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Touchdown

Titel: Touchdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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erst dann seine aktive Laufbahn zu beenden, wenn Parma zum ersten Mal den Super Bowl gewonnen hatte. Einige seiner Teamkollegen waren der Meinung, dass er den rechten Zeitpunkt zum Wechsel in den Ruhestand schon längst verpasst habe und seine Entschlossenheit, notfalls immer weiterzumachen, nur ein weiterer guter Grund für die Panthers sei, sich jetzt endlich den großen Titel zu holen.
    Tommy spielte als Defensive End und tat es über etwa ein Drittel des Spiels auch recht wirkungsvoll. Er war groß und wog etwa neunzig Kilo, war aber ziemlich antrittsschnell und daher ein brauchbarer Pass Rusher. Beim Laufspiel allerdings konnte er gegen einen anstürmenden Lineman oder Fullback wenig ausrichten, daher überlegte sich Sam immer sehr genau, wie er Tommy einsetzte. Es gab mehrere Panthers, gerade unter den älteren, die nur wenige Snaps pro Spiel benötigten.
    Tommy war als Beamter irgendwo im Staatsdienst beschäftigt, hatte einen netten, sicheren Arbeitsplatz und eine Wohnung im Stadtzentrum mit ausgeprägtem Hip- Faktor. Außer dem Gebäude selbst gab es dort nichts Altes. In seiner Wohnung hatte Tommy jedes Zugeständnis an Alter und Geschichte sorgfältig entfernt. Die Möbel waren aus Glas, Chrom und Leder, die Fußböden aus ungeschliffener heller Eiche, an den Wänden hing rätselhafte zeitgenössische Kunst, und im Wohnzimmer verteilten sich, geschmackvoll arrangiert und von durchweg hoher Qualität, alle Unterhaltungselektronikgeräte, die man sich nur denken konnte.
    Seine Dame für den heutigen Abend, die mit Sicherheit nicht seine Ehefrau war, passte vorzüglich zum Ambiente. Sie hieß Maddalena, war ebenso groß wie Tommy, aber knapp fünfzig Kilo leichter und mindestens fünfzehn Jahre jünger. Während Rick sie begrüßte, umarmte und küsste Tommy Liwy und erweckte durchaus den Eindruck, als würde er sie gleich erst einmal ins Schlafzimmer führen wollen.
    Liwy hatte die Aufmerksamkeit der Panthers erregt, und warum auch nicht? Eine schöne junge Amerikanerin, die mit ihrem Quarterback zusammenlebte, hier in Parma. Als heißblütige Italiener konnten sie gar nicht anders, als sich irgendwie an sie heranzuschlängeln. Einladungen zum Essen hatte es schon immer gegeben, aber seit Liwy bei ihm wohnte, war Rick erst richtig gefragt.
    Nachdem es ihm gelungen war, Liwy aus Tommys Armen zu winden, begann Rick die Sammlung von Trophäen und Footballsouvenirs zu bewundern. Unter anderem gab es da ein Foto von Tommy mit einem jungen Footballteam. »In Texas«, sagte Tommy. »In der Nähe von Waco. Ich fliege jedes Jahr im August hin, um mit dem Team zu trainieren.«
    »High School?«
    »Sz. Ich nehme immer Urlaub und mache das, was bei euch Two-a-Days heißt, nicht?«
    »O ja. Zweimal Training am Tag, immer im August.« Rick war vollkommen baff. Er hatte noch nie jemanden kennengelernt, der sich freiwillig den Torturen des Two-a-Days aussetzte. Und im August war ja die Saison in Italien schon vorbei, wozu dann also noch dieses brutale Konditionstraining?
    »Ich weiß, es ist verrückt«, sagte Tommy.
    »Kann man so sagen. Machst du das immer noch?«
    »O nein. Vor drei Jahren habe ich aufgehört. Meine Frau, die zweite, war nicht damit einverstanden.« Bei diesen Worten warf er, warum auch immer, einen wachsamen Blick auf Maddalena, bevor er fortfuhr: »Sie hat mich verlassen, aber ich war auch zu alt. Diese Jungs sind erst siebzehn, zu jung für einen Vierzigjährigen, meinst du nicht?«
    »Zweifellos.«
    Rick ging weiter, noch immer total verblüfft von der Vorstellung, dass jemand extra Urlaub nahm, um in der texanischen Bullenhitze Steigerungsläufe zu machen und sich bis zum Erbrechen gegen die gepolsterten Gerüste, die Blocking Sleds, zu werfen. Es gab ein Regal mit Alben in einheitlichem Ledereinband, jedes etwa drei Zentimeter dick, auf dem Rücken jeweils eine in Gold eingravierte Jahreszahl, je ein Album für sämtliche von Tommy bestrittenen zwanzig Spielzeiten. »Dies ist das erste«, sagte Tommy und reichte es Rick. Seite eins war ein in Hochglanz gehaltener Spielplan der Panthers, mit von Hand eingetragenen Ergebnissen. Vier Siege, vier Niederlagen. Dann Programmhefte zu den einzelnen Spielen, Zeitungsartikel und seitenweise Fotos. Tommy zeigte auf sich selbst in einem Gruppenfoto und sagte: »Das bin ich, auch damals schon die Nummer 82, nur dreizehn Kilo schwerer.« Er sah gewaltig aus, und fast wäre Rick die Bemerkung herausgerutscht, dass ein Teil dieser Muskelmassen ihm auch heute noch

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