Touched
haben, doch er ließ nur seine Hand in mein Haar gleiten. Mir wurde warm, und auch mein Schutzwall rutschte nach unten. Das Wissen, dass meine Berührung ihm wehtun könnte, ermöglichte es mir dann doch, mich von ihm loszureißen. Als er seine Abwehr wieder verstärkte, versuchte er zu verbergen, dass er zusammenzuckte. Er drückte seine Stirn an meine und stieß ein leises Lachen aus, das mir einen Schauer verursachte. »Regel Nr. 2: Wenn ich dich küsse, darfst du nicht solche Dinge denken. Weil ich dann nämlich Regel Nr. 1 vergesse.«
Ich seufzte. »Ich hasse es, dass es dir wehtut, wenn du mich berührst.«
»Das ist egal. Ich bin dankbar, dass ich dich überhaupt fühlen kann!«
Er drückte mir einen Kuss in die Handfläche.
»Wie fühlt es sich denn für dich an?« Ich fragte mich, ob er, so wie ich, die Wärme spürte.
»Hmm … Mal sehen. Deine Haut gleicht den Haarschleifen aus Satin, die meine Schwester als Kind trug.« Mit den Fingern seiner freien Hand fuhr er zärtlich über meine Wange, bis er eine Locke einfing. »Dein Haar ist so weich wie die Seidenhandschuhe, die meine Mutter für meinen Vater bestickte.«
Er beugte sich zur Rundung meines Halses und hauchte einenKuss hinein, bis ich erneut erschauerte. »Und manchmal glaube ich fast zu erkennen, dass du nach Zitronen und Vanille riechst.«
Ich erstarrte, und Asher sah mich neugierig an. »Hab ich was falsch gemacht?«
Ich studierte seine markanten Gesichtszüge. »Laura hat mir in South Portland eine Lotion gekauft, die nach Zitrone und Vanille duftet. Die benutze ich schon seit einiger Zeit.«
»Dann musst du wohl darüber nachgedacht haben«, sagte er mit gerunzelter Stirn.
»Oder aber dein Geruchssinn kehrt zurück!«
Er verflocht seine langen, eleganten Finger mit meinem Haar und schüttelte den Kopf. »Unwahrscheinlich. Jetzt rieche ich gar nichts.«
Enttäuscht ließ ich die Angelegenheit auf sich beruhen, war aber nicht überzeugt. Wenn er mich fühlen konnte, dann kehrten seine anderen Sinne vielleicht auch zurück.
Asher sank ein kleines Stück von der Klippenkante entfernt auf den Boden und zog mich zu sich herunter. »Ich wollte noch mal die Möglichkeit haben, mit dir allein zu reden, bevor wir zu mir gehen.«
»Stimmt etwas nicht?«
Er lächelte leicht schief. »Nein, aber du solltest wissen, was dich erwartet.«
»Du meinst Lottie? Was Gabriel von mir hält, weiß ich ja.«
Asher sah zur Seite, er fühlte sich eindeutig unbehaglich. »Nicht ganz. Deine Mutter hat dir ein paar wichtige Einzelheiten über den Prozess der Verbindung unterschlagen.«
Plötzlich wurde mir eiskalt. »Du willst mir jetzt aber nicht erzählen, dass ich mit Gabriel eine Verbindung eingehen werde, oder?«
Entsetzt rief er: »Nein! Nein, wir gehen jeweils immer nur eine Verbindung ein. Und zwar wird der Bund gewöhnlich zwischen der ältesten Tochter und dem ältesten Sohn einer Familie geschlossen.«
Es entstand eine lange Pause. »Aber wir … Du bist nicht der Älteste!«
»Richtig. Normalerweise hättest du den Bund mit Gabriel schließen müssen.«
Ich dachte an Gabriel mit seiner furchterregenden Energie und seinem bedrohlichem Gesichtsausdruck. Die Vorstellung, er hätte Zugang zu meinen Gedanken, war so schrecklich, dass es mir kalt den Rücken runterlief. »Nur über meine Leiche!«
Auf meinen heftigen Ton hin musste Asher grinsen. »Ich stimme dir von ganzem Herzen zu. Andererseits ist Gabriel alles andere als begeistert von der ganzen Sache.«
Plötzlich ergab der Vorfall im Rosy’s einen Sinn. Er hatte meine Verbindung zu Asher geprüft. Wieder überlief mich ein kalter Schauer.
Asher lachte. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich dachte nur, du solltest es wissen, falls wir darauf zu sprechen kommen. Uns ist kein einziger Bund bekannt, wo der Älteste übersprungen wurde.«
Ich lächelte ihn selbstzufrieden an. »Vielleicht bist du ja derjenige, mit dem was nicht stimmt? Und was ist mit Lottie? Hasst sie mich sehr?«
Er zog eine Grimasse. »Hass trifft es nicht ganz. Lottie hat eher Angst, sie kommt mit Veränderungen nicht gut klar. Sie möchte, dass alles so bleibt, wie es immer war, und der Einfluss, den du auf mich und Gabriel ausübst, beunruhigt sie.«
Er stand auf und streckte mir die Hand hin, um mir aufzuhelfen. »Bist du dir sicher, dass mein Besuch bei euch eine guteIdee ist? Was, wenn deine Familie durch meine Anwesenheit Probleme kriegt?«
Asher zog mich an sich und schlang die Arme um mich.
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