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Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Titel: Totgeschwiegen (Bellosguardo) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Reiter
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kommt, denk daran, wie Papa ohne Mama war.
     
    Wahrscheinlich bin ich die Einzige, die man im Dunkeln gelassen hat. Auf die Erklärung von Papa bin ich ja schon sehr gespannt. Und der kann sich warm anziehen und mir gleich einen Flug nach Hamburg buchen. Wenn er glaubt, dass er mir einfach so eine neue Familie vor die Nase setzen kann, hat er sich geschnitten.
     
    Bis zur Landung redete Constantin ohne Punkt und Komma auf sie ein. Es kam ihr so vor, als ob er Werbung für seine Mutter machen wollte.
    Er hatte bereits ihre Kochkünste ausgiebig angepriesen, ihren Humor und ihre liebevolle Art erwähnt. Er schien ernsthaft besorgt zu sein, dass Anna eine große Szene am Flughafen veranstalten würde. Aber da kannte er sie schlecht. Sie würde ihr cooles Gesicht aufsetzen und sich nichts anmerken lassen. Sie würde einfach so tun, als ob sie von nichts eine Ahnung hätte und ihren Vater mit ein paar Anekdoten über ihre Mutter in Verlegenheit bringen. Und dann würde sie sich in Ruhe ansehen, wie sich ihr Vater wand und wahrscheinlich nach einer guten Gelegenheit suchen würde, endlich mit der Wahrheit herauszurücken. Ja, so würde sie es machen.
    „Constantin, bitte tu mir einen Gefallen. Sag keinem, dass du mir das mit der Heirat gesagt hast. Mein Vater soll mir das selbst ins Gesicht sagen.“
    „OK, wie du meinst.“ Constantin sah sie etwas skeptisch an und zuckte mit den Schultern.
     
    Aber es kam anders. Als sie gemeinsam durch die automatische Schiebetür in den Ankunftsbereich traten, stand ihr Vater nicht unter den wartenden Abholern.
    Stattdessen stürmte ein kl eines Mädchen mit langen rotblonden Locken auf Constantin zu. Er ließ sofort seinen Kofferwagen stehen, nahm die Kleine in die Arme und wirbelte sie herum.
    „Anna, darf ich vorstellen, das ist meine Schwester Sophia.“
    „Hallo, Anna. Zuhause zeige ich dir mein neues Zimmer, OK? Papa hat mir einen Himmel aus Stoff über mein Bett gemacht. Jetzt ist es ein richtiges Prinzessinnenzimmer.“
    Anna s tarrte dieses entzückende rotblonde Püppchen, in ihrem kleinen dunkelblauen Mantel mit Samtkragen, der weißen Strumpfhose und den schwarzen Lackschuhen an.
    „Papa?“ , murmelte sie.
    Ich dachte , die wüsste nicht, wer ihr Vater ist.
    Sophia sah sie ernst mit ihren grünen, großen Augen an. „Mein neuer Papa. Kennst du ihn nicht?“
    Da dämmerte es bei Anna.
    „Sophia, das ist auch Annas Papa. Das habe ich dir doch schon erklärt.“ Eine dunkelhaarige, schlanke Frau in einem schwarzen engtailiierten Wintermantel war auf sie zugetreten. Sie reichte Anna die Hand und stellte sich vor.
    „Ich bin Isabelle . Ich freue mich, dich endlich kennenzulernen, Anna. Dein Vater ist auf dem Weg von Mailand hierher. Leider steht er im Stau, so dass er dich nicht mit abholen kann.“
    „Aha.“ Mehr fiel Anna beim besten Willen nicht ein. Sie war einfach nur überrascht. Überrascht von diesem kleinen Mädchen und überrascht von der Tatsache, dass ihr Vater es noch nicht einmal für nötig befand , sie vom Flughafen abzuholen. Stattdessen ließ er sie wie selbstverständlich als allererstes mit seiner neuen Familie allein. Anna merkte, wie Tränen des Zorns und der Enttäuschung in ihr hochstiegen.
    Reiß dich zusammen. Du wirst nicht vor diesen Leuten heulen.
    Zum Glück hatte Isabelle sich nun Constantin zugewandt und drückte ihn fest an sich. Sophia sprang unterdessen um Mutter und Bruder herum.
    Anna fühlte sich wie das dritte Rad am Wagen. Sie fischte ihr Handy aus ihrer Handtasche und schaltete es ein. Hoffentlich war Domenik online. Sie brauchte ihn jetzt drin gend und wenn es nur über WhatsApp war.
     
    Auf der Fahrt vom Flughafen saß Anna hinten mit Sophia in dem noch neu riechenden Mercedes M Klasse.
    Hatten sich Isabelle und ihr Vater für die Toskana extra ein neues Auto gekauft oder war das nur ein Mietwagen?
    Sie wagte es nicht zu fragen. Stumm sah sie aus dem Fenster und hörte mit halbem Ohr dem Gespräch von Constantin und seiner Mutter vorne im Wagen zu.
    Constantin erzählte von seinen letzten Prüfungen und von seinem Flug von Boston nach München. Sophia war in einen Film aus dem DVD Spieler, der hinter dem Beifahrersitz angebracht war, versunken.
    Anna öffnete ihr Whats App Programm und schrieb eine Nachricht an Domenik.
     
    Bin angekommen. Mein Vater ist gar nicht erst am Flughafen aufgetaucht. Habe allerdings erfahren, dass er und diese Frau bereits verheiratet sind. Die Tochter von ihr nennt ihn Papa. Sitze jetzt mit

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