Touchdown fürs Glück (German Edition)
ich auch“, blies Shelley ins gleiche Horn, „ich bekomme auch noch eine patzige Antwort auf meine Frage, in welchem Öl die Tintenfischringe frittiert werden.“
Liv, die außen saß, erwiderte schlicht, „ich mag sie. Ein süßes und charmantes Ding.“
Die anderen glotzten sie verwundert an. „Das meinst du nicht ernst?“
Sie blickte Henry an, sah sein farbloses Gesicht und seufzte auf, „doch. Ihre Art ist doch sehr erfrischend.“
An den Blicken, die sich die anderen verstohlen zuwarfen, erkann te Liv, dass sie sie für geschmacklos hielten. Harm sah selbs t überhaupt nicht glücklich aus, da seine Freundin einen Fauxpas begangen hatte. Innerlich verdrehte Liv einfach die Augen.
Lola kam sehr schnell zurück und servierte ihnen alle Getränke mit großer Professionalität und enorm em Geschick. „Das Essen dauert nicht lange ...“
Lautes Gelächter von nebenan unterbrach sie kurz.
„Wi r haben heute eine Karaoke-Nacht im Nebenraum. Wenn ihr Bock habt, macht ruhig mit.“
Als hätte Liv vergessen, mit wem sie unter wegs war, schaute sie fragend auf und blickte in e ntsetzte Gesichter. Sobald Lola verschwunden war, schüttelte Meredith den Kopf.
„Karaoke? Karaoke ist ja so gewöhnlich“, näselte Meredith wichtig .
„Karaoke betreiben doch nur betrunkene Selbstdarsteller.“
„Sehen wir etwa aus, als würden wir Karaoke singen?“ Carla stimmte ihr zu.
Nein, ihr seht aus, als wärt ihr aus Phantom der Oper entlaufen , schoss es Liv durch den Kopf , und sie lachte spontan auf, woraufhin alle sie anstarrten.
„Sag nicht, dass du Karaoke magst?“ Carla sah sie nachdenklich an.
„Auf dem College habe ich oft Karaoke gesungen.“ Liv wurde beinahe melancholisch. Mit Julian hatte sie oft auf der Bühne gestanden und gesungen.
Wieder wurden Blicke ausgetauscht, die davon zeugten, wie niveaulos Ha rm s Freundin war.
„Na ja ... auf dem College“, wiegelte Shelley ab, „auf dem College macht man halt solch e verrückte n Dinge .“
Sie hielt Karaoke fü r verrückt? Im ersten Jahr war Liv mit ihrer damaligen Mitbewohnerin total betrunken über den Campus gelaufen und hatte vor wildfremden Menschen das T-Shirt hochg ezogen. Und das war nichts im Vergleich zu den bekloppten Ideen gewesen , die Julian in die Tat umgesetzt hatte.
Harm erzählte schnell, um seine Freunde von den Verfehlungen seiner Freundin abzulenken, „Olivia und ich werden am nächsten Wochenende das Ballett besuchen, nicht wahr, Liebes?“
„Mhh.“ Sie zeigte soviel Begeisterung für das Ballett wie ein Mensch kurz vor einer Darmspiegelung, doch es schien niemand z u bemerken, weil sie ein pseudo fachliches Gespräch über Ballett und Theater führten.
Liv dagegen lehnte sich zurück und genoss ihr Guin n ess. Immer wieder schallten laute Lacher und begeistertes Klatschen zu ihnen herüber.
„Du lieber Himmel, müssen diese Menschen dort drüben so laut sein ? “, beschwerte sich Thomas.
Marcus schien von seinem halben Glas Guin n ess bereits angeheitert zu sein und legte seiner pikierten Frau den Arm um die Schulter, um sie zu befummeln. Liv schaute erheitert und gespannt hinüber, als Carla ihrem Göttergatten ins Ohr zischte, „ deshalb sollst du keinen Alkohol trinken, Marcus!“
Marcus war ein lieber Trottel, wie Liv schon immer gefunden hatte, aber er kam gegen seine bestimmende Frau einfach nicht an. Momentan sah er wie ein schmachtender Mann aus, der seit Monaten nicht mehr gevögelt hatte.
Carla erhob sich schließlich mit einem bösen Blick auf ihren Mann, „ich gehe mich frisch machen.“ Hoheitsvoll schwebte sie von dannen.
Liv folgte ihr kurz darauf, ging jedoch zur Theke, die im Nebenrau m stand, und bestellte bei Lola acht Schnäpse mit dem Hinweis, sie bitte sehr schnell zu bringen und kein Sterbenswörtchen davon zu sagen, dass sie dahinter steckte. Lola grinste nur und kam ihrem Wunsch prompt nach. Sie konnte der jungen Kellnerin beinahe die Frage vom Gesicht ablesen, was sie eigentlich in dieser versnobten Runde zu suchen hatte. Mittlerweile fragte sie sich das selbst manchmal.
Liv blieb ein wenig an der Theke stehen und schaute zur Bühne, auf der zwei Mädchen standen un d ihr nächstes Lied ankündigten – e ine n absoluten Karaoke-Klassiker: I got you, Babe von Sunny und Cher. Lächelnd setzte sie sich auf einen freien Barhocker und schaute den Mädels zu, die mit hübschen Stimmen das Lied im Duett sangen. Julian und sie hatten es bestimmt hundertmal zusammen gesungen, obwohl sie
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