Touchdown fürs Glück (German Edition)
noch schrillte, nahm sie endlich ab.
„Hallo, Liebling.“
„Hallo, Harm.“
„Du hörst dich merkwürdig an“, er klang besorgt.
Sie biss die Zähne zusammen, „es ist alles okay. Ich bin nur sehr gestresst.“
„Tatsächlich?“
„Ja, ich versinke in Arbeit.“
„Oh“, er klang wieder besorgt, „wirst du vor dem Abendessen überhaupt Zeit haben, dich umzuziehen?“
„Warum soll ich mich umziehen ? “, fragte sie verwundert.
„Thomas und Meredith sind heute damit dran, ein Lokal auszusuchen. Wir gehen zu dem neuen Franzosen, der erst letztens in der Times erwähnt wurde.“
„Und du meinst, mein Business-Outfit ist nicht gut genug“, sie seufzte.
„Meredith, Shelley und Carla werden sicherlich Abendkleidung tragen. Du wirst dich doch nicht unwohl fühlen wollen?“
„Natürlich nicht“, erwiderte sie ruhig, auch wenn sie innerlich wütete. Warum zum Teufel schrieb er ihr vor, was sie tragen sollte? Sie wollte seine Freunde außerdem gar nicht beeindrucken, weil sie nicht wirklich mit ihnen warm wurde. Meredith, Shelley und Carla waren furchtbar verwöhnte Zicken, die immer etwas auszusetzen hatten und sich gerne als Luxusweibchen am Arm ihrer erfolgreichen Männer präsentierten. Bei ihnen kam alles nur auf den äußeren Schein an. Ihre Männer Thomas, Henry und Marcus waren zwar wohlgeglittene Aktienhändler und Vorstandsheinis mit dicken Konten, standen privat jedoch alle unter den Pantoffeln ihrer hochnäsigen Frauen, die daheim in ihren Penthousewohnungen der Upper East Side das Personal tyrannisierten.
Anfangs hatte Liv noch geglaubt, dass Harm die anstrengenden Frauen seiner Freunde lediglich tolerierte, musste mit der Zeit jedoch begreifen, dass er überhaupt nichts gegen sie hatte, sondern sie auch noch zu beeindrucken versuchte, indem er ihr teuren Schmuck und edle Designerkleider kaufte – mit dem Hinweis, dieses oder das doch beim nächsten Treffen mit seinen Freunden tragen zu können. Es war ihr unangenehm, dass er Geld für sie ausgab, weil sie sich ihm nicht verpflichtet fühlen wollte, aber Harm schien das nicht zu verstehen, sondern hatte ihr erst vor einer Woche einen Seidenschal von Chanel geschenkt, den sie furchtbar fand. Sie war nicht der Typ, der Seidenschals um den Hals trug, auf denen auf penetrante Art und Weise jeder Zentimeter des Stoffs mit dem Markenlogo bedruckt war, damit bloß jeder sehen konnte, dass der Schal von Chanel war. Tatsächlich war Harms Geschmack für Damenmode etwas altbacken, weshalb unzählige reizlose Kleider mit gedeckten Farben in ihrem Kleiderschrank hingen und sie deprimierten. Auch den Perlenschmuck, den er ihr in den letzten Monaten geschenkt hatte, fand sie deprimierend, weshalb sie ihn in die unterste Schublade ihrer Kommode gelegt hatte. Am schlimmsten war die Perlenbrosche, d ie er so bezaubernd fand. Liv konnte sich nicht erinnern, jemals eine Brosche getragen zu haben.
„Hör zu, Harm. Ich muss wirklich los, damit ich nicht zu spät komme.“
„Zu deinem Termin?“
„Genau“, antwortete sie gereizt und legte auf. Ständig fragte er nach, was sie donnerstags denn für einen Termin hatte, obwohl er wusste, dass sie es ihm nicht sagen wollte.
Es ging ihn nichts an, dass sie seit zwei Monaten eine Therapeutin besuchte, nachdem sie eingesehen hatte, dass es nichts nützte, sich vor der Vergangenheit zu verkriechen. Die Gespräche taten ihr gut, weil sie zu alter Form fand, jemanden hatte, der sie nicht mit Mitleid überschüttete und alles aus einer anderen Perspektive heraus betrachten konnte. Erst langsam und zögerlich hatte sie von Sammy gesprochen, ihre Ehe angesprochen und über das nicht existente Verhältnis zu ihrem Vater geredet.
Mittlerweile ging es in ihren Gesprächen auch um Harm, der viel von ihr erwartete und sie zu einer festen Beziehung drängen wollte, obwohl sie große Zweifel hegte, einen Mann wieder in ihr Leben lassen zu können. Die Frage ihrer Therapeutin, weshalb sie Harm bislang nichts von Sammy erzählt hatte, konnte sie nicht beantworten.
D ie heutige Sitzung hatte ihr wieder etwas innere Ruhe geschenk t, nachdem sie eingesehen hatte, dass Harm nur Druck auf sie ausüben konnte, wenn sie es zuließ. Mit dem Vorsatz bewaffnet, das Abendessen mit seinen merkwürdigen Freunden einfach auf sich zukommen zu lassen, fuhr sie in ih re Wohnung, zog sich trotz Harm s Bemühungen , sie in aufgedonnerter Abendgarderobe zu präsentieren , sehr leger an und nahm ein
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