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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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ohne dass mir jemand gefolgt wäre. Ich ging direkt vor ihren Überwachungskameras
vorbei, ohne dass jemand versucht hätte, mich aufzuhalten. Der ganze Laden wirkte wie ausgestorben. Normalerweise konnte man nicht mal atmen, ohne dass es jemand hörte, doch es gelang mir, das Gebäude zu verlassen und nach draußen zu kommen.«
    »Hast du Simon gefunden?«
    »Nein. Ich war zu weit hinter ihnen …« Er verstummte und warf mir einen Blick zu. »Vermutlich habe ich ihn vergessen, sobald ich draußen war.«
    »Warum?«
    »Weil jemand den Eingang offen gelassen hatte.«
    »Das Haupttor?«
    Er nickte. »Es stand weit genug offen, um mich hindurchzulassen. Mein Körper drängte danach, es zu riskieren, aber mein Kopf hielt mich zurück. Sie ließen das Tor nie offen – niemals.«
    »War es eine Falle?«
    »Das war mein erster Gedanke. Doch als ich ein paar Minuten dort gestanden hatte, ging ich langsam aufs Tor zu.«
    »Und das war’s? Du bist einfach rausspaziert?«
    »Nein. Als ich oben ankam … war Andrew dort.«
    »Hat er auf dich gewartet?«
    »Er war einfach da. Im Schatten. Ich war noch einen guten Meter vom Tor entfernt, nahe genug, um loszulaufen, falls er mich aufhalten wollte – doch das tat er nicht. Er stand einfach dort.«
    Fragend schaute ich zu ihm hinüber. »Was hat er getan?«
    »Nichts hat er getan. Er blieb einfach dort stehen. Dann, als ich mich endlich traute, nach draußen zu treten, sagte er: ›Dich herzubringen war ein Fehler. Wir haben dich nie gewollt, Alex. Keiner von uns. Ich bin es leid, gegen dich anzukämpfen; nicht in der Lage zu sein, dir die Medikamente zu geben, die du nehmen musst. Wenn du wirklich Teil
dieses Programm wärest, hätten wir dich längst geopfert. Aber das bist du nicht – und wirst es auch nie sein . Deshalb bin ich bereit, sämtliche Konsequenzen zu tragen, die jetzt vielleicht auf mich zukommen. Ich will dein Gesicht nicht mehr sehen.‹«
    »Das hat er gesagt?«
    Alex nickte. »Es fühlte sich immer noch wie eine Falle an, aber als ich durchs Tor hinaus auf die Straße trat, wurde mir klar, dass es keine Falle sein konnte. Ich schaute mich um und sah, wie er das Tor hinter mir schloss. Dann sagte er: ›Wenn etwas passiert, wenn du etwas gegen uns unternimmst oder jemanden herbringst, dann kriegen wir dich. Und wenn wir dich kriegen, wird uns ganz egal sein, wer dich beschützt – wir werden dich töten.‹ Danach ging er zurück zur Farm.«
    »Was meinte er mit ›beschützen‹?«
    Er zuckte die Schultern. »Sie können mich nicht töten.«
    »Warum?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Wir fuhren eine Weile, ohne zu reden. Beide dachten wir an die Nacht, in der Alex entkommen war. Mein Körper war ramponiert, doch mein Verstand arbeitete wie immer. Er ratterte in dem Versuch, einen Sinn hinter Alex’ Worten zu entdecken. Irgendetwas passte nicht.
    »Haben sie dir sonst noch etwas gesagt?«
    »Nein, ich bin einfach weggelaufen, ohne mich umzuschauen. Ich ließ mich von einem Autofahrer zum nächsten Bahnhof mitnehmen und stieg in einen Zug nach London. Während der Fahrt versteckte ich mich auf der Toilette. Ich saß dort und hatte eine Heidenangst, dass sie mich irgendwie reingelegt hätten. Ich konnte niemandem sagen, was sie getan hatten, weil sie gedroht hatten, mich zur Strafe zu töten. Deshalb war es nötig, dass Sie dort auftauchten.
Ich musste irgendwen dazu bringen, die Sache zu stoppen. Jeden einzelnen Tag seit meiner Flucht hab ich mich in irgendwelchen Dreckslöchern mit dem Rücken zur Wand in den Schatten gekauert, vor lauter Panik, dass sie mich finden könnten. Ich war es leid, ständig Angst zu haben.«
    Ich musterte ihn. »Schon merkwürdig …«
    »Was?«
    »Heute hast du keinen ängstlichen Eindruck gemacht.«
    Er nickte. »Ich glaube, ein Teil von mir hat erwartet, dass ich sterbe. Wenn man glaubt, man erlebt den nächsten Tag nicht mehr, gibt einem das auf irgendeine Art ein Stück Orientierung. Außerdem musste ich dafür sorgen, dass Sie fliehen können.«
    »Was ist mit Al?«
    Er betrachtete mich verwundert. »Sie wissen von ihm?«
    Ich nickte.
    »Ich hatte viel Zeit, über das nachzudenken, was ich getan hab«, erklärte er. »Viele Monate lang hatte ich Angst, ich müsste sterben. Und während der letzten paar Wochen hab ich mich gefragt, was sie mit mir anstellen würden, wenn ich hierher zurückkäme. Nach dem, was ich Al angetan hab, hätte ich es verdient, heute zu sterben. Aber ich konnte nicht sterben, ohne etwas gegen die Farm

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