Touchdown
zugute kommen würde. Aber Tommy war ein modebewusster Mann, immer elegant, immer gut aussehend. Zweifellos stand der Gewichtsverlust im Zusammenhang mit seinem Liebesleben.
Sie blätterten in einigen der Jahrbücher, und die Spielzeiten begannen ineinander zu verschwimmen. »Nie einen Super Bowl«, sagte Tommy mehr als nur einmal. Er deutete auf eine Lücke in der Mitte eines Bücherregals und sagte: »Das ist der Ehrenplatz, Riek. Hier werde ich ein großes Bild von meinen Panthers hinstellen, wenn wir den Super Bowl gewonnen haben. Und du wirst dabei sein, Riek, nicht?«
»Auf jeden Fall.«
Er warf einen Arm um Ricks Schulter und führte ihn zur Essecke, wo die Getränke warteten - zwei gute Kumpels, Arm in Arm. »Wir machen uns Sorgen, Riek«, sagte er, plötzlich sehr ernst.
Eine Pause. »Sorgen worüber?«
»Dieses Spiel. Wir sind so nah dran.« Er löste die Umklammerung und schenkte zwei Gläser Weißwein ein. »Du bist ein großer Footballspieler, Riek. Der beste, den wir je hatten in Parma, vielleicht in ganz Italien. Ein echter NFL-Quarterback. Kannst du uns sagen, Riek, dass wir den Super Bowl gewinnen werden?«
Die Frauen waren auf der Balkonterrasse und begutachteten die bepflanzten Blumenkästen.
»Das kann niemand vorhersagen, Tommy. Dafür ist das Spiel zu unberechenbar.«
»Aber du, Riek, du hast so viel gesehen, so viele große Spieler in prächtigen Stadien. Du kennst das wahre Spiel, Riek. Bestimmt weißt du, ob wir gewinnen können.«
»Wir können gewinnen, ja.«
»Aber versprichst du es auch?« Tommy lächelte und knuffte Rick gegen die Brust. »Komm schon, Kumpel, ganz unter uns. Sag mir, was ich hören will.«
»Ich glaube fest daran, dass wir die nächsten beiden Spiele und damit auch den Super Bowl gewinnen werden. Aber, Tommy, man müsste schon bescheuert sein, um so etwas zu versprechen.«
»Mr. Joe Namath hat es garantiert. Wann war das noch, in Super Bowl Nummer drei oder vier?«
»Super Bowl drei. Aber ich bin nicht Joe Namath.«
Tommy war aller Tradition so gründlich abhold, dass er weder Parmigiano noch Prosciutto zum Knabbern anbot, während sie auf das Essen warteten. Sein Wein kam aus Spanien. Maddalena servierte Salat mit Spinat und Tomaten, dann kleine Portionen gebackenen Kabeljau, nach einem Rezept, wie es garantiert in keinem Kochbuch der Emilia-Romagna zu finden war. Nirgends eine Spur von Pasta. Der Nachtisch war eine trockene, spröde Art Biskuit, dunkel wie Schokolade, aber praktisch geschmacksfrei. Zum ersten Mal, seit er in Parma war, stand Rick hungrig vom Tisch auf. Nach einem dünnen Kaffee und ausgedehntem Abschied nehmen kehrten sie auf dem Heimweg noch in einer Gelateria ein, um einen großen Eisbecher zu sich zu nehmen. »Er ist ein Ekel«, sagte Liwy. »Hat mich von oben bis unten begrapscht.«
»Kann ich ihm nicht verdenken.«
»Halt den Mund.«
»Außerdem habe ich Maddalena auch betatscht.«
»Hast du nicht, ich hab nämlich genau hingeguckt.«
»Eifersüchtig?«
»Extrem.« Sie schob ihm einen Löffel voll Pistazieneis zwischen die Lippen und sagte ohne einen Anflug von Lächeln: »Hörst du, Riek? Ich bin wahnsinnig eifersüchtig.«
»Ja, Maʹam.«
Und damit ließen sie einen weiteren kleinen Meilenstein hinter sich und machten einen weiteren Schritt in Richtung Zweisamkeit. Vom Flirten über flüchtigen Sex zur intensiveren Variante. Von kurzen E-Mails zu erheblich längeren Plaudereien am Telefon. Von einer romantischen Fernbeziehung zur gemeinsamen Wohnung. Von einer ungewissen nahen Zukunft zu einer, die gut und gern eine gemeinsame sein mochte. Und jetzt eine Verpflichtung auf Exklusivität. Monogamie. Besiegelt mit einem Happen Pistazieneis.
*
Coach Russo hatte die Schnauze voll von all dem Super-Bowl-Gerede. Am Freitagabend brüllte er sein Team an, wenn sie nicht bald anfingen, sich ernsthaft mit dem Spiel gegen Bologna zu beschäftigen - ein Team, nebenbei bemerkt, gegen das sie unlängst verloren hätten -, dann würden sie gar nicht erst im Super Bowl antreten. Ein Spiel nach dem andern, ihr Idioten!
Und er brüllte erneut am Samstag, während eines leichten Trainings, das Nino und Franco eingefordert hatten. Alle Spieler erschienen, die meisten eine Stunde vor dem angesetzten Termin.
Um zehn Uhr am folgenden Vormittag startete ihr Bus Richtung Bologna. In einer Cafeteria am Stadtrand nahmen sie ein leichtes Mittagessen in Form von Sandwichs zu sich, und um halb zwei stiegen die Panthers aus dem Bus und betraten
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