Touched
Situation ab, und ich fragte mich, ob es nicht ein Fehler war, falsche Hoffnungen zu wecken, wo wir doch keine Ahnung hatten, wozu das Ganze führte. Asher, bist du sicher, das hier macht nicht alles noch schlimmer?
Er strich mir beruhigend über den Rücken. »Schon okay, Remy. Gabriel erwartet sich gar nichts.«
Gabriel beugte sich vor und ließ all sein förmliches Benehmen fahren. »Du liest jetzt ihre Gedanken?«
Lottie schlüpfte hinter mir in den Raum, und auf ihren zarten Gesichtszügen zeigte sich derselbe gespannte Ausdruck. »Wie ist das möglich? Dass ein Beschützer eine Heilerin lesen kann, habe ich noch nie gehört! Nicht einmal, wenn sie eine Verbindung eingegangen sind.«
Lottie hielt einen Augenblick inne, sie schien sich zu konzentrieren. Dann riss sie überrascht die Augen auf und schürzte die roten Lippen. Was immer sie fühlte, zu freuen schien sie sich nicht darüber.
Ich spürte nichts Ungewöhnliches und wandte mich zu Asher. »Fühlst du was?«
Er steckte mir eine Haarsträhne hinters Ohr. »Du summst.«
Ich zwinkerte überrascht. Wenn ich jemanden berührte, dann sammelte mein Körper in Vorbereitung auf die Bestandsaufnahme und Heilung wie üblich Energie an. Ich hatte gedacht, wenn ich keine Energie hinausschickte, könnte Asher das elektrische Summen, das unter meiner Haut kribbelte, auch nicht hören. »Du kannst das spüren?«
Sein Mund verzog sich zu einem gequälten Lächeln. »Immer. Zuerst nur, wenn wir uns berührten, jetzt aber die ganze Zeit über. Es scheint stärker zu werden, je länger du von Beschützern umgeben bist. Sogar Gabriel ist das bei eurer ersten Begegnung aufgefallen.«
Ich blickte mich im Raum um und bemerkte, dass alle drei Blackwells leicht angeschlagen wirkten, als hätten sie Migräne. Mein Summen tat ihnen weh! Deshalb hatte Asher in meiner Nähe auch immer Schmerzen. Mit gesenktem Schutzwall und von Beschützern umgeben, versetzte sichmein Körper in Alarmbereitschaft und ich konnte nichts dagegen tun. Ich fuhr meinen Schutzwall hoch, und einen Augenblick später hellten sich ihre Mienen auf.
»Es tut mir so leid. Das wusste ich nicht.«
Asher wollte etwas sagen, doch Gabriel war schneller. »Wir haben darüber gesprochen, Lottie. Das betrifft uns alle. Wenn die Heilerinnen sich verändern, müssen wir wissen, inwiefern.«
Gabriel winkte mich ins Wohnzimmer. Er verschwendete keine Zeit und nahm mich gleich in die Mangel. Er wollte wissen, was ich während des Bindungsprozesses empfand, was beim Heilen und was ich über meine Familiengeschichte wusste. Wie Asher hatte er weder von einer Heilerin mit einem Schutzschild gehört, noch von einer, die die Wunden der Menschen, die sie geheilt hatte, in sich aufnahm. Er wirkte unnahbar.
»Weißt du, Asher«, meinte Gabriel schließlich. »Remys Energie funktioniert in vielerlei Hinsicht wie unsere. Dabei sollte sich das Können einer Heilerin eigentlich darauf beschränken, ihre Energie in den Körper der Person zu lenken, die sie heilt. Remy absorbiert und kontrolliert Energie auf eine Weise, die für Heilerinnen wie Beschützer einzigartig ist.«
Gabriels Blick fiel auf die kleinen Schnitte auf meinen Armen, die immer noch von meinem Kampf mit Dean herrührten. Er ergriff meine Hände und drehte sie um, damit er sich die Wunden besser ansehen konnte. Seine Augen glühten wie die meines Vaters im Krankenhaus, aber er sprach mich nicht darauf an.
»Ihre Fähigkeiten können sein, wie sie wollen, sie hat nicht den Hauch einer Chance, Asher. Gegen unsereiner ist sie wehrlos.« Darüber schien seine Schwester nicht wirklich unglücklich zu sein.
»Nicht wehrlos, Lottie«, bemerkte Asher in ruhigem Ton.
»Und dafür willst du unser Leben aufs Spiel setzen?«
»Ich werde es nicht zulassen, dass Asher meinetwegen etwas zustößt.« Meine Worte enthielten ein grimmiges Versprechen.
Gabriels Lächeln war nicht freundlich. »Du klingst wie ein Beschützer.«
»Ich finde nicht, dass jemand anderes für mich irgendwelche Risiken auf sich nehmen sollte.«
Ein Schatten huschte über Gabriels Gesicht. Ich glaubte nicht, dass ihm klar war, dass er noch immer meine Hand hielt und sie dabei so fest drückte, dass es fast wehtat.
»Hätte es mehr Heilerinnen mit dieser Einstellung gegeben, dann wäre es vielleicht nie zu einem Krieg gekommen.«
Lottie trat vor und legte ihrem Bruder als stummen Trost eine Hand auf die Schulter, und ich fragte mich, wie es sein musste, solch eine Geste überhaupt nicht zu
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