Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
durchschnitten, ist ein äußerst aktives Geschäftszentrum. Nördlich und südlich der Interstate 8 gibt es so viele Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen, die San Diego besuchen wollen, dass die Stadtväter diesem Gebiet den einfallsreichen Namen »Hotel Circle« gegeben haben.
Das Six Palms Lodge im nördlichen Teil des Hotel Circle war einst das größte Kongresszentrum der Stadt. Dann hatte man direkt am Meer ein neues, viel größeres Kongressgebäude errichtet, und das Six Palms musste sich fortan mit weniger glanzvollen – und weniger einträglichen – Konferenzen begnügen. An diesem Wochenende tagte dort beispielsweise der kalifornische Verband der Leichenbestatter, um sich zwei Tage lang über die neuesten Sargmodelle und die Trends beim Leichenschmaus auszutauschen.
Am Abend zuvor hatten die Konferenzteilnehmer ordentlich gebechert, wie es bei solchen Veranstaltungen üblich ist. Die Zimmermädchen, an verkaterte Tagungsteilnehmer gewohnt, dachten sich nichts dabei, dass am Türgriff von Zimmer 1157 bis fünf Uhr nachmittags das »Bitte nicht stören«-Schild hing.
Zimmer 1157 lag in einem etwas abgelegenen Teil des Six Palms Lodge, in einem Anbau jenseits des Pools. John Sprouls, ein neununddreißigjähriger geschiedener Afroamerikaner, Pharmavertreter, der im vorangegangenen Jahr schon öfter im Six Palms gewohnt hatte, war Freitagabend gegen sechs Uhr angekommen und hatte den Wunsch nach einem Zimmer in eben jenem Anbau geäußert. Er glaubte, dort unbehelligt vom Nachtleben der Kongressteilnehmer schlafen zu können. Das erklärte er jedenfalls an der Rezeption.
Samstag um Viertel nach fünf, fünfundvierzig Minuten, bevor die Zimmermädchen Feierabend machten, klopfte man an seine Zimmertür. Da der Gast nicht reagierte, versuchte man es über sein Zimmertelefon. Als auch das keinen Erfolg hatte, öffnete der Zimmerservice die Tür mit einem Generalschlüssel. Sprouls lag nackt und gefesselt auf dem Bett, seine Haut war von Blutblasen übersät. Ein grüner Apfel steckte in seinem Mund.
In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben! stand auf dem Spiegel.
Sprouls war in der Nacht von Freitag auf Samstag der einzige Gast auf diesem Flur gewesen. Niemand hatte etwas von ihm gesehen oder gehört, seit er sein Zimmer bezogen hatte. Die Auswertung der Daten seines Mietwagens ergab, dass er vom Flughafen aus fünfunddreißig Kilometer gefahren war, das hieß, er hatte auf dem Weg zum Six Palms Lodge einen Abstecher von ungefähr fünfzehn Kilometern gemacht.
Das Zimmer von Sprouls war nachträglich gesäubert worden, aber nicht mit der gleichen Sorgfalt wie bei Haines. Das deutete darauf hin, dass der Mörder sich beeilt hatte, vielleicht, weil es ihn nervös machte, seine Tat an einem relativ öffentlichen Ort auszuführen. Die Spurensicherung entdeckte Fingerabdrücke auf einem Plastikbecher im Mülleimer des Badezimmers, die nicht von Sprouls stammten. Sechs weitere Fingerabdrücke fanden sich in Sprouls Mietwagen und an verschiedenen Stellen des Hotelzimmers. Auch bei Sprouls war der Genitalbereich mit einem Rohrreiniger geschrubbt worden. In den Laken waren Samenspuren zurückgeblieben, die zur DNA-Analyse geschickt wurden.
Sprouls Organizer verzeichnete mehrere Termine mit Ärzten und Klinikverwaltungen am Montag, jedoch keinerlei Verabredungen für Freitag, Samstag oder Sonntag. Das Gerät enthielt die Adressen und Telefonnummern besagter Ärzte und Krankenhäuser, aber von niemandem sonst in San Diego.
Die Aussage eines Bestattungsunternehmers aus Sacramento, der das gegenüberliegende Zimmer auf der anderen Seite des Pools hatte, wurde zu Protokoll genommen. Er sagte, er hätte am Abend vorher zu viel getrunken und sei um halb fünf aufgestanden, weil er sich übergeben musste. Er habe eine Dusche genommen und sei anschließend auf die Terrasse gegangen, in der Hoffnung, die frische Nachtluft würde seinen Magen beruhigen. Er sah jemanden auf der anderen Seite des Pools aus dem Gebäude kommen und in Richtung des nördlichen Parkplatzes gehen. Er beschrieb die Person als groß, sie trug einen Knautschhut und einen langen, dunklen Regenmantel. Das fand er merkwürdig, weil keine Wolke am Himmel zu sehen war und das Thermometer knapp fünfzehn Grad zeigte.
Das alles erfuhr ich erst am darauf folgenden Nachmittag.
Natürlich fuhr ich gleich hin und versuchte von außerhalb der Absperrung, Informationen von Missy, Jorge oder Freddie zu bekommen. Als Fraiser mich sah, wies er mich
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