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Touchdown

Titel: Touchdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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dem Augenblick erstorben, als irgendein Assistenztrainer mit dem gewaltigen Playbook anmarschiert kam und es ihm vor die Nase knallte. »Bis morgen auswendig lernen«, lautete stets der Befehl. Klar, Coach. Tausend Spielzüge. Kein Problem.
    Wie viele Playbooks? Wie viele Assistenztrainer? Wie viele Teams? Wie viele Stationen im Verlauf einer frustrierenden Karriere, die ihn nunmehr in eine kleine Stadt in Norditalien geführt hatte? Er trank ein Bier in einem Straßencafe und konnte das elende Gefühl nicht loswerden, dass dies nicht der Ort war, an dem er hätte sein sollen. Er stromerte ein bisschen durch den Weinladen, immer in Angst, irgendein Angestellter könne ihn nach seinen Wünschen fragen. Das süße Rotweinmädchen war verschwunden.
    Und dann stand er wieder auf der Straße, starrte den Fiat mit den fünf Gängen an, einschließlich Kupplung und allem. Ihm gefiel nicht mal die Farbe, ein tiefes Kupferrot, wie er es noch nie gesehen hatte. Der Wagen stand in einer Reihe ähnlicher Fahrzeuge, die allesamt eng hintereinander geparkt waren, höchstens jeweils zwanzig Zentimeter Abstand zwischen den Stoßstangen, in einer Einbahnstraße mit beachtlichem Verkehr. Jeder Versuch, das Auto zu bewegen, würde es notwendig machen, immer wieder vor- und zurückzusetzen, vor und zurück, mindestens ein halbes Dutzend Mal, um die Vorderräder Stück für Stück auf die Straße zu bekommen. Eine perfekte Koordination von Kupplung, Schaltknüppel und Gaspedal war da unabdingbar.
    Selbst in einem Auto mit Automatik wäre es eine Herausforderung. Warum parkten diese Leute so dicht hintereinander? Der Schlüssel steckte in seiner Tasche. Später vielleicht. Er ging in seine Wohnung und machte erst einmal ein Nickerchen.
    *
    Puck schlüpfte eilig in die Trainingskleidung der Panthers -schwarze Hemden, silberne Shorts, weiße Socken. Die Schuhe stellte jeder Spieler selbst.
    Rick hatte drei Paar der Wettkampf-Nikes mit herübergebracht, die die Browns so freigebig austeilten. Die meisten NFL-Spieler hatten einen Schuhvertrag. Rick war nie einer angeboten worden.
    Er war noch allein im Umkleideraum, blätterte im Playbook, als Sly Turner hereingestürmt kam, breit lächelnd in einem strahlend orangefarbenen Denver-Broncos-Sweatshirt. Sie stellten sich vor, schüttelten sich höflich die Hand, und es dauerte nicht lange, da sagte Rick: »Trägst du das Teil aus irgendeinem bestimmten Grund?«
    »Yep, ich liebe meine Broncos«, sagte Sly, noch immer lächelnd. »Bin in der Nähe von Denver aufgewachsen und nach Colorado State aufs College gegangen.«
    »Nett. Hab gehört, dass ich ziemlich populär bin in Denver.«
    »Wir lieben dich, Alter.«
    »Geliebt werden, das hab ich schon immer gebraucht. Werden wir Kumpels sein, Sly?«
    »Klar, gib mir den Ball einfach in jedem Spiel zwanzig Mal.«
    »Abgemacht.« Rick holte einen Schuh aus seinem Schrank, zog ihn langsam über den rechten Fuß und fing an, ihn zuzubinden. »Bist du gedraftet worden?«
    »Siebte Runde von den Colts, vor vier Jahren. Als letzter Spieler wieder entlassen. Ein Jahr in Kanada, zwei Jahre Arena-Football.« Das Lächeln war verschwunden, und Sly zog seine Sachen aus. Er sah viel kleiner aus als eins fünfundsiebzig, bestand aber weitgehend aus Muskeln.
    »Und seit letztem Jahr hier, richtig?«
    »Richtig. Ist gar nicht so übel. Macht sogar Spaß, wenn man sich den Sinn für Humor bewahrt. Die Jungs im Team sind wunderbar. Wenn sie nicht wären, würde ich bestimmt nicht mehr hier sein.«
    »Und warum bist du hier?«
    »Aus dem gleichen Grund wie du. Zu jung, um den großen Traum aufzugeben. Außerdem hab ich jetzt Frau und Kind, und ich brauch das Geld.«
    »Das Geld?«
    »Ja, traurig, nicht? Ein Profi-Footballer, der zehntausend Dollar für fünf Monate Arbeit verdient. Aber wie gesagt, ich bin noch nicht bereit, aufzuhören.« Endlich zog er das orangefarbene Sweatshirt aus und legte dafür das Panther-Trainingstrikot an. »Komm, machen wir uns ein bisschen warm«, sagte Rick. Sie verließen den Umkleideraum und gingen auf den Platz.
    »Mein Arm ist ziemlich steif«, sagte Rick, während er einen ganz leichten Wurf machte. »Du kannst von Glück sagen, dass du keine bleibenden Schäden abbekommen hast«, sagte Sly.
    »Danke.«
    »Mann, das war eine Attacke. Ich war bei meinem Bruder, hab den Fernseher angeschrien. Das Spiel war geges sen, dann muss Marroon verletzt raus. Elf Minuten noch zu spielen, die Situation absolut hoffnungslos, dann ...«
    Rick

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