Touched
summte vor Erleichterung. Mit dem Wissen, dass mein Vater und Asher auf mich aufpassten, ließ ich von der Bewusstlosigkeit ab.
31
Eine Krankenschwester prüfte die Verbrennungen an meinem Arm, und in meinem gebrochenen Handgelenk durchzuckten mich Schmerzen. Als sie sah, dass ich zu ihr aufschaute, lächelte sie und verschwand. Mit dem Bewusstsein kehrte auch die Erinnerung an die Hölle zurück, die ich durchlebt hatte, als ich mich in Deans Gewalt befunden hatte. Die vertraute, nüchterne Atmosphäre des Krankenhauszimmers bedrückte mich zusätzlich und verursachte Schmerzen, die nichts mit meinen Verletzungen zu tun hatten. Die abgestandene Luft bewegte sich, als jemand lautlos ins Zimmer glitt. Nicht Asher, sondern Gabriel baute sich am Ende meines Bettes auf und umklammerte den Metallrahmen mit einer Miene, die Böses ahnen ließ.
»Gabriel? Ist Asher …?«, fragte ich.
»Dem geht’s prima. Aber er sorgt sich um dich. Er spricht unten in der Eingangshalle mit der Polizei und wollte dich nicht allein lassen. Sie fragen ihn gerade darüber aus, wie er dich gefunden hat.« Er presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. »Übrigens, du siehst aus, als hätte dich ein Pferd durch ein Glasscherbenfeld gezogen.«
Ich zwinkerte ihm angesichts der anschaulichen Beschreibung zu.
»Na? Und wie fühlst du dich?«
»Als ob mich ein Pferd durch ein Glasscherbenfeld gezogen hätte«, krächzte ich.
Er prustete los, steckte die Hände in seine Gesäßtaschen und wippte auf den Fersen auf und ab. »Eine Heilerin mit Sinn für Humor. Wer hätte gedacht, dass es so was gibt?« Das kleine Lächeln verschwand, und er zog überrascht seine Augenbrauen empor. »Deine Energien sind zurück!«
Er zuckte zusammen, und ich fuhr mein Abwehrsystem hoch, ohne auf seine ungestellte Frage einzugehen. Irgendwann wären Erklärungen nötig, allerdings erst, wenn ich mir die Aufnahmen meiner Mutter ganz angehört hatte und in meinen Vermutungen bestätigt worden war. Ich konnte nur hoffen, dass mein iPod den Autounfall heil überstanden hatte.
Gabriel hakte nicht weiter nach. »Wir müssen unsere Versionen abgleichen, bevor uns die Polizei verhört.«
»Wie lang war ich ohne Bewusstsein?«
»Zwei Tage.«
Zwei weitere Tage meines Lebens hatte ich dank Dean verloren. Mein Zorn entflammte erneut und ich löschte ihn zu Rauch und Asche. »Wo stecken eigentlich alle?«
»Seitdem du hier bist, hat dein Dad fast ununterbrochen an deiner Seite gesessen. Deine Schusswunden haben eine Operation nötig gemacht. Ich glaube, er hat Blut gespendet.«
Gabriel erklärte, Asher habe allen erzählt, er wäre in der Nähe des Forts unterwegs gewesen, als er mich in einem Wagen gesehen hätte, auf dem Rücksitz ein Mann, und wie wir das Gelände verlassen hätten. Er wäre mir gefolgt und gerade noch rechtzeitig gekommen, um Dean, der mich verwundet am Klippenrand zurückgelassen hatte, das Weite suchen zusehen. Keiner wusste, dass Asher mich nicht ins Krankenhaus gefahren, sondern getragen hatte.
Die Blackwells hatten Deans Leichnam am Strand gefunden und an einer Stelle vergraben, wo er nie gefunden werden würde. Es hätte sich nicht erklären lassen, wieso er Wunden aufwies, die meinen bis aufs Haar glichen, und eine gründliche Untersuchung vonseiten der Polizei hätte die Beschützer wieder auf den Plan gerufen. Es war für alle am besten, wenn Dean einfach vom Erdboden verschwand. Nachdem meine Mutter nicht mehr lebte, würde ihn auch keiner vermissen.
»Wie habt ihr mich gefunden?«, wollte ich wissen.
»Asher hat dich rufen gehört. Eigentlich hätten wir dich außerhalb der Stadt suchen sollen wie alle anderen auch, aber er beharrte darauf, dass Dean dich in der Nähe versteckt hielt. Als er sagte, du würdest ihm zeigen, wo er dich finden könnte, dachte ich, jetzt sei er völlig von der Rolle, aber dann haben wir dich bei der Herberge nur um Minuten verpasst. Der Bund, der zwischen euch besteht …« Er zuckte elegant mit den breiten Schultern. »Nichts hätte ihn davon abhalten können, dich zu finden.«
Mit einem merkwürdigen Blick sah er mich an.
»Was ist?«, platzte es frustriert aus mir heraus.
Wieder umklammerte er mit seinen starken Händen das Bettgestell. »Ich verstehe dich nicht, Heilerin. Du hast dich verändert. Wenn es nicht absolut unmöglich wäre, hätte ich da auf den Klippen vermutet, du bist eine von uns.« In Gabriels durchdringendem Blick lag weniger Feindseligkeit als zuvor. »Du hast
Weitere Kostenlose Bücher