Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
bemühen.«
»Meine Talente werden dieser Tage nicht besonders geschätzt, wie euch sicher nicht entgangen ist.«
»Wir fanden das mit Bigg Ja und Foster völlig in Ordnung«, sagte Missy.
»Und die Silvers waren auch nicht schlecht«, fügte Freddie hinzu.
»Du hast bloß ein Formtief«, meinte Jorge. »Bitte, Sarge, lass uns nicht im Stich.«
So wie sie jetzt hatten mich früher meine Trainer angeschaut, wenn sie mich nach etlichen Innings baten, mich noch einmal sechs Battern zu stellen. »Wenn herauskommt, dass ihr mir Insider-Informationen über diesen Fall gegeben habt, könnt ihr eure Polizeikarriere in den Wind schreiben.«
»Ist uns egal«, antwortete Missy. »Wir wollen diesen Kerl kriegen, Boss. Der macht sich ja lustig über uns.«
Ich dachte einen Augenblick nach, nickte dann und sah rüber zu Tarentinos Boot. »Ich will euch hier nicht mehr sehen. Und ihr habt nicht mit mir gesprochen. Verstanden?«
Sie nickten alle drei gleichzeitig und erzählten mir dann alles, was sie wussten, einschließlich von der Botschaft auf dem Spiegel. »Wieder Apostelgeschichte?«, fragte ich.
»Nein, Markus, Kapitel sechzehn, Verse siebzehn bis achtzehn«, antwortete Jorge und reichte mir ein Blatt.
Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden, und wenn sie Schlangen aufheben oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden …
Ich las das Zitat dreimal durch und versuchte, den Sinn richtig zu erfassen. »Was soll das aussagen? Dass diese Männer wegen ihrer sexuellen Neigungen nicht an Jesus geglaubt haben?«
»Vielleicht will er gerade das beweisen«, meinte Freddie. »Er hat ihnen Strychnin eingetrichtert und Schlangen auf sie losgelassen, und sie sind trotzdem gestorben.«
»Da muss mehr dran sein«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Es muss noch irgendeine Verbindung zwischen den Opfern geben außer ihren sexuellen Vorlieben. Aber ich kriege es nicht zusammen. Und warum ist er von seinem Zeitschema abgewichen? Er hat an zwei Freitagen in Folge zugeschlagen, dann eine Woche ausgelassen. Außerdem war Sprouls ein Schwarzer. Serienmörder halten sich normalerweise an eine ethnische Gruppierung.« Ich sah Jorge an. »Immer noch nichts von ViCAP, was?«
»Nada«, antwortete Jorge.
»Versuch’s noch ein drittes Mal.«
Freddie zog einen Schnellhefter hervor. »Hier ist eine Kopie der Fallakte, eine Auflistung sämtlicher Spuren, die Aussagen seiner Ex, des Hotelpersonals, der Kongressteilnehmer und … «
Jimmy tauchte in der Kabinentür auf, er sah einsam und verlassen aus.
»Alles in Ordnung mit dir, mein Junge?«, fragte ich.
»Wir wollten doch jetzt was essen, Dad. Und ich dachte, sie haben dich rausgeworfen.«
»Du hast völlig Recht«, antwortete ich. »Eine Minute, ja?« Ich wandte mich wieder meinem Team zu. »Warum lasst ihr das nicht einfach hier? Ich werde es später durchlesen.«
Sie gingen. Jimmy und ich hatten ein schönes Abendessen. Anschließend spielten wir eine Stunde Baseball auf dem Parkplatz. Wir schmiedeten Pläne, was wir in Zukunft alles unternehmen würden, und als ich ihn nach Hause fuhr, wirkte er sehr viel entspannter.
Walter stand am Tor. Bei unserer Begegnung am Abend zuvor war es ausschließlich um Rikko gegangen. Doch jetzt ließ sich nicht mehr ausblenden, dass sich das Verhältnis zwischen uns verändert hatte. Jimmy verabschiedete sich und stürmte ins Haus. Walter blieb zurück.
»Er bedeutet mir viel«, sagte er. »Aber ich werde mich nie in eure Beziehung einmischen.«
Ich wollte schon einen abfälligen Kommentar loslassen, dann hielt ich ihm einfach die Hand hin und gratulierte ihm zur bevorstehenden Hochzeit. Er schien etwas überrascht, ergriff aber doch meine Hand und schüttelte sie. »Tut mir Leid, diese Geschichte mit deinem Job.«
»Das hab ich mir selbst eingebrockt, Walter.«
»Klingt nach einer gesunden Einstellung, Moynihan.«
»Ja, so bin ich nun mal: Die Ausgeglichenheit in Person.«
50
Als ich zur Nomad’s Chant zurückkam, tauchte ein bleicher Mond den Hafen in mildes Licht. Zum ersten Mal seit beinahe zwanzig Jahren hatte ich nichts zu tun, wusste nicht, was mir der nächste Tag bescheren würde, hatte in absehbarer Zukunft keinerlei Termine. Seamus Moynihan war zum Nomaden geworden, oder vielleicht zu einem Exilanten – ich hätte es selbst nicht sagen können. Dieser Gedanke trieb mich beinahe
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