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Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Titel: Totgeschwiegen (Bellosguardo) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Reiter
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der Sippe im Auto. Vermisse dich schrecklich.
     
    Sie schickte die Nachricht ab und starrte wie gebannt auf ihr Handy. Domenik war umgehend online.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit kam seine Antwort.
     
    Mein armes Schätzche n. Komm, so schnell du kannst, nach Hamburg, ich bin für dich da.
     
    Wenigstens einer, der sich für mich interessiert.
    Anna sah weiter aus dem Fenster. Sie hatten die Autobahn verlassen und fuhren durch die engen, kleinen Straßen der Toskana. Sie musste an früher denken. Immer wenn sie von der Autobahn abgefahren waren, hatte ihre Mutter die Fenster runtergelassen und begeistert nach hinten gerufen:
    „Maya, Anna, riecht mal. Der Duft der Pinien und Zypressen. Gleich sind wir in unserem zweiten Zuhause.“ Anna seufzte traurig.
    Mama, du fehlst mir.
    Eine weitere Nachricht von Domenik kündigte sich summend an.
     
    Wie war der Flug mit dem Nerd?
     
    Anna starrte auf das Display.
    Mann, Domenik, lass es doch einfach gut sein. Das ist doch jetzt wirklich nebensächlich. Genervt tippte sie in ihr Handy:
     
    Der ist gar kein Nerd. Er ist eigentlich ganz OK.
     
    Sekunden später kam seine Antwort.
     
    Hat er dich angemacht?
     
    Ihr Geduldsfaden drohte zu reißen. Wo sie sich eben noch so über seine Anteilnahme gefreut hatte, ging er ihr jetzt gewaltig auf die Nerven. Energisch bearbeitete sie den Touchscreen ihres iPhones.
     
    Nicht schon wieder! Kannst du dieses Thema jetzt bitte mal lassen? Ich habe gerade andere Sorgen. Constantin war es, der mir erzählt hat, dass sie geheiratet haben.
     
    Aber Domenik ließ nicht locker.
     
    Wahrscheinlich wollte er dir mit seinem Wissen eins auswischen und seine Position abstecken. Du bist für deinen Vater nicht mehr wichtig, sonst hätte er es dir ja sagen können. Ich weiß, wie es ist, von seinen Eltern auf das Abstellgleis geschickt zu werden. Es ist bitter. Aber du bist nicht allein, du hast ja mich.
     
    Anna sah missmutig aus dem Fenster. Sie waren fast an ihrem geliebten Bellosguardo-Haus angekommen.
    War das so? Hat Papa einfach vergessen , mir Bescheid zu sagen?
    Sie wechselte zu Mayas Account.
     
    Maya, wusstest du , dass Papa und Isabelle verheiratet sind und diese Sophia ihn schon als ihren Vater bezeichnet?
     
    Bitte Maya, antworte mir. Anna sah in der Uhr-App nach der Uhrzeit in Sydney. Dort war es kurz vor neun Uhr abends. Maya müsste ihre Nachricht eigentlich bald lesen.
    Und tatsächlich. Ma yas Account schaltete sich auf online. Auf ihre internetsüchtige Schwester war Verlass. Die war immer und zu jeder Zeit erreichbar.
     
    Ja, wusste ich. Ich sollte dir nichts sagen. Papa wollte es dir persönlich erzählen. Wie sind Isabelle, Sophia und Constantin denn so? Dass Sophia unseren Vater Papa nennt, wusste ich nicht, aber das ist doch OK, oder nicht? Sie hat doch keinen anderen Vater. Ach ja, falls du dich fragst, ob mir das mit meinem Zimmer recht ist: Ich habe kein Problem damit, dass es jetzt Sophias Zimmer ist. Es liegt ja direkt am Schlafzimmer. Wenn ich mal da sein sollte, was nicht vor dem Sommer sein wird, werde ich in einem der Gästezimmer schlafen.
     
    Das neue Prinzessinnenzimmer. Mayas altes Zimmer. Was sie wohl aus meinem Zimmer gemacht haben? Vielleicht Isabelles Arbeitszimmer?
    Und als ob sie ihre Gedanken lesen könnte, wa ndte sich jetzt Isabelle ihr zu.
    „Ich hoffe, dass dir das Haus gefällt, wir haben ein paar Dinge verändert. Aber das hat dir dein Vater ja schon gesagt.“
    „Er hat mir letzte Woche am Telefon gesagt, dass er eine neue Küche gekauft hätte.“
    „ Mehr hat er nicht gesagt?“, fragte Isabelle etwas irritiert.
    „Nein, nur eine neue Küche. Abe r scheinbar habt ihr ja auch Mayas Zimmer verändert.“
    Schweigend bog Isabelle in die Auffahrt zum Haus ein.
    „Das ist aber ein schönes Haus“, warf Constantin begeistert ein.
    „Ja, das ist Bellosguardo - das Haus meiner Mutter“, sagte Anna trotzig.
    Ein betretenes Schweigen machte sich im Wagen breit. Isabelle hie lt vor der Haustür an und stellte den Motor ab.
    „Anna, bevor du jetzt reingehst ... Wir ha ben ziemlich viel verändert. Ich dachte dein Vater hätte dir das gesagt.“
    „Mein Vater hat mir offensichtlich einiges verschwiegen.“ Anna riss die Tür auf und stürmte aus dem Wagen. Sie wollte nicht in das Haus gehen, sie wollte keine neue Küche, kein Prinzessinnenzimmer und was da sonst noch alles verändert worden war, sehen.
    Eilends lief sie hinter das Haus in den Garten. Der schöne wilde Garten, den ihre

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