Touchdown
hielt den Ball kurz fest. »Sly, ehrlich, ich möchte es nicht noch einmal durchgehen. Okay?«
»Klar, ʹtschuldige.«
»Ist deine Familie mit hier?«, wechselte Rick schnell das Thema.
»Nein, die sind zu Hause in Denver. Meine Frau ist Krankenschwester, guter Job. Sie hat mir gesagt, ich kann noch ein Jahr Football spielen, dann ist der Traum vorbei. Bist du verheiratet?«
»Nein, nicht die Bohne.«
»Dann wirdʹs dir hier gefallen.«
»Erzähl mal.« Rick ging fünf Schritte zurück und zog beim Werfen etwas an. »Na ja, es ist eine ganz andere Kultur. Die Frauen sind schön, aber viel zurückhaltender. Die haben hier eine ziemlich chauvinistische Gesellschaft. Die Männer heiraten nicht, bevor sie dreißig sind, sie leben zu Hause bei ihrer Mutter, die sie von vorne bis hinten bedient, und wenn sie dann heiraten, dann erwarten sie von ihren Frauen das Gleiche. Die Frauen sind nicht scharf drauf, zu heiraten. Sie müssen arbeiten, also kriegen sie weniger Kinder. Die Geburtenrate hier sinkt dramatisch.«
»Ich habe eigentlich weniger an Ehe und Geburtenraten gedacht, Sly. Bin mehr am Nachtleben interessiert, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Yeah, viele Mädchen und hübsche noch dazu, aber die Sprache ist ein Problem.«
»Was ist mit den Cheerleadern?«
»Was soll mit ihnen sein?«
»Sind sie süß, leicht zu haben?«
»Kann ich dir nicht sagen. Wir haben keine.« Rick hielt den Ball fest, erstarrte, sah seinen Tailback scharf an. »Keine Cheerleader?«
»Nope.«
»Aber mein Agent ...« Er brach ab, bevor er sich zum Narren machte. Sein Agent hatte also Versprechungen gemacht, die gar nicht einzulösen waren. Na, wer hätte das gedacht?
Sly lachte, ein lautes, ansteckendes Lachen, das besagte: »Der Witz geht auf deine Rechnung, du Clown.«
»Du bist wegen der Cheerleader rübergekommen?«, sagte er mit hochgezogener, vor Spott triefender Stimme.
Rick feuerte einen scharfen Ball ab, den Sly lässig mit den Fingerspitzen fing, bevor er wieder loslachte. »Klingt wie mein Agent. Sagt ungefähr jedes zweite Mal die Wahrheit.«
Rick lachte schließlich selbst über sich, während er noch einmal fünf Schritte zurückging. »Wie ist hier das Spiel so?«, fragte er.
»Absolut super; die kriegen mich hier nämlich nicht zu fassen. Letztes Jahr hab ich einen Durchschnitt von zweihundert Yards pro Spiel erreicht. Du wirst viel Spaß haben, solange du immer dran denkst, dass du den Ball zu deinen eigenen Spielern werfen musst.«
»Der war billig.« Rick schoss eine neuerliche Granate ab, wieder wurde sie von Sly locker weggepflückt und in sanftem Bogen zurückgeworfen. Das ungeschriebene Gesetz blieb unangetastet - wirf niemals einen scharfen Pass auf den Quarterback. Aus der Umkleidekabine kam jetzt der andere schwarze Panther herübergejoggt, Trey Colby, ein großer, schlaksiger Junge, viel zu dünn für einen Footballspieler. Er hatte ein natürliches Lächeln, und nach weniger als einer Minute sagte er zu Rick: »Gehtʹs dir gut, Mann?«
»Kann nicht klagen, danke.«
»Ich mein, das letzte Mal, als ich dich gesehen hab, da lagst du auf einer Tragbahre und ...«
»Mir gehtʹs gut, Trey. Lass uns über was anderes sprechen.«
Sly hatte seinen Spaß. »Er möchte lieber nicht drüber reden. Ich habʹs schon versucht«, sagte er.
Eine Stunde lang warfen sie sich die Bälle zu und redeten über Spieler, die sie von zu Hause her kannten.
9. Kapitel
Die Italiener waren in Feststimmung. Zum ersten Training erschienen sie zeitig und lautstark. Sie zankten sich, wer welchen Spind bekommen sollte, beschwerten sich über den Wandschmuck, schrien den für die Ausrüstung zuständigen Jungen wegen lauter Fehler an und richteten allerhand Racheschwüre gen Bergamo. Unablässig beleidigten und verspotteten sie einander, während sie in aller Gemächlichkeit ihre Trainingskleidung anzogen. Es ging gedrängt und rau zu im Umkleideraum, man fühlte sich eher in das Haus einer Studentenverbindung versetzt.
Rick nahm alles auf. Sie waren ungefähr vierzig Mann, darunter einige junge, die wie Teenager aussahen, aber auch ein paar alternde Krieger, die hart auf die vierzig zugingen. Er sah einige durchtrainierte Körper, überhaupt schienen die meisten in ausgezeichneter Form zu sein. Sly sagte, dass sie in der spielfreien Zeit Gewichte stemmten und sich dabei gegenseitig zu übertreffen versuchten. Dennoch war der Unterschied verblüffend, und so sehr er sich dagegen wehrte, konnte Rick nicht umhin, im
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