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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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von seiner Berührung.
    Schloss die Augen.
    Versuchte die Dunkelheit zu nutzen, um mich wieder zu konzentrieren. Als ich die Augen öffnete, starrte er mich immer noch lächelnd an.
    »Wessen Körper haben Sie für Alex benutzt?«
    Er zuckte die Schultern. »Ist das von irgendeiner Bedeutung?«
    »Für die Menschen, die ihn lieben, ganz sicher.«
    Er musterte mich einen Moment. »Sie wissen überhaupt nichts, David. Den Familien der meisten hier ist es völlig egal, ob sie leben oder tot sind.«
    »Glauben Sie, dass es auch Mary egal ist, ob Alex lebt?«
    »Vielleicht jetzt nicht, da sie ihn gesehen hat.«
    »Vorher auch nicht!«
    Er schwieg einen Moment.
    »Bei Alex hatte ich keine Wahl«, sagte er. »Ich war gezwungen.«
    Dann verlor ich den Faden. Der Schmerz kehrte zurück, diesmal noch viel stärker. Er brannte in meinem Unterleib und im unteren Teil meines Rückens.
    Ich schnappte nach Luft.
    »Das ganze Projekt ist außer Kontrolle«, sagte ich.
    Der Klang meiner Stimme erheiterte ihn. Er beugte sich ein Stück vor und schaute mir von unten ins Gesicht. »Oooh, autsch!«, spottete er ungerührt. »Tut es weh?«
    Mein Mund füllte sich mit Speichel. Und ich schwitzte.
Schweißperlen liefen mir über Stirn und Gesicht. Tief im Inneren – in meinem Magen und tief in der Kehle – sammelte sich die Kotze. In meiner Brust brannte es. Noch schlimmer war das Gefühl, das von meinem Steißbein ausging und mein Rückgrat hinaufwanderte. Jeder einzelne Nerv schien in Flammen zu stehen, mein Rücken zog sich zusammen, und die Haut spannte sich über meiner Muskulatur. Dort war der Schmerz konzentriert. Was immer sie mir angetan hatten, es betraf vor allem meinen Rücken.
    Andrew richtete sich auf und starrte mit einer Mischung aus Erheiterung und Abscheu auf mich herab. Er nahm den Stuhl, ging zur Tür zurück und verschwand. Mit einem lauten Knall fiel die Tür ins Schloss.
    Ich spürte die Vibrationen auf dem Fußboden. Plötzlich breitete sich ein flammender Schmerz, von meinem Rücken ausgehend, aus und erfasste die Wölbung meines Brustkorbs und das Zentrum meines Oberkörpers.
    » Scheiße! «
    Noch einmal schrie ich auf.
    Es fühlte sich an, als würde man mir das Herz zerquetschen. Der Versuch, mein Gewicht auf die andere Seite zu verlagern, wurde zur Tortur. Mein ganzer Körper krampfte sich zusammen. Schließlich fiel mein Ehering hinunter, landete mit einem klingelnden Geräusch auf dem Boden des Kühlraums und rollte von mir weg.
    Die Tür wurde wieder geöffnet, und Andrew trat ohne den Stuhl aus dem Dunkel heraus. Die Peitsche hing jetzt an seinem Gürtel. Seine Hände umklammerten einen langen Spiegel, der mit Schlieren übersät war – schmierigen Schleifspuren, als hätten Finger über das Glas gekratzt.
    Er stellte sich vor mich, drehte den Spiegel von mir weg und zog die Peitsche aus dem Gürtel. Er hielt den Griff hoch, sodass die Knoten vor mir baumelten.

    »Nachdem ich die Armee verlassen hatte, geriet ich in Schwierigkeiten«, sagte er. »Ich fand keine Arbeit. Ich vermisste die Routine, die das Militär in mein Leben gebracht hatte. Die Disziplin. Ich verfiel aufs Stehlen und tat einigen Menschen weh. Danach wanderte ich verdientermaßen ins Gefängnis.«
    Er schaute kurz an mir vorbei, dann nahm er mich wieder in den Blick.
    »Doch nach meiner Entlassung fand ich Gott. Ich fand Ihn wirklich . Schließlich schaffte ich es sogar, zur Via Dolorosa in Jerusalem zu reisen. Ich sah den Weg, den Jesus zu seiner Kreuzigung nehmen musste. Wenn man diese Orte selbst besucht, entwickelt man eine Wertschätzung für das, was er durchmachen musste.« Er hielt inne und ließ die Hand mit der Peitsche sinken. »Und nachher betrachtet man die Menschen mit anderen Augen. Man betrachtet sich selbst mit anderen Augen. Man begreift, dass die Menschen, wenn sie auch nur einen kleinen Teil dessen erfahren würden, was er erlitten hat, vielleicht schätzen lernten, was ihnen in ihrem Leben geschenkt wurde.«
    Ich konnte an nichts anderes denken als an den Schmerz. Konnte nicht einmal mehr Zorn aufbringen. Konnte mich nicht auf sein Gesicht konzentrieren. Es fühlte sich an, als würde sich die Haut von meinem Rücken lösen und über das rohe Fleisch nach unten gleiten. Ich hob eine Hand, zittrig wie ein alter Mann, und berührte meinen Rücken. An meinen Fingern war Blut. Ich schaute ihn entgeistert an. Er wandte den Blick nicht ab.
    »Legion hat mich eines Tages auf eine Idee gebracht. Am Anfang kam sie mir ein

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