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Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Titel: Totgeschwiegen (Bellosguardo) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Reiter
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hatte versprochen, ihr zur Seite zu stehen. Sie konnte jetzt nicht einfach wegfahren.
    Abrupt drehte sie sich um und ging mit schnellen Schritten auf das Krankenhaus zu. Aus dem Augenwinkel konnte sie den Hoffnungsschimmer in Alexanders Augen sehen. Sie ging an ihm vorbei, ohne ihn anzusehen.
     

Epilog
     
    Maya schwitzte. Ihr T-Shirt klebte ihr unangenehm am Rücken. Sie strich ihre langen, von der Sonne ausgeblichenen Haare aus dem Gesicht und öffnete die Tür des Internetcafes. Seit fast zwei Wochen war sie nicht mehr online gewesen. Nachdem sie die Nase voll von Farmarbeit gehabt hatte, war sie mit ein Paar Bekannten nach Bali weitergezogen. Hier ließ es sich aushalten. Coole Leute, coole Stimmung, alles easy. Der Haken war nur, dass sie kaum noch Geld hatte. Sie musste sich dringend mit ihrem Vater in Verbindung setzen. Und offensichtlich wollte er sie auch erreichen. An die sechs verpasste Anrufe ihres Vaters hatte sie auf ihrem Handy.
    Die kalte Luft der Klimaanlage schlug ihr entgegen. Sie griff in ihre Strandtasche und zog sich eine Strickjacke über. Dann ließ sie sich auf einen der Stühle fallen, nickte dem Typen an der Bar zu und wartete auf die Verbindung mit dem Rest der Welt. Die WLAN Verbindung baute sich auf, ihr Handy summte.
    Sie öffnete ihr WhatsApp Programm. Von ihrem Vater waren gleich drei Nachrichten eingegangen.
    Meine Güte, so lange war ich doch gar nicht offline. Sonst meldet der sich doch auch nicht häufiger als alle drei Wochen.
     
    May a, wo steckst du? Bitte melde dich. Papa
     
    Hast du meine Nachricht erhalten? Papa
     
    Liebe Maya,
    Leider kann ich dich telefonisch nicht erreichen. Ich möchte dich bitten , wieder nach Hause zurückzukommen. Es gab ein ziemliches Drama um deine Schwester. Vielleicht hat sie dir von ihrem Freund erzählt, auf jeden Fall ist die Beziehung in einer Katastrophe geendet. Anna ist jetzt erst mal hier bei uns in Bellosguardo. Ob sie auf das Internat zurückkehren wird, wissen wir im Moment noch nicht. Ich glaube, sie könnte deine Unterstützung und deinen Beistand jetzt dringend brauchen. Bitte sag mir, wo du bist, ich buche dir einen Heimflug.
    Maya, ich finde es wird auch Zeit, dass du mit einer Ausbildung beginnst. Deine Mutter hatte sich für dich gewünscht, dass du die Kunstaka demie in Florenz besuchst. Wäre das nicht eine Idee? Bitte komm nach Hause.
     
    Maya legte ihr Handy behutsam auf den Tisch.
    D ie Kunstakademie in Florenz. Oft hatte sie mit ihrer Mutter über diese Ausbildungsmöglichkeit gesprochen. Von ihr hatte sie den Sinn für Kunst und Kreativität geerbt. Schon als Kind konnte sie sich für die Bilder in den Uffizien begeistern. Während Anna nörgelte, dass sie endlich ein Eis essen wollte, hatte sie die Bilder genau studiert. Besonders die Technik und das Können der Künstler aus der frühen Renaissance, hatten es ihr immer schon angetan. Ihre Lieblingsmaler waren immer schon Filippo Lippi und Sandro Botticelli gewesen.
    Aber der Traum der Kunstakademie war für sie gestorben. Genauso wie ihre Mutter.
    Sie könnte niemals in Florenz studieren und in Bellosguardo wohnen. Nicht nach dem, was vorgefallen war. Denn dann würde sie der Vergangenheit ins Auge sehen müssen und das ging einfach nicht.
    Sie konnte ja noch nicht mal ihren Vater ansehen, ohne an das Furchtbare denken zu mü ssen. Und dabei ging es nicht nur um das, was ihr Vater getan hatte. In seinem traurigen Gesicht sah sie jedes Mal ihre eigene Schuld.
     
    Maya hatte gewusst, dass es ihrer Mutter schlecht ging ...
    In den Sommerferien in Bellosguardo fiel ihr auf, dass ihre Mutter oft verweint aussah. Und das war sehr ungewöhnlich. Ihre Mutter war vom Typ her nicht gerade nah am Wasser gebaut. Sie verdrückte bei einem traurigen Film schon mal eine Träne, aber verheulte Augen kannte Maya an ihr nicht. Sie war merkwürdig still und wirkte abwesend. Selbst Anna fiel das auf.
    An einem Fernsehabend wanderte Mayas Blick einmal zufällig zu ihrer Mutter und sie erschreckte sich richtiggehend. Das Gesicht ihrer hübschen und früher immer so fröhlichen Mutter war von Schmerz und Traurigkeit verzerrt. Sie schien die Liebeskomödie, die gerade im Fernsehen lief, überhaupt nicht wahrzunehmen.
    „Mama, ist alles in Ordnung?“, fragte sie und wusste im gleichen Moment wie blöd ihre Frage war.
    „Mit mir ist alles Bestens, meine Süße. Mach dir keine Gedanken.“
    Aber Maya ließ die Traurigkeit ihrer Mutter keine Ruhe. Vielleicht war sie krank. Das würde

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