Totgesagt
unternommen zu haben. Ich weiß, dass nichts von dem, was heute passiert ist, wiedergutmachen kann, was ich getan hab… Trotzdem war es die einzige Möglichkeit.«
»Und warum hast du ihn umgebracht?«
»Ich hab es für Dad getan«, sagte er. »Dad und Al hatten eine lange gemeinsame Geschichte. Dad hatte für eine Bank in der City gearbeitet, ehe Al ihm den Job als Buchhalter für seine Geschäfte anbot. Wir bekamen einen neuen Fernseher, eine neue Küche, und wir machten einen schönen Urlaub in Südfrankreich. Aber dann lief plötzlich alles
falsch. Dad wusste, dass alles, von dem Mum und ich dachten, es gehöre uns, in Wirklichkeit Al gehörte. Er hatte Dad für praktisch alles Geld geliehen und erklärt, wir müssten es niemals zurückzahlen, weil wir wie eine Familie für ihn wären. Dann, eines Nachts, machte er eine Kehrtwendung. Dad kam nach Hause und erzählte mir, dass Al sich alles holen wollte, was ihm gehörte. Alles, was wir jemals von ihm bekommen hatten, wollte er zurückgezahlt haben. Und das war völlig ausgeschlossen. Wenn wir ihm alles zurückgegeben hätten, wäre nichts übrig geblieben.«
»Warum diese plötzliche Kehrtwendung?«
»Keine Ahnung. Aber es wurde immer schlimmer. Dad lud Al zu uns ein, als Mum nicht zu Hause war, um ihn umzustimmen. Sie gingen in den Keller, wo Al völlig den Verstand verlor und Dad schlug. Als Mum wegen der Beule fragte, erzählten wir ihr, Dad wäre beim Angeln ausgerutscht. Dad konnte sich nicht überwinden, mit Mum zu reden. Er brachte es nicht fertig, ihr zu erklären, dass alles, was er für sie gekauft hatte, dass das ganze Leben, das er für sie aufgebaut hatte, sich in Nichts auflösen würde. Dass wir unser Haus mit allem, was darin war, verlieren würden.«
Alex schaute aus dem Fenster.
»So ging es über mehrere Monate – bis Dad schließlich eine Idee hatte. Wir würden Al mit seinem eigenen Geld auszahlen. Dad konnte Als Bücher ziemlich leicht manipulieren. Er besaß drei Geschäfte, von denen jedes einzelne ziemlich viel Umsatz machte. An diesem Abend sprachen wir zum ersten Mal über die fünfhunderttausend.«
»Fünfhunderttausend?«
»Das Geld, das wir ihm wegnehmen wollten. Und irgendwann begriffen wir, dass der einzige Mensch, der uns aufhalten konnte, Al selbst war. Weil er es irgendwann entdecken
würde. Wir mussten Al stoppen, um das Geld behalten zu können.«
»Dein Dad hat dabei mitgemacht, einen Plan für Als Ermordung zu entwickeln?«
»Wir wurden einfach mitgerissen, von der Idee korrumpiert.« Er klang plötzlich kraftloser. »Und am Ende hab ich es getan. Obwohl ich es an jenem Abend gar nicht geplant hatte. Je mehr wir uns der Idee annäherten, desto unsicherer wurde ich. Irgendwann sagte ich zu Dad, dass es klüger sein könnte, wenn ich zu Al ging und versuchte, mit ihm zu reden. Aber Dad war dagegen. Inzwischen war er sich ziemlich sicher über den Weg, den wir einzuschlagen hatten. Bloß der Gedanke … Der Gedanke an das, was wir mit Al vorhatten, jagte mir mordsmäßig Angst ein.«
Wir fuhren unter einem Autobahnschild hindurch. Noch hundertzwanzig Kilometer bis London.
»Also wollte ich ihn in diesem Striplokal in Harrow treffen. Als ich ankam, war er schon betrunken. Er saß nah an der Bühne und ließ die Stripperinnen ihre Titten an seinem Gesicht reiben. Er war gar nicht in der Lage, sich vernünftig zu unterhalten. Er war nicht in der Lage, irgendwas zu tun. Jedes Mal, wenn ich versuchte, mit ihm zu diskutieren, wandte er mir einfach den Rücken zu und sagte mir, ich hätte keine Ahnung, wovon ich redete. Ich versuchte, ihm eine Chance zu geben, hoffte, dass er mir eine Chance geben würde, aber am Ende flippte ich einfach aus. Ich sagte ihm, er solle meine Familie in Ruhe lassen. Und dass ich ihn umbringen würde, wenn er uns noch einmal in die Quere käme.«
Er schwieg. Wir beide wussten, wie die Geschichte weiterging.
»Ich sagte ihm, ich würde ihn töten«, nahm Alex leise den Faden wieder auf. »Und das hab ich auch getan. An jenem
Abend hatte Mum den Wagen. Sie war mit Freundinnen unterwegs. Wahrscheinlich hätte ich den Zug nehmen können, aber ich wollte einfach schnell hin und wieder weg. Ich wollte nicht viel Zeit mit Al verbringen, sondern bloß erledigen, was nötig war. Also mietete ich in der Nähe von Mums und Dads Haus bei einer Hertz-Autovermietung einen Wagen. Der Geschäftsführer war ein alter Knacker. Ich zeigte ihm meinen Ausweis, gab aber auf dem Formular falsche Daten an, um
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