Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
an, das Gelände zu verlassen. Ich weigerte mich zunächst mit der Begründung, ich befände mich auf öffentlichem Grund und Boden und er könne mir den Buckel runterrutschen. Schließlich kam aber Helen Adler dazu und drohte mir weitere Disziplinarmaßnahmen an, wenn ich nicht unverzüglich verschwand. Ich ging nach Hause, trank noch ein paar Stoli und schlief augenblicklich ein.
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Die Sunday Daily News verkündete in ihrer Ausgabe vom 23.April den dritten Mord in großen Lettern. Tarentino hielt an seiner Theorie fest, dass sich der Mörder Schwule und Bisexuelle als Opfer aussuche, die ihre Neigungen im Verborgenen auslebten. Als Zeugin führte er Sprouls Ex an. Allerdings hatte sie während ihrer Beziehung keinerlei Anzeichen von homosexuellen oder bisexuellen Interessen bei ihrem Mann feststellen können. Ihre Ehe war wegen einer Reihe von Seitensprüngen in die Brüche gegangen.
Trotzdem sagte sie zu Tarentino: »Bei John würde mich heute gar nichts mehr überraschen. So wie er sich immer benommen hat … Schwul? Bi? Ja, das könnte eine Erklärung sein.«
Wie Tarentino es angekündigt hatte, wurden meine Suspendierung und mein Ausschluss von den weiteren Untersuchungen nur noch am Rande auf Seite 3 behandelt. Der Artikel ritt vor allem darauf herum, dass der wahre Mörder Sprouls mit einer Schlange zu Tode gefoltert hatte, während ich Bigg Ja verfolgt und meine Detectives auf Foster gehetzt hatte.
In diesem Artikel wurde auch der Name des Mannes genannt, der während der Schießerei erschossen worden war. Es handelte sich um einen Samoaner namens Olo Buntz, dessen Touristenvisum seit vierzehn Monaten abgelaufen war. Rikkos Todeskampf mit dem Schlangengift wurde halbwegs ausführlich im mittleren Teil geschildert. Zu meiner großen Erleichterung wurde meine Bekanntschaft mit Janice Hood nur beiläufig erwähnt.
Ich spülte die Reste meines Wodka-Katers so gut es ging mit Kaffee hinunter und holte Jimmy bei Fay ab.
Er stand schon mit seiner Angelausrüstung am Tor und stieg gleich ein. Unterwegs sprachen wir beide kein Wort. Wir fuhren zu einer der Molen, die in die Mission Bay hinausführen. Wir stellten den Wagen ab, holten unsere Sachen heraus und kletterten über die Felsen weit nach draußen, bis die offene See vor uns lag. Ich machte unsere Ruten zurecht, wir warfen unsere Köder weit hinaus in die unruhige See und steckten die Angeln dann zwischen die Felsen.
Es kam Wind auf, aber nicht genug, um die Worte meines Sohnes zu verwehen: »Mom und Walter heiraten. Ich hatte solche Angst, dich zu verlieren.«
»Ich weiß, Sportsfreund«, antwortete ich und schloss ihn in die Arme. Er weinte.
Der Tagesplan sah vor, gemeinsam an Bord der Nomad’s Chant etwas zu essen, anschließend sollte ich Jimmy nach Hause bringen, damit er seine Schularbeiten machen konnte. Als wir aber gegen drei Uhr am Nachmittag beim Boot ankamen, beide etwas erleichtert von der Last, die uns das Leben auferlegte, saßen dort Jorge, Missy und Freddie auf dem Deck.
»Fraiser ist ein unfähiger Trottel«, begrüßte mich Missy.
»Und ihr setzt eure Karriere aufs Spiel, wenn ihr hierher kommt«, antwortete ich. »Fraiser und Adler haben sich am Tatort doch deutlich genug ausgedrückt. Ich habe nichts mehr mit dem Fall zu tun.«
Keiner der drei erwiderte etwas. Ihr kollektives Schweigen machte mich neugierig. Ich sagte Jimmy, er solle sich das Baseball-Spiel im Fernsehen anschauen, und ließ mich in einen Deckstuhl fallen. »Was wollt ihr von mir?«
»Lass uns die Spurenlage durchgehen, Sarge«, fing Jorge an. »Vielleicht übersehen wir etwas. Fraiser ist eine Niete in solchen Sachen. Er hat uns überall rumgescheucht, um rauszufinden, ob jemand den Kerl im grünen Regenmantel gesehen hat. Oder ob er irgendwo was liegen gelassen hat. Bei Parkplatzwächtern, Taxifahrern und so weiter.«
Ich hob die Schultern. »Gar nicht so dumm. Wir haben mehr als einmal große Fälle gelöst, weil sich jemand fand, der den Mörder gesehen hatte, oder weil der Mörder am Tatort etwas Belastendes zurückgelassen hat.«
»Aber für Fraiser ist das die einzige Art, auf die er überhaupt jemals einen Fall löst!«, rief Freddie. »Und du selbst hast gesagt: Dieser Mörder macht kaum Fehler. Außer den Opfern hat ihn nie jemand wirklich zu Gesicht bekommen. Er ist äußerst umsichtig und klug. Fraiser verlässt sich einzig auf das Glück. Ich glaube nicht, dass uns das so bald hold sein wird. Wir sollten unsere eigenen Talente
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