totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)
seine Armbanduhr und grunzte: »Na schön. Aber morgen erwarte ich, dass Sie sich da flexibler zeigen. Wir machen hier Business und keine Serie auf dem Ponyhof.«
»Und ich weiß, dass nach Doppelschichten Überstunden ausdrücklich verboten sind«, gab ich zurück. »Ach, und bevor ich Sie nachher wieder stundenlang suchen muss ...« Ich schob ihm meinen Stundenzettel hin. Er nahm ihn und drehte sich weg.
»Lernen Sie den auswendig?«
Er fuhr herum. »Ich muss schließlich Ihre Eintragungen kontrollieren«, sagte er und warf mir den Zettel auf den Tisch.
»Unterschreiben, bitte, Herr Möhl«, sagte ich und hielt ihm das Papier wieder hin. Er riss mir den Zettel aus der Hand und ging in Richtung Teamleiterbüro. Danutas Gesicht erschien über der Trennwand ihres Cube. Sie winkte Möhl zu, der prompt in ihre Richtung abdrehte.
»Danke, dass Sie ihn mir in mein Fach legen, wenn Sie unterschrieben haben«, rief ich ihm zuckersüß hinterher. Und tu mir einen Gefallen und brich dir auf deiner Schleimspur das Genick!
Ein paar Kollegen in meiner nächsten Umgebung nickten mir anerkennend zu. Das Schafsgesicht erschien aus dem Cube neben Danuta und verschwand sofort wieder hinter der Trennwand, als Herr Möhl in ihren Gang einbog.
Eine E-Mail von Hassan ploppte auf meinem Bildschirm auf. »Morgen legt dir Danuta bestimmt Reißzwecken auf den Stuhl.«
Ich schrieb zurück: »Pass auf, dass die dicke Walburga sich nicht auf dich setzt.«
Als ich an ihm vorbei zum Ausgang ging, hielt er mitten im Satz das Mikrofon an seinem Headset zu und flüsterte: »Sei bloß vorsichtig. Danuta ist ein
pain in the ass
. Die guckt mich neuerdings immer so an. Ich fange an, mich zu fürchten.«
»Vielleicht ist sie verknallt in dich ... Hüte dich vor dunklen Hauseingängen, mein Wüstensohn.«
»Mich kriegt sie nicht – da müsste sie mindestens zwanzig Kamele abdrücken ... aber sie hat nur ein Schäfchen ...«
Er grinste und sprach schon wieder in sein Mikrofon: »Ich fasse Ihre Bestellung zusammen: Dreimal das Schmuckset
Pain in the Ass
... wie bitte? Oh, Entschuldigung ... zweimal nur, selbstverständlich ...«
Kapitel 3
Zum großen Erstaunen meiner Freunde hatte ich bis jetzt bei Quality-TV durchgehalten.
»Wat willz du denn den Leuten am Tellefon verkaufen?«, hatte Oma Berti gesagt, als ich erzählt hatte, wo ich mein Geld verdienen würde. »Du warss doch schon im Kiosk ’ne Vollniete.«
Und Wilma hatte nur mild gelächelt. »Ja, ja ... Bestellannahme. Da muss man freundlich sein. Ich hoffe, du weißt das.«
Wirklich gefreut hatte sich nur Matti – auf seine altbewährte Matti-Art. Er hatte mir die Hand geschüttelt und auf Finnisch gesagt: »Onnittelen teitä.« Dann war er wieder in den Katakomben seines Bestattungsinstitutes verschwunden, um die nächste Leiche zu verschönern. Rudi Rolinski, Mattis Mitarbeiter, neuerdings im Besitz eines Bestatterdiploms, entwickelte, nachdem er gehört hatte, wo ich arbeiten würde, prompt eine neue Geschäftsidee
»Man könnte doch bei Quality-TV auch Beerdigungen verkaufen. Das wäre mal eine Vorsorge-Maßnahme. Super! Alles schon bezahlt – auf Abruf. Ich könnte das super anbieten da. Ich weiß, wie man mit den Leuten redet, und telegen bin ich auch. Stell dir mal vor, Maggie, ich vor der Kamera, und dann sage ich: Beim heutigen Angebot legt Herr Rolinski noch was drauf: ein Sarg und nicht nur ein Kranz! Nein, meine Damen und Herren, das Set umfasst drei Kränze mit Grabschleifen, Aufschrift frei wählbar, und dazu bekommen Sie noch die komplette Innenausstattung gratis – inklusive Sargbekleidung für Herren oder Damen – in Ökobaumwolle – bügelfrei.«
»Genau, Rudi«, hatte ich geantwortet. »Schmuck-Urnen oder Eichensärge im Doppelpack als Sonderangebot für Jubilare, die ihre goldene Hochzeit feiern. Sehr vorausschauend. Praktisch denken, Särge schenken.«
»Super Slogan, Maggie. Du hast echt was drauf.« Mit diesen Worten war er in den Keller gerannt, um Matti diese außerordentlich innovative Idee vorzustellen.
Mia Hoffstiepel, Freundin von Oma Berti und Halbtagssekretärin der beiden seltsamen Bestatter, hatte gelacht. »Setzt dem bloß keine Flausen in den Kopf, der macht das wirklich.«
Und warum auch nicht, wenn Broiler-Martin bei Quality-TV seine Hühner-Leichen auf den Grill werfen kann, kann Rudi ferrarirot gesprayte Schmuckurnen anbieten.
Die Szene ging mir durch den Kopf, als ich Mr. Jones gegenübertrat, der sich, als Gesandter vom
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