasche und ließ die Jeans zu Boden fallen.
    »Jake?«
    » Du hast mein Handy.«
    »Wie geht’s dir?«
    Ich schaute auf die Uhr. Zwanzig vor acht.
    »Klasse. Ich liebe es, wenn man mir Blut abzapft und mir Finger in den Hintern schiebt.«
    »Schön gesagt.«
    »Ich musste raus, bevor die noch mal über mich herfallen.«
    »Man hat dich entlassen?«
    »Ja«, blaffte Jake.
    »Jake, du solltest …«
    »Ja ja. Hast du es wieder gefunden?«
    »Die Tasche war verschwunden.«
    »Gottverdammte Scheiße.«
    Ich wartete, bis der Ausbruch vorüber war.
    »Was ist mit dem anderen?«
    »Ich habe das Leichent…«
    »Sag’s nicht übers Handy. Kannst du zu mir kommen?«
    »Wann?«
    »Ich muss mich zuerst um den Transporter kümmern und mir irgendwie ein Ersatzfahrzeug beschaffen.« Pause. »Um elf?«
    »Wie komme ich zu dir?« Ich lief zum Schreibtisch.
    Jake gab mir eine Wegbeschreibung. Die Orientierungspunkte und Straßennamen sagten mir rein gar nichts.
    »Ich muss die IAA anrufen, Jake.« Um ihnen zu sagen, dass ich das Skelett verloren hatte. Mir graute schon davor.
    »Aber zuerst will ich dir zeigen, was ich sonst noch in diesem Grab gefunden habe.«
    »Ich bin seit zwei Tagen in Israel. Ich muss Blotnik anrufen.«
    »Wenn du gesehen hast, was ich habe.«
    »Heute noch«, sagte ich.
    »Ja, ja«, blaffte er. »Und bring mein verdammtes Handy mit.«
    Ich lauschte einer toten Leitung.
    Offensichtlich hatte Jake immer noch mit erhöhter Reizbarkeit zu kämpfen. Und mit Paranoia? Glaubte er wirklich, dass seine Anrufe überwacht wurden?
    Ich stand nackt da, das Handy in einer Hand, den Stift in der anderen, als jemand gegen die Tür trat.
    Scheiße? Was jetzt?
    Ich schaute durch den Türspion.
    Ryan war mit Bagels und Kaffee wiedergekommen. Er hatte sich rasiert, seine Haare waren noch feucht von der Dusche.
    Während meiner Morgentoilette berichtete ich ihm von Jakes Anruf.
    »Mit Kaplan sind wir auf jeden Fall vor elf Uhr fertig. Wo wohnt Jake?«
    »Beit Hanna.«
    »Ich bring dich hin.«
    »Jake hat mir gesagt, wie man hinkommt.«
    »Wie geht’s ihm?«
    »Ausfallend gut.«
     
    Kaplan wurde in einer Polizeistation im Russischen Quartier festgehalten, einem der ersten Viertel, die außerhalb der Altstadt entstanden waren. Ursprünglich gedacht als Zufluchtsort für russische Pilger, war es jetzt ein ziemlich heruntergekommenes Stück Innenstadt, das völlig zu Recht zur Renovierung vorgesehen war.
    Das Bezirksrevier und der dazugehörige Zellenkomplex waren eine Ansammlung von Gebäuden zwischen der Jaffa Street und der russischen Kirche. Steinmauern, Eisengitter vor den Fenstern. So schäbig und heruntergekommen wie er war, fügte sich der Komplex sehr gut in die

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