Touch of Pain

Steinchen setzte David das Bild von ihr zusammen. Durch die geschickten Fragen von Master David hatte Richard eine Menge über Carolina gelernt. Viele Dinge, die ihm vorher nicht bewusst gewesen waren, lagen jetzt glasklar vor ihm.
    Carolina hasste es, wenn man sie anschrie. Sie erwiderte Wut nicht mit Zorn, sondern mit Verunsicherung. Sie senkte den Blick, sobald man bestimmend mit ihr sprach, reagierte darauf mit ihrem ganzen Körper auf eine devote Weise. Das Treffen heute diente lediglich dazu, dass David zu hundert Prozent sicher sein konnte, was Carolina anging, und er musste in ihre Augen sehen. Richard vertraute ihm. Dennoch, er hatte zu Maßnahmen gegriffen, die politisch unkorrekt waren. Was war er froh, dass er nicht zurückkonnte. David hatte ihm prophezeit, dass Richard so reagieren würde, eingeschüchtert von dem Mut, es wirklich durchzuziehen. Liam drehte sich ihm lächelnd zu, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder der Straße zuwandte. Sie fuhren tief hinein in die Wildnis von Pasadena. Fahrzeuge kamen ihnen keine entgegen.
    „Wahrscheinlich hat sie bereits die erste Strafe verdient und den ersten Orgasmus von vielen erreicht.“
    Richard starrte in die einbrechende Dunkelheit. „Tue ich das Richtige?“
    „Welche Wahl bleibt dir? Entweder gewinnst du sie zurück oder du verlierst sie. Wie lange hättet ihr beide eure Situation noch ertragen?“
    „Keine Sekunde mehr. Ich hätte sie gestern am liebsten geschüttelt und ihr aus Wut ins Gesicht geschlagen.“ Das hatte ihn zutiefst erschüttert. Niemals zuvor hatte er den Reiz verspürt, gegen Carolina die Hand zu erheben, und jetzt besuchte er einen Lehrgang, wo er genau das lernte; sie mit Schmerz zu beeinflussen. Allerdings mit lustvollem Schmerz, der nichts mit Gewalt zu tun hatte. David hatte ihm den Unterschied deutlich gezeigt.
    „Auf der Insel wird absolut nie aus Wut bestraft, nur aus Lust. Du tust das Richtige. Die Erfolgsquote liegt verdammt hoch. Master David akzeptiert nicht jeden für dieses spezielle Programm.“
    Richard rieb sich das Kinn. „Vielleicht sollten wir ihr Zeit geben, damit sie sich eingewöhnen kann.“ In Wahrheit suchte er nur nach Wegen, um sich selbst an die Situation zu gewöhnen. Gedanklich hatte er alles unzählige Male durchgespielt, doch das hatte ihn nicht auf die Realität vorbereitet, die über ihn hereingebrochen war mit einer Kraft, die einen Hurrikan wie ein schwaches Lüftchen wirken ließ.
    „Das, mein Freund, wäre falsch. Sie darf keine Gelegenheit bekommen, zu viel nachzugrübeln. Das gilt auch für dich. Es muss sofort geschehen. Denken kann sie später, wenn sie erkennt, dass sie braucht, was wir ihr antun. Du kannst darüber nachgrübeln, sobald Carolina erschöpft mit tränennassem Gesicht und einer überempfindlichen Pussy in deinen Armen liegt, nachdem sie ihre Orgasmen in die Nacht hinausgebrüllt hat.“
    Liam sprach von Orgasmen, das entlockte Richard ein halbherziges Lächeln.
    „Und falls sie mir niemals verzeiht?“
    „Das Risiko musst du eingehen. Ich lüge dich nicht an, die Gefahr besteht. Doch David und wir anderen Master tragen unsere Titel nicht von ungefähr. Wir wissen, was wir mit einer Sub anstellen dürfen, um ihr und uns die größtmögliche Erfüllung zu schenken. Wenn David nur den Hauch eines Zweifels hegte, würdest du jetzt mit Carolina auf dem Weg nach Hause sein, und ihr würdet beide an Trennung denken.“ Liam lachte herzhaft. „Eine Scheidung ist im Moment das Letzte, woran deine kleine Carolina denkt. Das Abendessen hat mit Sicherheit nicht ihrer Vorstellung entsprochen.“
    Richard lachte, und diesmal war es ein ehrliches Lachen. Ihre Mimik war heute Morgen preisverdächtig gewesen, als sie die SM-Romane in die Hand genommen hatte.
    „Deine Ausbildung wird genauso gründlich sein wie Carolinas. Es ist nicht leicht, über seinen Schatten zu springen und wirklich mit einer Gerte auf einen Po zu schlagen, bis die Sub in Tränen aufgelöst ihrer Qual und ihrer Lust Ausdruck verleiht. Wenn du die Male siehst, die du temporär hinterlässt, wird dich das anfangs beunruhigen. Vernünftige Dominante verspüren ständig Zweifel und leben ihre Neigung nicht einfach aus. Dazu ist eine Menge Vorarbeit unabdingbar, die vor allem im Kopf stattfindet, ehe man sich traut, die eigenen Sehnsüchte und die der Sub in die Tat umzusetzen.“
    Richard war dankbar, dass er den Weg nicht allein beschreiten musste. Die Master der Insel würden sowohl Carolina als auch ihn mit scharfen