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Touchdown

Titel: Touchdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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beantworten schien.
    Die letzte Aktion war ein Screen Pass, den Franco von einem ziemlich ausgemergelten Quarterback empfing. Er klemmte sich den Ball vor den Bauch, beugte sich vor wie ein Infanterist und hielt Ausschau nach dem ersten Abwehrspieler, den er umrennen konnte. Ein paar prallten von ihm ab, Franco wirbelte herum, befreite sich, nahm die Beine in die Hand und setzte zum Sprint an. Zwei Cornerbacks starteten halbherzige Versuche, ihren Helm zwischen seine walzenden Beine zu stecken, wurden aber abgeschüttelt wie lästige Fliegen. Franco gab alles und donnerte in bester Franco-Harris-Manier die Seitenlinie entlang.
    »Ist das ʹne Zeitlupe?«, versuchte Rick die Sache mit Humor zu nehmen. Francos Mund klappte auf. Er war verletzt.
    »War nur Spaß«, sagte Rick schnell. »Sollte ein Witz sein.«
    Franco brachte ein gespieltes Lachen zustande. Als er die Goalline überquerte, knallte er den Ball auf den Boden, und der Bildschirm wurde schwarz.
    »Sieben Jahre spiel ich jetzt Fullback«, sagte Franco, als er seinen Platz auf der Sesselkante wieder einnahm. »Und noch nie haben wir Bergamo geschlagen. Dieses Jahr, mit unserem großen Quarterback, werden wir den Super Bowl gewinnen. Ja?«
    »Natürlich. Wo hast du denn das Footballspielen gelernt?«
    »Von Freunden.«
    Beide nahmen einen Schluck Kaffee, um die eingetretene Gesprächspause zu überbrücken. »Was für ein Richter bist du?«, fragte Rick schließlich.
    Franco rieb sich das Kinn und dachte gründlich über die Frage nach, als hätte er sich selbst noch nie so recht bewusst gemacht, womit er eigentlich beschäftigt war. »Ich mache alles Mögliche«, sagte er endlich lächelnd. Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte, und wenn er auch nicht ranging, so schaute er doch auf seine Armbanduhr. »Wir sind so froh, dich hier in Parma zu haben, mein Freund Rick. Mein Quarterback.«
    »Danke.«
    »Wir sehen uns heute Abend beim Training.«
    »Natürlich.«
    Franco war aufgestanden, seine anderen Pflichten schienen zu rufen. Rick rechnete zwar nicht unbedingt damit, dass Franco ihm eine Geldbuße aufdrücken oder ihn anderweitig bestrafen würde, aber Romos »Beschwerden« würden ja zweifellos irgendwie verhandelt werden müssen. Oder?
    Anscheinend nicht. Franco beförderte Rick mit den obligatorischen Umarmungen, Händedrücken und Versprechungen, in jeder Hinsicht behilflich zu sein, aus seinem Büro, und im Handumdrehen war Rick im Flur, dann auf der Treppe und schließlich draußen auf der Straße, ganz allein, ein freier Mann.
8. Kapitel
    Sam vertrieb sich die Zeit im leeren Cafe mit dem »Playbook« der Panthers, einem dicken, mit tausend Anmerkungen versehenen Hefter, der einhundert Angriffsspielzüge und ein Dutzend Verteidigungsaufstellungen enthielt. Dick zwar, aber nicht annähernd so dick wie die von den College-Teams ausgegebenen Bücher und nicht mehr als ein Merkblatt im Vergleich zu den in der NFL verwendeten Wälzern. Aber zu dick, wenn es nach den Italienern ging. Oft, wenn es wieder mal vor der Tafel eine endlose Sitzung über Taktik gab, wurde verstohlen gemurmelt, es sei kein Wunder, dass der Soccer-Fußball im ganzen Rest der Welt so populär war. Fußball sei leicht zu lernen, zu spielen und zu begreifen.
    Und das hier sind ja nur die Grundlagen, war Sam jedes Mal versucht zu sagen. Rick traf pünktlich um 11.30 Uhr ein, das Cafe war noch immer leer. Nur Amerikaner konnten sich um diese seltsame Zeit zum Lunch verabreden. Einem Lunch allerdings, der nur aus Salat und Wasser bestand.
    Rick hatte geduscht und sich rasiert und sah jetzt viel weniger kriminell aus. Mit großer Lebhaftigkeit erzählte er von seiner Begegnung mit dem Kriminalbeamten Romo, seiner »Nichtfestnahme« und dem Zusammentreffen mit Richter Franco. Sam amüsierte sich prächtig und versicherte Rick, dass kein anderer Amerikaner je auf ähnlich spezielle Weise von Franco willkommen geheißen worden sei. Sam kannte das Video. Ja, Franco sei in der Realität genauso langsam wie im Film, aber er sei ein mordsmäßiger Blocker und ohne Weiteres imstande, durch eine Steinmauer zu rennen oder es jedenfalls ernsthaft zu versuchen. Sam erklärte, dass sich seines - allerdings begrenzten -Wissens die italienischen Richter von ihren amerikanischen Kollegen unterschieden. Franco habe umfassende Befugnisse, Untersuchungen anzustellen und Verfahren einzuleiten, und er sitze auch Gerichtsverhandlungen vor. Nach einer dreißigsekündigen Zusammenfassung des italienischen

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