Touched
gerächt zu haben, dass ich ihn gedemütigt hatte.
In Sekundenschnelle fielen mir sechs Möglichkeiten ein, ihn zu töten. Ich konnte mich nun so schnell bewegen wie Asher, und Dean mit seinem schwächeren menschlichen Körper konnte mich nicht aufhalten. Ich konnte ihm den Hals brechen, ehe er auch nur einen Atemzug gemacht hatte, und ich musste all meine Selbstdisziplin aufbieten, um den Gedanken nicht gleich in die Tat umzusetzen.
Ich stand so schnell auf, dass Dean verdutzt mit den Augen zwinkerte. Vor mir lag Asher im Sterben. Die Luft summte und knisterte, aufgeladen durch das Summen meines Zorns gegenüber einem Mann, der mir alles genommen hatte.
Hau ab, bevor es zu spät ist.
Um Beherrschung bemüht, machte ich einen Schritt auf ihn zu, und Deans Finger bewegten sich am Abzug.
»Nein«, sagte ich.
Ein roter Blitzstrahl traf ihn und jeder Knochen in seiner Hand brach mit einem grässlichen Knirschen. Die Waffe fiel ihm aus den nutzlosen Fingern, und Dean griff sich, überwältigt von Schmerzen, an den Arm, sein Mund formte ein überraschtes »Oh«. Er sah mich mit seinen grausamen Augen an und erkannte die ruhige Gewissheit in meinen.
»Du tust mir nie wieder etwas an!«
Er stieß einen wütenden Schrei aus und griff nach dem Revolver zu seinen Füßen. Er feuerte einen Schuss ab und machte ein entsetztes Gesicht, als ich zwei Meter von der Stelle entfernt, an der die Kugel an einem großen Felsen abprallte, verschwand und blitzschnell auftauchte. Frustriert zielte er erneut, feuerte mehrmals ins Leere, während ich über die Lichtung raste, bis ich einen Meter von ihm entfernt vor ihm stand, bereit, kurzen Prozess mit ihm zu machen.
In der Ferne hörte man jemanden in übermenschlichem Tempo herannahen. Beschützer! Einen Augenblick abgelenkt, wandte ich mich um und sah Lottie und Gabriel auf die Lichtung stürmen. Noch ehe sie bei uns waren, hatte Dean schon den Arm um meinen Hals geschlungen, mich zurückgerissen, und hielt mir nun die Waffe an die Schläfe. Aus reiner Gewohnheit packte mich einen Moment lang die Angst, und ich erstarrte, gelähmt vor Entsetzen.
»Bleibt zurück!«, schrie Dean, als die Blackwells näherkamen. Aus Verwirrung und Furcht drückte er den Arm fester um meinen Hals, sodass ich mich auf Zehenspitzen an ihn drängen musste. Lottie blickte erschüttert zu ihrem sterbenden Bruder. Meine Schuld, meine Schuld. Ich überlegte, mich mit Dean die Klippen hinunterzustürzen, bevor er noch jemandem etwas antun konnte.
»Remy, nein!« Asher mühte sich, sich aufzusetzen. Ich fuhr zusammen. «Bitte bleib. Ich brauche dich. Das hier ist keine Tragödie, mo cridhe, schon vergessen?«
Irgendwie kannte Asher meine Gedanken, selbst ohne seine Energie, und das machte mir Hoffnung. Hinter mir nahm ich Deans Anspannung wahr – Unschlüssigkeit und Wut, weil er umzingelt war.
»Sie müssen Dean sein«, sagte Gabriel.
»Und wer, zum Teufel, sind Sie?«, schnauzte Dean.
»Ich bin der, der Ihnen zur Flucht verhelfen wird«, erwiderte Gabriel aalglatt.
Dean ging ein Licht auf. »Sie sind ein Beschützer!«
Gabriel nickte elegant mit dem Kopf.
»Warum sollten Sie mir helfen?«
»Weil Sie etwas für mich tun werden.« Er warf einen beiläufigen Blick auf mich.
Als Dean den Sinn seiner Worte erfasste, stieß er ein bellendes Lachen aus. »Das ist ja zum Schreien! Sie wollen, dass ich sie für Sie umlege? Betrachten Sie das als erledigt!«
»Nein!«, schrie Asher. »Gabriel, was soll …?«
Gabriel hatte für Asher keinen Blick übrig. »Sie missverstehen mich, Mensch. Sehen Sie, was die da meinem Bruder angetan hat?«, fauchte er. »Sie hat ihn geschwächt, und wir haben jetzt einen Klotz am Bein.«
Dean warf ihm einen abwägenden Blick zu. »Ich soll Ihren Bruder killen?«
»Das sollte nicht weiter schwer sein. Danach können sie verschwinden und das da mitnehmen.« Er deutete mit einer Handbewegung auf mich.
Asher und Lottie sahen ihn entsetzt an, aber Gabriel beachtete sie nicht, sondern sah zu mir.
»Die einzig gute Heilerin ist eine tote Heilerin, stimmt’s, Gabriel?«, fragte ich bitter.
»Ich habe dir bei unserer letzten Unterhaltung gesagt, wo ich stehe, Remy«, antwortete er im selben beiläufigem Ton.
Zwei Dinge ließen mich aufhorchen. Er nannte mich Remy, und bei unserem letzten Gespräch hatte er mich ermahnt, mein Training nicht zu vergessen.
»Wird gemacht!«, rief Dean und schwang seine Waffe in Ashers Richtung, den Finger am Abzug.
Plötzlich lief alles
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