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Totgelesen (German Edition)

Totgelesen (German Edition)

Titel: Totgelesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Rieger
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zurück, überkreuzte die Hände vor ihrem Bauch und kaute an ihrer Unterlippe, als sie meinte: »Da haben wir jede Menge zu recherchieren. Gut, dass mich Oberst Neumeister angerufen hat. Wir kriegen Unterstützung.«
    Bei dieser Überraschung wechselte Spechts Aufmerksamkeit diesmal von der Pizza zu Monika.
    »Na los, sag! Wer ist der große Unbekannte, der uns helfen wird, den Fall aufzuklären?«
    »Hofer«, es war nur ein Name, aber er wirkte.
    »Hofer? Glaubst du er ist soweit nach der Geschichte vor zwei Jahren?«

Dienstag, 23. Februar
    Obwohl sie sich dienstlich möglichst neutral kleidete, zeigte sie in ihrer Wohnung Mut zur Farbe. Die Küche erstrahlte in einem freundlichen Gelb, der Bereich rund um den Esstisch war in einem warmen Orangeton gehalten und im angrenzenden Wohnzimmer dominierte die Farbe rot. Durch eine Schiebetür betrat man den altrosafarbenen Flur und von dort aus gelangte man in das zartblau gestrichene Schlafzimmer mit angrenzendem Badezimmer und Toilette. Letztere waren mit Fliesen, die der Vormieter vor mehr als 30 Jahren angebracht haben musste, gefliest. Auf ihnen prangten riesige gelbe Blumen im 70er-Jahre-Stil. Bis zu diesen war sie mit ihrer Renovierungsaktion noch nicht vorgedrungen. Dafür würde der nächste Urlaub herhalten müssen, vorausgesetzt, die Mode war nicht schneller als ihr handwerklicher Elan.
    Aber momentan war an einen Urlaub sowieso nicht zu denken. Eigentlich wollte Monika überhaupt nicht denken. Ihr Kopf dröhnte. Das eben eingenommene Aspirin wirkte bedauerlicherweise noch nicht. Nach der gestrigen Besprechung war sie mit Specht auf einen Drink in eine Bar im Grazer Univiertel gegangen. Der Abend endete erst kurz vor vier Uhr morgens, als sie der Barkeeper bat, endlich das Weite zu suchen.
    Schwarzer Kaffe und ein weiteres Aspirin befähigten sie, sich auf den Weg ins LKH zu begeben, um dort ihren einzigen Zeugen zu vernehmen.
    Sie ließ sich auf den Sitz ihres Fiestas fallen, startete und drehte das Radio auf.
     dröhnte ihr entgegen.
    Dank des üblichen Morgenstaus erreichte sie erst 45 Minuten später das Parkhaus des Krankenhauses. Für Monika war es der zweite Besuch in diesem gigantischen Krankenhauskomplex, trotzdem dauerte es eine Weile, bis sie sich zurechtfand. Jede Abteilung war in einem anderen Gebäude, oft sogar in zwei verschiedenen, untergebracht. Zuerst musste sie herausfinden, in welcher Abteilung der Patient lag, um danach das richtige Haus zu erfragen.
    Ihre Laune sank parallel zu ihrem Koffeinspiegel, den sie nicht stabilisieren konnte, da das Café im Eingangsbereich wegen Renovierungsarbeiten erst am Nachmittag geöffnet wurde und weit und breit kein Kaffeeautomat zu finden war.
    Als sie endlich die richtige Station erreichte, schlüpfte eine Strähne aus ihrem Haarband, um ihr ins Gesicht zu baumeln. Achtlos schleuderte sie die Locke nach hinten. Auf diese Art war sie von ihrer Mutter behandelt worden. Wie jemand, der da war, doch keiner besonderen Zuwendung bedurfte. Bei ihrer Großmutter war das anders, da war sie keine lästige Locke. Bei jedem Krankenhaus, das sie betrat, musste sie unweigerlich an ihre Omi denken. Eine verständnisvolle alte Dame, die vor vier Jahren gezwungen war, ihren 75sten Geburtstag in einer ähnlichen Einrichtung zu feiern. Krebs in der Bauchspeicheldrüse, jeder wusste: Dies ist ihre letzte Feier. Bei jedem Geschenk, beim Anschneiden der Torte oder beim Anstoßen mit Mineralwasser sah man, dass der Tod auf ihrem Bett saß. Diese traurige Erinnerung hatte sich in Monikas Kopf festgesetzt, um bei jedem Krankenhausbesuch hervorzukommen.
    Der Anblick eines Kaffeeautomaten im Besucherraum durchbrach ihre Gedanken. Der Kaffee schmeckte grauenvoll,  aber er half.
    Das Ärztezimmer war schnell gefunden. Dort fragte sie einen jungen Mediziner nach dem gesuchten Patienten.
    »Ich konnte Ihre Dienstmarke nicht richtig erkennen, kann ich die noch einmal sehen? Schließlich kann ich ja nicht jedem, der daherkommt und mit seiner Brieftasche herumwedelt, vertrauliche Auskünfte geben.«
    Das attraktive Äußere des Mannes passte ganz und gar nicht zu seiner schroffen Art. Vor wenigen Minuten wäre Monika explodiert bei dieser Antwort, aber dank des Koffeins blieb sie friedlich. Sie wies den Mann in Weiß lediglich darauf hin, dass es sich um die Zeugenaussage in einem Mordfall handeln würde und es deshalb wichtig wäre, kurz mit Herrn Auer zu sprechen. Die Dienstmarke blieb in ihrer

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