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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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dem engen Hohlraum. Meine Füße wurden taub.
    Irgendwann rief Friedman von oben herunter: »Alles in Ordnung?«
    »Alles bestens.«
    Und später: »Wie lange noch?«
    »Bald.«
    »Sollte ich vielleicht ein Lager aufschlagen?«
    »Bald«, wiederholte Ryan.
    Der späte Nachmittag ging schon in die Abenddämmerung über, als wir schließlich wieder an die Oberfläche kamen.
    Ryan stieg als Erster heraus. Ich gab ihm die Schaufel, das Brecheisen und den Rucksack mit den Überresten des Leichentuchs und der Person, die darin eingewickelt gewesen war.
    Die Reste des Tuchs lagen zusammengerollt in zwei flachen Behältern. Die Knochen füllten zwei kleine Dosen. Gerade einmal. Eine dritte enthielt Sediment vom Boden des Loculus.
    Friedman saß auf der Erde, die Beine überkreuzt, den Rücken an die Hügelflanke gelehnt. Er sah nicht verärgert aus. Er sah auch nicht gelangweilt aus.
    Er sah aus wie Gilligan, der auf den Captain wartete.
    Als er uns bemerkte, trank Friedman seine Wasserflasche aus und rappelte sich hoch.
    »Haben Sie Ihren Mann?«
    Gute Frage. Ich hatte bereits einen Blick riskiert. Die Beckenfragmente wollten sich, was das Geschlecht anging, nicht festlegen.
    Ich zeigte ihm den hochgereckten Daumen und wischte mir dann Erde von den Händen, indem ich sie gegeneinander rieb.
    »Nach oben?«, fragte Ryan Friedman mit Aufzugsstimme.
    Friedman nickte, nahm die Schaufel und fing an zu klettern. Wir folgten ihm.
    Zwanzig Meter vom Klippenrand entfernt, machten wir eine Pause, um wieder zu Atem zu kommen. Friedmans Gesicht war dunkelrot. Ryans Haaransatz war schweißnass. Auch ich war in keinem Zustand für eine Großaufnahme.
    Minuten später standen wir vor Friedmans Auto.
    »Haben Sie Lust, mit uns zu Abend zu essen?«, fragte Ryan, als Friedman aus Silwan hinausfuhr.
    Friedman schüttelte den Kopf. »Muss nach Hause.«
    Zu wem oder was?, fragte ich mich. Zu einer Frau? Einem Wellensittich? Einem gefrorenen Kotelett, das im Spülbecken auftaute?
    Ich ließ Ryan und Friedman vor dem Hotel zurück und ging direkt zur Rezeption. Der Empfangschef schaffte es, meine Erscheinung zu mustern, ohne mir dabei in die Augen zu sehen. Ich war beeindruckt. Aber nicht genug, um ihm zu erklären, warum ich aussah wie ein Wrack.
    Mit den Schlüsseln in der Hand ging ich zurück zur Auffahrt. Ryan hatte Friedman stehen lassen und kam durch den Säulenvorbau auf mich zu. Hinter ihm sah ich, dass Friedman sich mit Mrs. Hanani unterhielt.
    Die Geschäftsführerin stand steif da, den Blick gesenkt, die Arme um die Taille geschlungen.
    Friedman sagte etwas. Mrs. Hanani riss den Kopf hoch und schüttelte ihn verneinend.
    Während Friedman wieder etwas sagte, zog Mrs. Hanani Zigaretten aus einer Tasche und versuchte, sich eine anzuzünden. Der Streichholzkopf zitterte ein bisschen und traf schließlich sein Ziel. Mrs. Hanani zog sich Rauch in die Lunge, blies ihn wieder aus und schüttelte noch einmal den Kopf.
    Friedman ging weg. Mrs. Hanani nahm einen Zug, atmete langsam aus und starrte durch den Rauch hindurch seinen Rücken an. Ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen.
    »Was ist los?«, fragte Ryan.
    »Nichts.«
    Ich hielt ihm seinen Schlüssel hin.
    Ryans Hand schloss sich um meine. »Was für ein Futter würden Madame denn bevorzugen?«
    Ich wusste, dass ich eine Dusche wollte. Ich wusste, dass ich frische Kleidung wollte. Ich wusste, dass ich etwas zu essen wollte, gefolgt von zwölf Stunden Schlaf.
    Ich hatte keine Ahnung, was für eine Küche ich bevorzugte.
    »Hast du dir schon was überlegt?«
    »Fink’s.«
    »Fink.«
    »An der Histadrut. Gibt es schon länger, als es den Staat Israel gibt. Friedman meint, dass Mouli Azrieli eine Institution ist.«
    »Mouli dürfte dann wohl der Besitzer sein.«
    Ryan nickte. »Angeblich hat Mouli mal lieber Kissinger auflaufen lassen, als seine Stammgäste auszusperren. Aber was viel wichtiger ist, angeblich rührt Mouli ein teuflisch gutes Rindsgulasch zusammen.«
    Zusammenrühren? Ryan war mal wieder auf der Wild-West-Schiene.
    »Dreißig Minuten.« Ich hob einen schlammigen Finger. »Unter einer Bedingung.«
    Ryan breitete die Arme aus. Was?
    »Lass den Cowboy hier.«
    Ich drehte mich zur Treppe um.
    »Schließ die Beute in deinen Zimmersafe ein«, sagte Ryan zu meinem Rücken. »Die Diebe sind hier in der Gegend ziemlich rührig.«
    Ich blieb stehen. Ryan hatte Recht. Aber in mein Zimmer war eingebrochen worden. Es war nicht sicher. Einen Satz Knochen hatte ich schon verloren,

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