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Touchdown

Titel: Touchdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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sie?«
    »Es geht ihr gut. Sie reist gern. Es wird Ihnen schwerfallen, sie zu finden.« Bryson zupfte an seinem Schnauzer und schien zu lächeln. »Sie könnte auf Probleme stoßen beim Reisen«, sagte er. »Ihr Visum ist vor drei Tagen abgelaufen.« Rick nahm das zur Kenntnis, gab aber nicht nach. »Das ist nicht gerade ein Verbrechen.«
    »Nein, könnte aber trotzdem unangenehm werden. Es ist besser für sie, wenn sie nach Hause kommt.«
    »Mag sein. Das können Sie ihr gern alles erklären, und wenn Sie es getan haben, wird sie sich sicherlich so entscheiden, wie sie es für richtig hält, und nicht anders. Sie ist eine erwachsene Frau, Mr. Bryson, und sehr wohl imstande, über ihr Leben selbst zu bestimmen. Dazu braucht sie weder Sie noch mich noch irgendjemanden aus ihrer Familie.«
    Brysons nächtliche Razzia war fehlgeschlagen, jetzt begann er den Rückzug. Er zog ein paar Papiere aus seiner Jackentasche, warf sie auf den Couchtisch und legte reichlich Dramatik in seine Stimme. »Hier ist das Angebot. Das da ist ein einfaches Flugticket von Rom nach Atlanta für kommenden Sonntag. Wenn sie erscheint, stellt keiner Fragen wegen des Visums. Dieses kleine Problem wurde geregelt. Wenn sie nicht erscheint, wird sie als illegale Ausländerin angesehen.«
    »Oh, das ist ja richtig toll, aber Sie reden mit der falschen Person. Wie ich gerade sagte, Ms. Galloway trifft ihre eigenen Entscheidungen. Ich stelle nur ein Zimmer zur Verfügung, wenn sie auf der Durchreise ist.«
    »Aber Sie werden mit ihr sprechen.«
    »Möglich, aber ich kann nicht garantieren, dass ich sie vor Sonntag noch sehe oder überhaupt noch diesen Monat. Sie zieht gern durch die Gegend.«
    Es gab nichts, was Bryson noch tun konnte. Er wurde dafür bezahlt, das Mädchen zu finden, ein paar Drohungen auszusprechen, ihr so viel Angst zu machen, dass sie bereit war, nach Hause zu kommen, und dann das Ticket zu überreichen. Darüber hinaus hatte er keinerlei Befugnisse. Weder auf italienischem Boden noch sonst wo. Er erhob sich langsam, Lorenzo tat es ihm gleich. Rick blieb in seinem Sessel sitzen. An der Tür drehte sich Bryson noch einmal um und sagte: »Ich bin Falcons-Fan. Waren Sie nicht vor ein paar Jahren mal kurz in Atlanta?«
    »Ja«, sagte Rick rasch, ohne sich näher dazu zu äußern.
    Bryson sah sich in der Wohnung um. Dritter Stock. Kein Fahrstuhl. Altes Haus in einer schmalen Straße einer alten Stadt. Ein weiter Weg vom strahlenden Glanz der NFL. Rick hielt den Atem an und wartete auf den Tiefschlag. Vielleicht etwas à la: »Na, da haben Sie ja Ihre Bestimmung gefunden.« Oder: »Interessanter Karrieresprung.« Vorbeugend fragte er ins Schweigen hinein: »Wie haben Sie mich gefunden?« Beim Türöffnen sagte Bryson: »Eine ihrer Mitbewohnerinnen konnte sich an Ihren Namen erinnern.«
    *
    Es war fast Mittag, als sie endlich ans Telefon ging. Sie war auf dem Markusplatz und teilte ihren Lunch mit den Tauben. Rick schilderte ihr die Begegnung mit Bryson. Ihre erste Reaktion war Wut - wie konnten ihre Eltern es wagen, ihr nachzuspionieren und sich in ihr Leben zu drängen? Wut auf die Anwälte, die die Rowdys engagiert hatten, die wiederum zu einer so unverschämten Stunde in Ricks Wohnung geplatzt waren. Wut auf ihre Mitbewohnerin, die sie verpetzt hatte. Während sie sich allmählich beruhigte, gewann jedoch die Neugier Oberhand, und sie fragte sich, welcher Elternteil wohl dahintersteckte. Es schien ausgeschlossen, dass sie zusammenarbeiteten. Dann fiel ihr ein, dass ihr Vater Anwälte in Atlanta hatte, während die ihrer Mutter in Savannah saßen.
    Als sie ihn schließlich nach seiner Meinung fragte, sagte Rick, der seit Stunden an kaum etwas anderes gedacht hatte, sie solle das Ticket annehmen und nach Hause fliegen. Dort könne sie sich um die Visumfrage kümmern und dann hoffentlich so bald wie möglich zurückkehren. »Du verstehst das nicht«, sagte sie mehr als einmal, und das stimmte wirklich. Ihre verblüffende Erklärung lautete, dass sie das Ticket, das ihr Vater geschickt hatte, auf keinen Fall benutzen könne, weil es ihm einundzwanzig Jahre lang gelungen sei, sie zu manipulieren, sie habe die Nase voll. Wenn sie in die USA zurückkehrte, dann nur zu ihren eigenen Bedingungen. »Niemals würde ich dieses Ticket benutzen, das weiß er auch«, sagte sie. Rick runzelte die Stirn, kratzte sich am Kopf und war erneut dankbar für seine schlichte, langweilige Familie.
    Und nicht zum ersten Mal fragte er sich: Wie beschädigt mag

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