Touched
was ich für ihn fühlte, auch wenn ich mich riesig freute, als er die Mädchen an seinem Tisch links liegen ließ. Was Asher anging, so hatte ich nicht die leiseste Ahnung, was er für mich empfand, wenn man mal von seinem leidigen Verlangen absah, mich beschützen zu wollen.
»Weißt du, wenn ihr euch weiter so anstarrt, dann nimmt euch kein Mensch mehr ab, dass ihr nur Freunde seid«, meinte Lucy.
»Ich habe keinen Schimmer, wovon du sprichst.«
Das war eine so dreiste Lüge, dass ich mir auf die Lippenbeißenmusste, um weiter die Fassung zu wahren. Lucy grinste mich an, doch ihr Blick war besorgt. Ihrer Ansicht nach war Asher die vorletzte Person, die ich daten sollte. Nur Gabriel schaffte es, ihn auf der Liste der nicht infrage kommenden Kandidaten noch zu toppen. Sie verdrehte die Augen und wischte sich die Finger an einer Serviette ab. Sie deutete mit dem Kopf in Ashers Richtung. »Vergiss Dads Herz nicht.«
»Hey, Lucy, mach dir keine Sorgen. Er hat ein Auto, falls dich das beruhigt.«
Sie runzelte die Stirn. »Was tut das denn zur Sache?«
Ich zuckte arglos die Schultern. »Nichts, nehme ich an. Ich kenne nur deine Vorbehalte gegen Motorradfahrer, das ist alles.«
Lucy warf mit ihrer zusammengeknüllten Serviette nach mir. Mit gerümpfter Nase hob ich sie auf. »Bäh! Noch kindischer geht’s nicht?«
Ein paar Minuten darauf ertönte der Gong. Als ich zu Ashers Tisch linste, grinste er in meine Richtung, und ich lächelte ebenfalls. Seine Laune stand in scharfem Kontrast zu Lotties, die eine Zitrone verschluckt zu haben schien, als sie zu mir hersah.
Als unser Englischunterricht endlich, endlich vorbei war, ließen Asher und ich die anderen zuerst hinausgehen. Er schnappte sich meine Tasche und passte dabei auf, dass er mich nicht berührte, obwohl mein Schutzwall oben war. Schweigend gingen wir zu seinem Auto, wo er mir die Tür aufhielt und meine Tasche zu meinen Füßen verstaute.
Während er nordwärts fuhr, kamen wir über einen nervösen Small Talk nicht hinaus. Kurze Zeit darauf durchfuhren wir das Einfahrtstor zum Fort Rowden State Park. In der Schule hatte ich schon von dem ehemaligen militärischen Fort gehört, aber ich war noch nie dort gewesen. Inzwischen konnte man dort campen, sich an den Strand legen oder einfach abhängen. Eines der beiden rechteckigen Gebäude war in eine Jugendherberge mit Schlafsälen im ersten Stock und Privaträumen im Erdgeschoss umgewandelt worden, allerdings kamen während der kalten Monate kaum Touristen dorthin.
Asher bog auf eine Straße, die parallel zum Ufer verlief. Wasser und Wolken tanzten gemeinsam in fließenden Grau-Blautönen. Wo der Himmel sich dazwischen drängen konnte,zeigte er sich in einem prächtigen Aquamarinblau. Die Straße machte eine Kurve, dann kam ein weißer Leuchtturm in Sicht, der auf einer Sandbank ins Wasser hineinragte.
Asher parkte am Ende der Straße und schaltete den Motor aus. »Nein, lass mich!«, sagte er, als ich meine Tür öffnen wollte.
Ehe ich etwas erwidern konnte, war er schon aus dem Auto gestiegen und auf meiner Seite. Ungeduldig beobachtete er, wie ich, noch immer angeschlagen von meinem Kampf mit Dean, mühsam aus dem Auto stieg. Mir kam ein Verdacht, und ich warnte ihn: »Wenn du versuchst, mich hochzuheben, gibt’s Ärger!«
Mit einem betrübten Lächeln wich er zurück. »Na, wer war hier gleich wieder der Gedankenleser?« Er deutete auf einen sandigen Weg, der zum Strand führte. »Meinst du, das schaffst du? Ich habe befürchtet, der Weg könnte dir Probleme machen.«
»Mit meinen Füßen ist alles bestens. Gehen wir.«
Seite an Seite wanderten wir den von Seegras eingefassten Pfad entlang, bis etliche größere Treibholzteile den Weg blockierten. Ich wäre drübergeklettert, doch Asher steckte seine großen Hände unter meine Arme, hob mich mit einem frechen Grinsen mühelos darüber und stellte mich dann wieder ab. Ich verdrehte die Augen. Etwas von einem Girlie, dem es gefiel, einen starken Mann an seiner Seite zu haben, schlummerte eben doch in mir.
»Sag mir, was du denkst, Remy!«, flehte Asher mich in einschmeichelndem Ton an.
Ich klimperte mit den Wimpern, und wir fielen auf dem einsamen Strandabschnitt in denselben Schritt. Hier im Ungeschützten blies der salzhaltige Wind kälter und stärker, und ich steckte meine Hände in meine Manteltaschen. »Ichdachte, du könntest meine Gedanken lesen, Beschützer«, neckte ich ihn.
Frustriert fuhr Asher sich durchs windzerzauste Haar. »Hab
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