Touchdown
probehalber schon mal den besten Footballplatz in Italien.
Bologna hat eine halbe Million Einwohner, darunter viele Fans des American Football. Die Warriors blicken auf eine lange Tradition guter Teams, aktiver Jugendarbeit und seriöser Besitzer zurück, ihr Spielfeld (auch ein ehemaliges Rugbyfeld) wurde den Anforderungen des Football angepasst und wird aufs Sorgfältigste gepflegt. Vor dem Aufstieg Bergamos war Bologna die dominierende Mannschaft der Liga. Nach dem Team trafen zwei Charterbusse mit Parma-Fans ein, und die veranstalteten ein mächtiges Remmi-demmi auf dem Weg ins Stadion. Bald schon standen sich beide Seiten in einem mitreißenden Wettkampf der Sprechchöre gegenüber. Spruchbänder wurden entfaltet. Rick bemerkte eins unter den Bologna-Anhängern, auf dem geschrieben stand: »Verputzt den Esel«.
Nach Auskunft von Liwy war Bologna bekannt für seine Esskultur und erhob, wen sollte es überraschen, den Anspruch, die beste Küche in ganz Italien zu haben. Vielleicht war Esel ja eine regionale Spezialität.
Bei der ersten Begegnung beider Teams hatte Trey Colby im ersten Viertel drei Touchdown-Pässe gefangen. Bis zur Halbzeit waren es vier, und dann war seine Karriere Anfang des dritten Viertels jäh beendet worden. Ray Montrose, ein Tailback, der einst für Rutgers gespielt hatte und während der regulären Saison der mit Abstand beste Ballträger mit einem durchschnittlichen Raumgewinn von zweihundertachtundzwanzig Yards pro Spiel war, hatte Katz und Maus gespielt mit der Defense der Panthers und am Ende vier Touchdowns bei einem Raumgewinn von zweihundertneunzig Yards erzielt. Endstand 35:34 für Bologna.
Seither hatten die Panthers kein Spiel mehr verloren, vielmehr sämtliche Begegnungen klar gewonnen. Und auch für heute erwartete Rick kein anderes Ergebnis. Bologna war ein Ein-Mann-Team - alles drehte sich um Montrose. Der Quarterback hingegen war das Paradebeispiel eines Spielers von einem kleinen, unbedeutenden College - zäh, aber etwas langsam und sogar bei den kurzen Pässen eher unberechenbar. Der dritte Amerikaner, ein Safety aus Dartmouth, hatte sich auf fast bemitleidenswerte Weise außerstande gezeigt, Trey zu decken. Und Trey war weder so schnell noch so fangsicher wie Fabrizio.
Es würde ein aufregendes Spiel mit vielen Punkten werden, und Rick wollte als Erster den Ball haben. Aber die Warriors gewannen den Münzwurf, und als die Teams Aufstellung zum Kickoff nahmen, waren die Ränge voll und die Zuschauer in Hochstimmung. Der Mann für den Return war ein winziger Italiener. In den Filmausschnitten war Rick aufgefallen, dass er den Ball oft ziemlich tief hielt, weg vom Körper, ein Unding, das ihn in Amerika zum ewigen Bankdrücker machen würde. »Schnappt euch den Ball!«, hatte Sam während der Woche immer wieder geschrien. »Wenn die Nummer 8 den Kick zurückträgt, nehmt ihm den verdammten Ball weg!« Aber zuerst mussten sie ihn einfangen. Als Nummer 8 durchs Mittelfeld fegte, konnte er schon die Goalline riechen. Doch als er den Ball in die rechte Hand nahm, lag er nicht mehr am Bauch, wo er geschützt war. Silvio, der knirpsige, aber schnelle Linebacker, erwischte Nummer 8 von der Seite, riss ihm den rechten Arm fast aus dem Schultergelenk, und plötzlich rollte der Ball über den Bo den. Ein Panther nahm ihn auf. Montrose würde noch ein bisschen warten müssen. Beim ersten Spielzug täuschte Rick einen Dive für Franco an, dann schwang er den Arm, um einen Five and Out für Fabrizio anzutäuschen. Der Cornerback, der die Möglichkeit einer frühen und dramatischen Interception roch, reagierte auf den Köder, und als Fabrizio dann steil ging, war er sekundenlang völlig frei. Rick warf den Ball viel zu hart, aber Fabrizio war darauf vorbereitet. Er nahm ihn mit den Fingern auf, ließ ihn gegen den Oberkörper federn und packte ihn fest, als der Safety zum Tackle ansetzte. Doch der Safety bekam ihn nicht zu fassen. Fabrizio wirbelte erneut herum, gab kurz Gas und hatte bald darauf die Goalline überquert. 7: 0.
Um den ersten Auftritt von Mr. Montrose noch weiter zu verschieben, sagte Sam einen Onside Kick an. Den hatten sie in der vergangenen Woche Dutzende Male trainiert. Filippo, ihr Kicker mit den großen Füßen, traf den Ball so geschickt an der Spitze, dass er wie besoffen durchs Mittelfeld trudelte. Franco und Pietro stürmten hinterher, nicht um ihn zu berühren, sondern um die ersten beiden Warriors auszuschalten, die ihnen über den Weg liefen. Sie warfen
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