Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
Vom Netzwerk:
Maske …«

    »Ich habe versucht, Ihnen zu helfen, David. Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen umkehren und die Finger von der Sache lassen. Aber Sie wollten nicht auf mich hören. Sie wollten mitten durch den Sumpf ins Dunkle laufen. Sie wollten sehen, was auf der anderen Seite liegt. Nun, dann gehen Sie, und finden Sie es heraus.«
    »Wer ist er?«
    Michael antwortete nicht.
    »Ist er der Boss?«
    »Nein, er ist nicht der Boss.« Michael schaute mir ins Gesicht. »Wir haben ihn am Anfang dazugeholt, nur aus einem Grund. Seine … Erfahrung war nützlich für uns. Aber dann haben wir ihn mehr und mehr gebraucht, und er wurde langsam mächtiger. Und dann, irgendwann, hat er seine eigenen … Ideen ins Spiel gebracht.« Er unterbrach sich und schüttelte den Kopf. »Also: Nein, er ist nicht der Boss. Aber er könnte außer Kontrolle geraten sein.«
    »Dann halten Sie ihn auf.«
    Michael sagte nichts.
    » Halten Sie ihn auf!«
    »Man kann ihn nicht aufhalten, David. Der Gott, den ich kenne, der Gott, bei dem Ihre Frau jetzt ist, ist nicht derselbe Gott, für den er arbeitet.«
    Ich runzelte die Stirn. »Verdammt noch mal, wovon reden Sie?«
    »›Und sie kamen zu Jesus und sahen den Besessenen, der die Legion gehabt hatte, bekleidet und vernünftig dasitzen; und sie fürchteten sich.‹«
    »Sprechen Sie Klartext mit mir.«
    »Sein Name ist Legion …«, sagte Michael und schielte zum Laptop hinüber, auf dem die Zeichnung zu sehen war. »›Denn in ihm waren viele Teufel.‹«
    Ich umwickelte seine Hände und Fußgelenke mit Klebeband,
bis die Rolle leer war. Dann trug ich ihn in eine Ecke des Zimmers und fesselte ihn an eine Heizung.
    »Ich werde einen Krankenwagen rufen«, sagte ich.
    »Dann sind Sie also doch kein Killer?«, stellte Michael fest. »Nein, rufen Sie keinen Krankenwagen. Wir schalten die Behörden nicht gern ein, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Ich denke, Sie können sich ausmalen, warum. Wenn ich mich nicht alle sechs Stunden melde, wird jemand kommen, um nach mir zu sehen. Das ist eine Routine, die wir pflegen. Eine Art Schutz gegen Leute wie Sie. So lange werde ich schon klarkommen.«
    Er schaute zu, wie ich meine Sachen zusammensuchte.
    »Wissen Sie, ich habe nie irgendwelche Feindseligkeit Ihnen gegenüber verspürt, David. Sie haben mich die ganze Zeit fasziniert. Durch Ihre Entschlossenheit.«
    Ich sagte nichts.
    Er schaute hinunter auf die Wunde an seinem Bein. »Aber man wird Ihnen jetzt wehtun.«
    »Man hat mir schon wehgetan.«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber nicht er.«
    Er betrachtete mich mit einem Blick, den ich wiedererkannte. Ich hatte ihn bereits in Kriegsgebieten gesehen; in den kleinen Ausschnitten der Hölle, in denen ich gewesen war und über die ich geschrieben hatte. Es war der Blick von Menschen mitten auf einer Straße, von der nur Trümmer geblieben waren; der Blick von Menschen, die jemanden in den Armen wiegten, den sie liebten.
    Es war der Blick von Menschen, die ins Gesicht eines Toten schauten.

Legion
    Legion trat aus der Dunkelheit und legte eine Hand um das Gesicht des Mannes. Der Mann rutschte auf seinem Stuhl hin und her und versuchte, sich loszuwinden, doch jeder Versuch, sich ein Stück von dem harten Plastik der Maske zu entfernen, führte nur dazu, dass der Teufel noch dichter herantrat. Seine Augen bewegten sich hin und her, und sein Atem zischte durch die winzigen Nasenlöcher. Hand- und Fußgelenke des Mannes waren an den Stuhl gefesselt, und der Stuhl war im Boden verschraubt. Legions Finger gruben sich tiefer in seine Haut. Dann drehte er langsam den Kopf des Mannes und zwang ihn, direkt in die Maske zu schauen.
    »Weißt du, wo du bist?«
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    »Du bist an der Pforte zu deinem nächsten Leben.«
    Legion lächelte unter dem schmalen Mundschlitz, dann schob er die Zunge zwischen seine Lippen. Die beiden Spitzen traten hervor und wanden sich wie fette Regenwürmer, die aus der Erdoberfläche dringen.
    »Oh Gott.«
    Legion hielt inne. Starrte ihn an. »Also glaubst du an Gott?«
    »Bitte …«
    » Glaubst du?«
    »Ich weiß ni…«

    » Glaubst du an Gott ?«
    Er spürte, wie die Angst wieder durch seine Brust fuhr, und schloss die Augen, damit er die Maske nicht mehr sehen musste. Dann fiel ihm etwas ein, was Rose zu ihm gesagt hatte: Manchmal glaube ich, dass er wirklich der Teufel sein könnte.
    Er hielt die Augen geschlossen und versuchte, die Arme zu heben, in der Hoffnung, das Klebeband könne vielleicht reißen. Doch

Weitere Kostenlose Bücher