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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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wer hinter dieser Tür lauert.«

33
    Als wir bei Michaels Apartment ankamen, war es beinahe elf Uhr. Das Gebäude lag ganz am Rand eines Neubaugebiets in Greenwich mit Blick auf die Themse. Wir hielten vor dem Eingang, einem hohen, schmalen, frei stehenden Foyer mit einer Glaskuppel, das zwei Durchgänge auf beiden Seiten mit dem Hauptgebäude verband.
    »Was erwarten Sie von mir?«, fragte er.
    »Was glauben Sie denn?«
    Er wühlte in den Taschen und zog seine Schlüssel heraus. Ich sah mich nach links und rechts um, nur um sicherzugehen, dass wir allein waren. Das Apartmenthaus war acht Stockwerke hoch und zog sich jeweils rund fünfzig Meter nach beiden Seiten. Dünne, kegelförmige Leuchten flankierten den Weg, der sich von der Straße bis zum Eingang wand. Beiderseits der Türen des Foyers waren kleine Steingärten angelegt, in denen mit roten Blumen die Worte
GREENWICH GREEN buchstabiert waren. Das Gebäude wirkte noch kein Jahr alt.
    Michael öffnete die Eingangstüren. Gleich dahinter befanden sich ein Lageplan und ein Foto des Dachgartens. Er war wunderschön: mit Kiesrechtecken durchsetzte Steinböden und eine überdachte Fläche, wo sich cremefarbene Sonnensegel über einer Reihe von Holzbänken wölbten.
    »Wer zahlt die Miete?«, fragte ich Michael.
    »Ich.«
    »Blödsinn. Sie arbeiten in Redbridge, nicht in Canary Wharf.«
    Er antwortete nicht.
    Nachdem er die Türen zum Durchgang aufgeschlossen hatte, folgte ich ihm zu einer Gruppe von Aufzügen. Links und rechts führten Korridore zu den Apartments im Erdgeschoss. Er rief einen Lift und wandte sich zu mir um. Ich trug seine Laptoptasche über der Schulter und hielt sein Mobiltelefon in der Hand. Genau wie bei den anderen Handys waren alle Informationen gelöscht. Für seinen Laptop, so viel hatte ein kurzer Blick darauf ergeben, brauchte ich ein Passwort mit sechs Zeichen.
    Wir fuhren nach oben.
    Als wir vor dem Apartment standen, nahm er wieder seine Schlüssel zur Hand.
    »Das ist lächerlich, Dav…«
    »Schließen Sie einfach auf.«
    Er öffnete die Tür, und wir traten ein.
    Drinnen war es warm. Er hatte die Heizung angelassen. Es gab ein Wohnzimmer von respektablen Ausmaßen, das in eine offene Wohnküche mit zwei Türen überging. Eine Tür führte ins Bad und die andere in sein Schlafzimmer. Ich schloss die Eingangstür ab und befahl ihm, sich in die Ecke des Zimmers zu setzen, ohne die Lampen einzuschalten.
Von draußen fiel genug Licht herein. Er tat, was ich sagte, und hockte sich, die Hände nicht mehr gefesselt, in die Ecke.
    Ich legte die Tasche ab und öffnete ihren Reißverschluss. Erst nahm ich sein Buch heraus und ließ es auf den Boden fallen, dann widmete ich mich seinem Laptop.
    »Wo ist das Anschlusskabel?«, fragte ich.
    »In meinem Büro.«
    »Unsinn. Wo ist es?«
    »In meinem Büro.«
    Ich zog die Waffe, ging quer durchs Wohnzimmer und hieb ihm den Griff an den Kopf. Mit einem Ruck taumelte er zur Seite, fiel vom Sessel und landete auf dem Rücken. Er schaute hoch zu mir.
    » Scheiße «, sagte er und griff sich ans Gesicht.
    »Ich habe keine Zeit für Spielchen«, erklärte ich. »Wo ist das Kabel?«
    Er betrachtete mich schockiert, und an der Seite seines Schädels floss Blut herab. Schließlich deutete er mit dem Kopf auf den Fernseher. Hinter einem Flachbildschirm schlängelte sich ein Kabel über den Boden. Ich trug seinen Laptop hinüber und steckte das Kabel ein. Der Computer brauchte ungefähr dreißig Sekunden zum Hochfahren, dann erschien ein Eingabefeld.
    »Wie lautet das Passwort?«, fragte ich.
    »Elf – einundvierzig – vierundvierzig.«
    Ich gab den Code ein, und das Fenster verschwand.
    »Was bedeuten sie?«, fragte ich.
    »Was meinen Sie?«
    »Die Ziffern.«
    Er antwortete nicht. Ich drehte mich um und betrachtete ihn. Noch immer rieb er sich den Kopf. Er wirkte benebelt. Mit einem dumpfen Geräusch legte ich die Pistole
auf den Glastisch neben mir. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie sein Blick zwischen mir und der Waffe hin und her huschte.
    Nun erschien sein Desktop auf dem Bildschirm, auf dem verschiedene Ordner angelegt waren. Auf der rechten Seite befanden sich vier nebeneinander – monatliche Budgets, Zwanzigergruppe, Predigten Dezember, Manuskript Dezember . Weiter links bemerkte ich zwei weitere: Bilder und Kontakte . Ich klickte auf Kontakte . Wieder wurde ein Passwort verlangt. Ich gab denselben Code ein und bekam die Rückmeldung, dass mein Passwort nicht stimmte.
    »Wie lautet das Passwort

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