Touchdown fürs Glück (German Edition)
sich i mmer schrecklich angehört und dennoch großen Jubel geerntet hatten. Ob es an dem stets angetrunkenen Zustand des Publikums oder ihren Entertainmentqualitäten gelegen hatte, wusste Liv bis heute nicht.
Wenige Tage, nachdem sie beide von der Schwangerschaft erfahren hatten, waren sie mit seinem kompletten Footballteam in einem riesigen Lokal gewesen. Es war ein Sonntag gewesen und Sonntag war immer Karaoketag. Das Team war in das Finale der Collegemeisterschaft en gekommen, weshalb gefeiert wo rde n war . Liv war eigentlich immer dabei gewesen und hatte sich mit seinen Teamkameraden blendend verstanden, war manchmal Schiedsrichterin bei Saufspielen und oft selbst Teilnehmerin gewesen .
An jenem Abend hatte sie sich an Limonade ge halten, dennoch Spaß gehabt, als die Jungs Lieder sangen und auf ihren Erfolg anstießen. Mit Anfang zwanzig sieht man die Welt meistens mit einem naiven Blick. Julian und sie hatten sich anfangs zwar erschrocken, dass sie schwanger war, doch unbekümmert daran geglaubt, dass sie es schon schaffen würden. In diesem Punkt hatten sie sich nicht geirrt .
Damals hatten sie den Erfolg des Teams gefeiert und sich keine Sorgen um die Zukunft gemacht. Al s Julian auf die Bühne trat, hatten seine Kollegen applaudiert und g egrölt , weil es immer witzig war, wenn er sang – seine Stimme war einfach katastrophal.
Er hatte das Mikro genommen, Liv über die anderen Gäste hinweg angeblickt und gesagt, „ das ist nur für dich, Baby .“
Jemand hatte ihr lachend auf den Rücken geklopft , während Julian ins Mikro gesäuselt hatte , „ k omm schon hoch und sing mit mir ! Allein kann ich kein Duett singen , Liv .“
Lachend hatte sie sich von ihm auf die Bühne ziehen lassen, einen Arm um seine Taille geschlungen und so schief gesungen wie er . Die Menge war in frenetischen Jubel ausgebrochen . Der Boden hatte gebebt . Und Julian hatte ihr leicht atemlos nach dem Lied ganz leise ins Ohr geflüstert , „ Liv, mit niemanden auf der Welt würde ich dieses Lied singen. Lass uns heiraten .“
Aus ihren Erinnerungen gerissen, als das Lied endete, lehnte sie sich gegen die Theke und klatschte mit den anderen Gästen, als die erröteten Mädchen von der Bühne kletterten. Bedauernd verließ sie den Raum und kehrte auf ihren Platz zurück. Die Schnäpse standen unangetastet auf einem kleinen Tablett mitten auf dem Tisch. Marcus sah zwa r sehnsuchtsvoll auf die Kurz en, traute sich jedoch nicht, auch nur die Hand danach auszustrecken.
Henry, Harm und Thomas unterhielten sich über Aktien, Wertpapiere und Anlagemöglichkeiten. Shelley und Meredith redeten vermutlich über ihre Kinder, die beide natürlich hochbegabt, hochintelligent und im zarten Alter von zwei Jahren hochgebildet waren.
„Meine Aktien musste ich wegen der Scheidung verkaufen.“ Harm schüttelte leicht zornig den Kopf, „nach meiner Scheidung sind sie sprunghaft a ngestiegen, als hätte meine Exf rau einen Pakt mit dem Teufel abgeschlossen. Sie wurden völlig unter Wert verkauft , und ich habe einen riesigen Verlust gemacht .“
Ein wirklich wunder Pu nkt für Liv war, dass Harm oft schlecht von seiner Exf rau sprach. Sie kannte sie zwar nicht, aber laut Harm musste es sich um ein geldgeiles Stück handeln, das alles getan hatte, um ihm so viel Geld wie möglich a us den Rippen zu schneiden. Die Scheidung der beiden hatte sich sehr lange Zeit verzögert, weil sie sich, vor allem was die Abfindungszahlungen betraf, nicht hatten einig en können. Seine Exfrau hatte mehr Geld für sich und die beiden Töchter verlangt, Harm hatte nicht eingesehen, ihr Alimente zu zahlen, wenn sie wieder arbeiten gehen konnte, da bei de Mädchen in der Vorschule beziehungsweise in der Schule ganztags betreut wurden.
Liv kam es so kleinlich vor, sich über Geld zu streiten, während zwei Mädchen ihre Familie verloren hatten und ihren Dad nur noch alle paar Monate sahen. Es war weder okay von Harm noch von seiner Exfrau, die Priorität aufs Geld zu legen und sich darüber zu streiten. Wie sie erfahren hatte, war die Scheidung im Gerichtssaal durchgesetzt worden. Harm und seine damalige Frau waren bis zur letzten Instanz gegangen, bis ein Richter Sorgerecht, Unterhaltszahlungen und Vermögensausglei ch e festlegte . Bis heute kommunizierte Harm mit der Mutt er seiner Kinder nur über ihre Anwä lt e . W enn er die Mädchen sehen wollte, legte sie ihm Steine in den Weg, und er weigerte sich, Sonderzahlungen für Hausreparatur en zu leisten oder
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