Totgeschwiegen (Bellosguardo)
du durch die Gegend. Immer in diesen dunklen Rollkragenpullovern. Seit Ewigkeiten warst du nicht mehr bei Nico und Max ...“
„Ich verstehe mich nicht mehr mit Max, das weißt du doch“, unterbrach Anna ihre Freundin schroff.
„Ach komm, Anna, die Sache mit Max ist Schnee von gestern. Der ist ja nun ganz happy mit Nina. Mit dir hat er kein Problem mehr. Ich glaube eher, dass dein lieber Freund es nicht gerne sieht, wenn du in einem anderen Jungshaus rumhängst.“
Anna sah wieder schweigend auf ihr Heft.
„Du kannst dir doch nicht alles von Domenik verbieten lassen. Was ist das denn für eine Beziehung? Alle wundern sich schon und machen sich Sorgen um dich. Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut? Du bist weiß wie eine Wand, spindeldürr und ständig nervös. Du solltest dich mal sehen, wie du aussiehst, wenn dich irgendein Junge vor den Unterrichtsgebäuden anspricht. Sofort siehst du dich hektisch nach allen Seiten um. Wie ein gejagtes Tier wirkst du dann auf mich. Hast du jedes Mal Angst, dass Domenik dich sehen könnte?“
„So ein Quatsch. Ich kon zentriere mich im Moment nur auf die Schule. Ich habe einfach keine Lust, groß was mit anderen zu machen.“
„Das glaubst du ja wohl selber nicht. Und übrigens ist das nicht nur mir aufgefallen. Frau Kleber hat mich auch schon zur Seite genommen ...“
Anna stöh nte auf. Frau Kleber hatte sie jetzt schon mindestens dreimal gefragt, ob mit ihr alles in Ordnung wäre. Sie war mittlerweile schon Thema in der Lehrerkonferenz. Die Lehrer machten sich anscheinend alle Sorgen, weil sie so dünn und still geworden war. Außer im Unterricht - da hatte sie sich von der gelangweilten Schülerin zur Streberin entwickelt. Scheinbar war das auch nicht richtig. Da sollte mal einer die Lehrer verstehen.
Nachdem Domenik mitten in seiner Abivorbereitung steckte, hatte sie ihm, auf sein Bitten hin, versprochen, sich genauso intensiv um ihren Unterrichtsstoff zu kümmern. Und so saßen sie Abend für Abend nebeneinander und lernten bei ihm im Zimmer. Sie waren ein stilles Pärchen geworden, abgekapselt von den anderen. Viel redeten sie nicht miteinander, irgendwie war in der letzten Zeit der Gesprächsstoff ausgegangen. Aber das lag sicher daran, dass Domenik so viel für die Schule tun musste. Sein Wechsel von dem englischen Internat in den Abi-Jahrgang hatte sich für ihn, obwohl er auch hier den internationalen Schulabschluss machen würde, als nicht so einfach entpuppt.
Die enge körperliche Bindung war allerdings unverändert. Obwohl ...
Jede zweite Nacht schlich Anna sich zu ihm ins Zimmer. Seine Küsse und Liebkosungen waren mit der Zeit immer kraftvoller geworden. Er drückte sie oft so fest an sich, dass sie versucht war, vor Schmerz aufzustöhnen. Aber sie mussten natürlich sehr leise sein. Und dann war da noch diese neue Eigenart von ihm ...
„Anna, hörst du mir überhaupt zu?“ Lara stand immer noch neben ihr.
„Ja, ja. Ich werde auf die Party kommen, OK? Aber etwas später, das wird ja wohl noch erlaubt sein.“
„Wie du meinst.“ Lara wandte sich schulterzuckend ab und widmete sich wieder den auf ihrem Bett verstreuten Klamotten.
Würde Domenik ausrasten, wenn sie zu der P arty gehen würde? Er selbst hatte deutlich gemacht, dass er nicht hingehen würde. Seit er mit seinem Mentor ein sehr ernstes Gespräch über seine schulischen Nachholbedürfnisse hatte führen müssen, ging er kaum noch ins Clubhaus. Anna war ein paar Mal allein dort gewesen, aber das hatte ihm nicht gefallen. Und nach jedem Abend mit ihren alten Freunden und ein paar Bier hatte er ihr nachts massenhaft Knutschflecke verpasst. Und nicht nur das.
Eines Nachts, als sie gemeinsam in seinem Bett lagen, hatte er seine Hände zärtlich von ihrem Rücken zum Po heruntergleiten lassen ...
Er bat sie, sich auf den Bauch zu legen. Wie selbstverständlich folgte Anna seinem Wunsch. Behutsam zog er ihren Slip ein St ück weit runter und begann, ihr Hinterteil mit zarten Küssen zu benetzen. Die Berührung seiner Lippen auf ihrer Haut löste ein Kribbeln in ihr aus. Plötzlich hielt er inne und begann sie wieder zu streicheln. Sanft glitt seine Hand auf ihrem nackten Po auf und ab. Das Kribbeln wurde stärker. Und dann - wie aus dem Nichts - spürte sie auf einmal seine Faust auf ihrem Gesäß. Ein dumpfer Schmerz durchdrang ihren Körper und sie schrie unwillkürlich auf. Blitzschnell hielt Domenik ihr seine Hand vor den Mund.
„S chhh, meine Süße. Du
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